Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
können.«
Jetzt hätte ich am liebsten Paige angeschaut, aber schreckte auch diesmal davor zurück.
»Ich habe schon seit Jahren die Aktivitäten der mächtigsten Clans beobachtet, und als die Nachricht von Rainas Erfolgen mich erreichte – übrigens an der Nordküste Kaliforniens und nicht in Vermont, wo es weit und breit kein Meer gibt –, da begann ich aufzuhorchen. Wenig später wurde mir zugetragen, durch was oder genauer gesagt wen sie aufgehalten wurde, und ich war von der Story fasziniert. Also beschloss ich, den Sommer an der Ostküste zu verbringen.« Sie grinste. »Na ja, außerdem gibt es hier tollen Hummer.«
»Ich verstehe immer noch nicht«, sagte ich. »Was hat das alles mit den E-Mails zu tun? Mit den Fotos von den ermordeten Frauen?«
»Du warst widerspenstig. Du hast dich gegen das Geschenk gewehrt, das die Natur dir gegeben hat. Also musste ich dir zeigen, wie wertvoll es tatsächlich ist und dass du etwas ganz Besonderes bist. Nur so konnte ich hoffen, dass du dich mir anschließen würdest.«
»Aber wenn mich der letzte Sommer schon nicht überzeugt hat, wieso sollte ich jetzt anders darüber denken?«, hakte ich nach.
»Weil die Todesopfer diesmal weiblich waren. Bis eben hast du geglaubt, die Täter seien männlich, nicht wahr? Und du wolltest, dass sie angemessen bestraft werden?«
»Aber stattdessen hast du dahintergesteckt?«, fragte ich. » Du hast die ganzen Frauen umgebracht? Um mich von etwas zu überzeugen, was ich niemals akzeptieren werde?«
Natalie runzelte die Stirn. »Du neigst wirklich zu voreiligen Schlüssen. Das solltest du dir abgewöhnen, wenn wir erfolgreich zusammenarbeiten wollen.«
»Ich habe nicht vor, mit dir …«
Wieder erklang der schmerzhaft hohe Ton. Alles wurde weiß. Mein Kopf war wie leer geblasen.
»Ich habe niemanden getötet«, erklärte Natalie, als das grelle Licht nachließ. »Jedenfalls nicht in diesem Fall. Das brauchte ich gar nicht.«
Sie stand noch immer an das Geländer gelehnt und winkte mich zu sich. Während ich gehorchte, fragte ich mich, wo eigentlich die Polizei blieb.
»Tatsächlich habe ich überhaupt nichts getan«, versicherte Natalie und senkte vertraulich die Stimme, »außer aus dem Hintergrund zu dirigieren.«
Sie schaute über die Brüstung zum Strand. Als ich ihrem Blick folgte, sah ich die ganzen Männer aus der Gaststube auf den Hafen zuschlendern. Die weiblichen Partygäste, das wusste ich nun, waren keine gewöhnlichen Frauen.
»Ich habe sie alle kontrolliert«, trällerte sie mir leise ins Ohr, als seien wir beste Freundinnen, die ein Geheimnis miteinander teilten. »Damit man die Mails nicht zurückverfolgen konnte, habe ich sie von jungen Sirenen überall an den US -Küsten abschicken lassen. Eine ausgewählte Gruppe habe ich hergeholt, damit sie euch die Kamera zuspielten. Vorher haben wir damit Bilder geschossen, die an den letzten Sommer erinnerten. Wie ich gehofft hatte, habt ihr die Hinweise erkannt und sofort gedacht, ein verrückter Stalker sei hinter Sirenen her.«
»Was war mit der Gruppe, die ich am Bootsschuppen belauscht habe?«, wollte ich wissen.
»Ein glücklicher Zufall. Ich habe Colin einen anonymen Tipp mailen lassen und ihn mit Informationen über letzten Sommer gefüttert, weil ich wusste, dass du mit ihm in Kontakt kommen würdest. Er sollte als Ablenkung dienen, während ich mir die anderen Männer vornahm. Dann tauchten Colins Freunde auf und waren ganz begeistert von der Sirenengeschichte, was mir gerade recht kam.«
»Mit den anderen Männern meinst du die Seeleute? Besonders die beiden mit dem orangefarbenen Truck?«
»Ganz genau. Colin sollte eigentlich nur eine kleine Nebenrolle spielen. Aber dann wurden die beiden Männer, die ich eigentlich auserwählt hatte, ein bisschen zu aggressiv. Ich hatte eine junge, talentierte Sirene damit beauftragt, sie zu umgarnen, und leider hat sie aus Unerfahrenheit die Kontrolle verloren. Die beiden wussten, dass du die Zielperson bist, und begannen, Spiele mit dir zu spielen, als sich die Gelegenheit ergab. Dann ging einer von ihnen so weit, im Restaurantkeller handgreiflich zu werden. Also musste ich Colin mehr in den Vordergrund spielen, damit du nicht misstrauisch wurdest und zu früh alles durchschautest. Ich brauchte mehr Zeit.«
»Du hast ihn losgeschickt, um Rainas Halskette im Restaurant abzuliefern«, folgerte ich.
»Ganz genau. Die Sicherheitskameras haben sehr geholfen, muss ich sagen.«
Ich beobachtete die Männer und die
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