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019 - Der Sarg des Vampirs

019 - Der Sarg des Vampirs

Titel: 019 - Der Sarg des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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    Der Wind fuhr pfeifend durch die Blätter der dichtstehenden Bäume. Hinter
schwarzen Stämmen waren die klapprigen Karren der Zigeuner zu erkennen, auf dem
runden Lagerplatz die rauchenden Reste eines Lagerfeuers. Der Alte mit dem
Backenbart starrte auf die Männer, die neben der ausgehobenen Grube standen und
mit zwei starken Seilen den schweren, einfachen Holzsarg in die Tiefe ließen.
    Dem Alten gegenüber, am Ende des frisch ausgehobenen Grabes, stand eine
Greisin – die Mutter des Toten. Zahllose Falten prägten ihr pergamentartiges
Gesicht, das teilweise durch ein wollenes Kopftuch verdeckt wurde, welches ihr
bis tief auf die Schultern reichte.
    Nicht ein einziges Mal wandte die Alte den Blick von dem Sarg, in dem ihr
Sohn Sarkom lag. Nichts lenkte sie ab, weder der Schrei eines Kauzes noch der
Sturm, der zwischen Ästen und Zweigen hindurchfegte, auf dem Boden Staub und
Laub aufwirbelte und über das offene Grab wehte. »Er wird wiederkommen«,
murmelte sie mit dumpfer Stimme, und eine Bö wehte ihre Worte davon. »Er ist
anders. Man kann Sarkom nicht töten. Seine Rache wird furchtbar sein!«
    Ein dumpfes Krachen riss ihr die letzten Worte förmlich von den Lippen. Der
Wind fegte orkanartig über die kleine Menschengruppe hinweg. Einer der
Totengräber wurde durch die Gewalt des Sturms nach vorn gedrückt, verlor für
einen Augenblick den Halt und drohte in die Gruft abzurutschen. Das Seil
entglitt seinem Zugriff, und der Sarg neigte sich zur Seite. Niemand konnte das
Unglück verhindern.
    Mit voller Wucht stürzte der Behälter in die Tiefe und schlug auf dem
felsigen Untergrund auf. Knirschend platzte der Sargdeckel auseinander, ein
Splitter bohrte sich wie ein Pfeil seitlich in die weiche, frische Erde der
Grube. Der Spalt auf dem Deckel war so breit, dass der Kopf und der halbe
Oberkörper des Toten sichtbar wurden.
    Sarkom war ein junger Mann mit einem markanten Gesicht und energischen
Kinn. Er lag da, als ob er schliefe. Von seinen Gesichtszügen war der letzte,
große Schmerz, als das Schwert ihm die Eingeweide aufgeschlitzt hatte,
abzulesen. Er lag mit halbgeöffnetem Mund da – seine Zahnreihen schimmerten
matt im Mondlicht. Auffallend waren die beiden überlangen Eckzähne, die über
die Unterlippe zu beiden Seiten ragten.
    Sarkom war ein Vampir!
    Die Männer beeilten sich, das Grab zuzuschaufeln, nahmen sich jedoch noch
die Zeit, Felsbrocken und Steine aufzuschichten. So entstand ein großes, fast
glattes Viereck, das sich einen Meter über dem Grabhügel erhob.
    Dann brach das Unwetter mit Tosen, Gewitter und Platzregen über sie herein.
    In dieser Nacht entlud sich eines der heftigsten Unwetter, an das sich die
Menschen der Umgebung erinnern konnten. Bäume wurden entwurzelt, Bäche traten
über ihre flachen Ufer und überschwemmten die Äcker und Felder. In den Bergen
der Sierra de Guadalupe kam es zu einem Erdrutsch.
    Die Zigeuner verbrachten die Nacht am Fuße des Berges im Schutz der
Dunkelheit des nahen Waldes. Die Greisin wich nicht vom Fenster ihres Wagens,
starrte auf den Grabhügel und murmelte:
    »In dieser Nacht wird etwas Schreckliches geschehen. Die Elemente toben, er
hat sie gerufen. Er wird umgehen. Niemand kann es verhindern ...«
    Als die Zigeuner am nächsten Morgen in aller Frühe ihren Lagerplatz
abbrachen, hatte sich das frische Grab während der Nacht verändert. Einige
Felsbrocken lagen auf der Seite und der kleine Hügel war etwas eingesunken, so
dass es aussah, als hätte der heftige Regen und Sturm den Boden unter dem
Gestein weggespült.
    Die drei Karren knirschten und ächzten in allen Fugen, als die Pferde sie
durch den aufgeweichten Boden zogen. Die Speichenräder schmatzten und blieben manchmal stecken. Es dauerte fast zwei Stunden, ehe sie
den Pfad erreichten, der weiter ins Tal führte. Später kamen sie in ein
Bergdorf, in dem große Aufregung herrschte.
    Die Zigeuner erfuhren, dass das Unwetter großen Schaden angerichtet hatte.
Vieh war ertrunken, in den Dorfgassen stand zum Teil noch das Wasser, Geröll
und Schlamm waren von den Bergen herabgekommen und drei Häuser eingestürzt. Unter
den Toten, die man inzwischen geborgen hatte, befanden sich zwei junge Mädchen
– achtzehn und neunzehn Jahre alt. Ihre Leichen waren in der Nähe der kleinen
Dorfkirche gefunden worden. Zunächst vermutete man, dass auch die Mädchen Opfer
des Sturms geworden waren. Doch dann stellte ein Arzt merkwürdige Verletzungen
an ihren Hälsen fest: Bisswunden, als hätte ein

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