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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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Warum ist das so? Wie schön wäre es, wenn jeder Tag so wie der gestrige und gestern wie morgen wäre! ... Es ist traurig, wenn man darüber nachdenkt.«
    »Der Alte altert und der Junge wächst«, sagte jemand in der Ecke mit schläfriger Stimme.
    »Man muß mehr zu Gott beten und über nichts nachdenken!« bemerkte die Hausfrau streng.
    »Das ist wahr, das ist wahr«, antwortete Ilja Iwanowitsch schnell und ängstlich, nachdem er zu philosophieren versucht hatte, und begann wieder auf und ab zu gehen.
    Man schweigt wieder lange Zeit; es ist nur das Zischen des durch die Nadel hin und her gezogenen Zwirns zu hören. Manchmal hob die Hausfrau das Schweigen auf.
    »Ja, es ist draußen dunkel«, sagt sie. »Wenn wir, so Gott will, die Feiertage erleben, werden die Verwandten auf Besuch kommen, dann wird es lustig sein und die Abende werden unmerklich vergehen. Wie lustig es wäre, wenn Malanja Pjetrowna käme! Was sie für Einfälle hat! Zinn gießen, Wachs schmelzen und vor das Haustor laufen; sie bringt mir alle Mädchen auf Abwege. Sie denkt sich allerlei Spiele aus ... so ist sie!«
    »Ja, sie ist eine Weltdame!« bemerkte jemand der Anwesenden. »Vor drei Jahren ist es ihr auch eingefallen, Bergrutschen zu veranstalten; damals als Luka Sawitsch sich die Braue zerschlagen hat ...«
    Plötzlich kam Leben in alle, man blickte Luka Sawitsch an und brach in Gelächter aus.
    »Wie ist denn das mit dir geschehen, Luka Sawitsch? Nun, erzähle einmal!« sagte Ilja Iwanowitsch und schüttelte sich vor Lachen.
    Und alle fahren fort zu lachen; Iljuscha ist erwacht und lacht auch mit.
    »Was ist denn da zu erzählen?« sagte der verlegene Luka Sawitsch. »Das alles hat Alexej Naumitsch sich ausgedacht: es ist ja gar nichts geschehen!«
    »Wieso denn?« entgegneten alle im Chor. »Wieso soll denn nichts geschehen sein? Sind wir denn gestorben? ... Und was ist denn mit der Stirn? Es ist darauf noch bis jetzt eine Schramme zu sehen ...«
    Und man lachte wieder.
    »Warum lacht ihr denn?« versuchte Luka Sawitsch während der Lachpause zu sagen. – »Es wäre ja sonst ... nichts geschehen ... aber Wassjka, dieser Schuft ... hat mir einen alten Handschlitten gegeben ... er ist unter mir auseinandergegangen, und da ist's geschehen ...«
    Allgemeines Gelächter übertönte seine Stimme. Er bestrebte sich vergeblich, die Geschichte seines Falles zu Ende zu erzählen. Das Lachen hatte die ganze Gesellschaft erfaßt, drang ins Vorzimmer und in die Mägdekammer, bemächtigte sich des ganzen Hauses, alle erinnerten sich an den komischen Vorfall, alle lachen lange, auf einmal und unbeschreiblich wie die olympischen Götter. Sowie sie aufzuhören beginnen, fängt irgend jemand wieder von neuem an – und dann geht's wieder los. Endlich gelingt es ihnen nach großer Mühe, sich zu beruhigen.
    »Nun, wirst du zu den Feiertagen wieder Schlitten rutschen?« fragt Ilja Iwanowitsch nach einer Weile.
    Jetzt kam ein neuer Lachausbruch, der zehn Minuten anhielt. »Soll man vielleicht Antipka sagen, er möchte zu den Fasten einen Berg machen?« sagt Oblomow von neuem. »Luka Sawitsch soll ein großer Liebhaber davon sein; er kann's gar nicht erwarten ...«
    Das Lachen der ganzen Gesellschaft ließ ihn nicht ausreden.
    »Ist denn jener ... Handschlitten noch ganz?« sagte einer der Anwesenden durch das Lachen hindurch. Ein erneutes Gelächter.
    Alle lachten lange und begannen endlich nach und nach zu verstummen; der eine trocknete sich die Tränen, der zweite schneuzte sich, der dritte hustete und spuckte wütend und sagte dabei mit Mühe:
    »Ach du mein Gott! Der Schleim erstickt mich ganz ... Wie er uns damals lachen gemacht hat! Bei Gott, das war eine Sünde! Wie er mit dem Rücken nach oben gelegen hat, und die Rockschöße waren auseinander ...«
    Hierauf erfolgte der endgültig letzte, andauerndste Lachanfall, und dann schwiegen alle. Der eine seufzte, der andere gähnte laut mit einem Spruche, und alles versenkte sich in Schweigen.
    Man hörte wie früher nur das Ticken des Pendels, das Klopfen von Oblomows Stiefeln und das leise Knistern des abgebissenen Fadens. Plötzlich blieb Ilja Iwanowitsch mit beunruhigter Miene mitten im Zimmer stehen und griff sich an die Nasenspitze.
    »Was ist denn das für ein Unglück? Schau einmal!« sagte er. »Es wird eine Leiche sein; mir juckt immer die Nasenspitze ...«
    »Ach du mein Gott!« sagte die Frau, die Hände zusammenschlagend. »Was für eine Leiche soll denn das sein, wenn die Nasenspitze juckt?

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