Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)
was soll das mit Maria? Maria und Hänschen … und dann noch der Hirte?? Nachfragen half zunächst nicht weiter, da die Erklärung lautete ›iste einfach Hänschen Marienhirte‹ – ganz klar! Mutig bestellten wir das Gericht und in dem Moment fiel dann auch der Groschen endlich: Es handelte sich um … mariniertes Hähnchen. Es schmeckte sehr gut.«
Anders als bei der Sphinx wurden also hier nicht die am Rätsel Scheiternden gefressen, sondern das Rätsel selbst.
Feng Shui vom Schwein – oder:
Neuigkeiten aus Asien
S ehr oft komme ich in München an einem asiatischen Imbiss vorbei, der seine Speisen »Auch zum Mitnehmen« anbietet. Dieses »Auch zum Mitnehmen« ist aber auf dem Schild im Schaufenster »Auch Zummit nehmen« geschrieben, sodass ich es weniger als Hinweis denn als dauernde Mahnung verstehe, nicht nur die auf der Karte angebotenen Speisen und Getränke zu erwerben, sondern immer auch »Zummit« zu kaufen, was immer »Zummit« sei, irgendeine Beilage vielleicht oder ein chinesischer Schnaps, vielleicht auch eine Süßigkeit?
Ich weiß es nicht.
Aber diese Silbenverschiebung ist ein Spezialität asiatischer Köche in Deutschland, denken wir nur an das Asia-Bistro
Anh-Yen
in Berlin, das auf seiner Karte »Täglich wes chel ende Menüsim Angebot« sowie ein »Ü berraschung sgeschenk« offeriert, quasi eine Asiatisierung desDeutschen. Wobei: Das Wort »Menüsim« lappt ja schon wieder ins Türkische, sodass wir es hier mit einer äußerst reizvollen Mischsprache zu tun haben.
Aber es kommt noch besser, hier: die Weine auf der Getränkekarte eines China-Restaurants in Lansing/Michigan in den USA, eingesandt vom Ehepaar T. aus Zermatt. Hier wandern französische Weine in ein Anglochinesisch, Pinot Noir heißt dort
Pee-Noe No-Arh
, der Beaujolais
Boe-Szho-Lay
und ein Vin Rosé Sec
Van-Roezay-Sek
. Die Liebfrauenmilch läuft unter
Leeb-Frou-Milsh
.
Ich finde es großartig, wie hier die eine Sprache sich in die andere verwandelt, wie also die französische Sprache und auch die deutsche amerikanisiert werden, dabei aber in der Schrift ganz und gar chinesisch oder, laienhaft betrachtet, fast eher Koreanisch aussehen, eine Glo-Bah-LEE-See-Roonk der Sprache. Und es ist eine der großen Stärken der Kombination von asiatischer Küche mit der deutschen Sprache: die Schaffung von neuen, auf der Zunge zergehenden Substantiven.
Leser G. aus Berlin erinnert sich immer gern an ein Gericht in einem China-Restaurant in Göttingen, das so hieß: »48a gebratäes Höhnebostleisch in Annas Suss Sauer Sosse«.
Frau B. förderte aus dem Internet einige Neuigkeiten über chinesische Tees zutage, einmal über den Wu-Yi-Tee (»Trinkendes Wu-Yi ist auch eine preiswerte Weise des Loswerdens Extrakosten zerstößt im Vergleich zu Drogen, Pillen, Diäten, Mahlzeitwiedereinbauerschütterungen, erhalten etc.«), dann aber auch über den Wulong-Tee: »AnXiWu langer Tee ist leicht oxidierter Wu lang Tee vom Anxi Bezirk, Fukien (Fujian) Provinz, China. Es ist bescheidenes, Hauptendstückscharfes, Qualitätslicht, Stammkurze und kleine, der Stammhaut helle Hauptfarbe und Glanzbraun, verhältnismäßig heller und feuchter Tee.«
Höhnebostleisch, Mahlzeitwiedereinbauerschütterungen, Hauptendstückscharfes, Stammhaut: Das sind auf seltsame Weise sich selbst genügende, in der Praxis unbenutzbare Wörter von einmaliger Schönheit, Vokabeln, die wie Feuerwerksraketen zischend in den Himmel steigen, dort in buntem Licht zerplatzen – und weg sind sie. Dunkel ist wieder die Nacht und wartet auf neue leuchtende Begriffe.
Sehr selten hingegen ist, dass wir aus dem asiatischen Raum Wörter zugeführt bekommen, die uns tatsächlich brauchbar erscheinen, eines möchte ich besonders erwähnen, Frau L. fand es auf der Karte des Wiesbadener Lieferservice
Bombay Haus
. Dort lesen wir gleich vorne: »Dienstag Spezial Angebot Drei Bestellen Zwei Basalen«.
Das »Basalen« finde ich erheblich schöner als das deutsche »Bezahlen«, es hat nicht dieses harte Zischen in der Mitte, es groovt irgendwie mehr. Ist es nicht sehr gut vorzustellen, im Lokal nicht »Bezahlen!« zu rufen, sondern »Basalen!«?
Ich möchte dieses kleine Kapitel nicht schließen, ohne drei Gerichte aus der asiatischen Küche besonders zu empfehlen.
Erstens »vietnamesische Windungen«, wie sie im Gasthaus
U Lipy
(Zur Linde) in der kleinen tschechischen Stadt Boc im Egertal vonfreundlichen Vietnamesen angeboten werden, begleitet von »energiewirtschaftlichen
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