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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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selbst den Fluchtweg freischossen?
    Ich löste mich aus dem Journalistenpulk und sprintete auf das Haus zu. Nicht einmal Paparazzi waren scharf drauf, in die Schusslinie zu geraten. Aber ein paar hatten sich trotzdem in die Gefahrenzone gewagt. Eine Frau mit Hippiemähne stand mit ihrer Kamera hinter einem Telefonmast. Ein Mann mit fingerlosen Handschuhen kauerte hinter dem Briefkasten. Ihm war ein Objektiv auf die Auffahrt gerollt, aber offensichtlich hatte er zu viel Angst, um es sich zurückzuholen.
    Ich stand vor dem Haus. Abblätternder kornblumenblauer Putz, eine breite Veranda, das » ZU VERMIETEN «-Schild im Vorgarten. Irgendwie schien es absurd, dass zwischen diesen Wänden so etwas Schreckliches passieren konnte. Andererseits – was hatte ich erwartet? Einen Kerker mit tropfenden Wasserrohren? Genau in solchen Häusern passieren die stillen Katastrophen – jeden Tag, in netten Vierteln wie diesem, hinter den verschlossenen Türen und hübschen Vorstadtfassaden.
    Rechts von mir lag Joe auf dem Bauch in einem Lavendelbeet und nieste. Er hielt ein Richtmikrofon auf das Haus, um die Vibrationen der Fensterfront einzufangen. Ich hatte ihn fast übersehen.
    »Was kannst du von da drinnen hören?«, fragte ich.
    Ohne sein Gesicht zu heben, wiederholte er tonlos: »›Oh Scheiße oh Scheiße oh Mann wir sitzen derart in der Scheiße.‹«
    Die Sirenen kamen näher.
    Hinter einem Vorhang erschien ein Schatten. Und dann das dunkle Oval eines Gesichts. Es starrte mich an, und ich starrte zurück.
    »Moment, jetzt sagen sie was.« Joe räusperte sich und horchte. »›Komm, wir legen sie um und dann nichts wie weg hier.‹«
    Es kam mir vor, als würde ich nicht zur Tür rennen, sondern schweben.
    Sie können sich nicht ansatzweise vorstellen, was das für Menschen sind. Von Ihrer Frau würde nicht viel mehr übrig bleiben als ein Blutfleck.
Ich hämmerte an die Tür. »Warten Sie!«, schrie ich. »Hier ist Patrick! Ich habe die Informationen, die Sie brauchen!«
    Stille. Die Tür war verschlossen. Ich versuchte, sie einzutreten. »Warten Sie!
Warten Sie!
Sie müssen unbedingt mit mir reden!«
    Die Tür ging auf, eine riesige Hand schoss heraus, packte mich am Hemd und zog mich ins Hausinnere. Ich wurde über die rutschigen Fliesen gewirbelt und sah DeWitts anzüglich grinsendes Gesicht über mir. Verrone stand neben ihm, und zwei weitere Männer von ziemlich militärischer Statur hatten mit kurzläufigen Waffen im Anschlag am Fenster Position bezogen. Der eine hatte ein ganz rotes Gesicht, und seine Knie zitterten sichtlich. Er drehte sich um und zielte auf meinen Kopf. »Los, wir erledigen den Typen, und dann nichts wie weg!«
    Ich wich zurück und rief: »Sie müssen sich erst anhören, was ich für Sie habe!«
    Die Sirenen waren jetzt in unmittelbarer Nähe.
    Eine geschlossene Tür führte in einen Nebenraum. Ariana. Ich musste meinen Blick losreißen. »Ist sie da drin?«
    Keine Antwort vom Ridgeline-Team.
    »Geht es ihr gut?« Meine Stimme zitterte.
    Über DeWitts Stirn strömte der Schweiß. »Was zum Teufel haben Sie angerichtet? Was zum Teufel haben Sie da angerichtet?«
    Ich zog einen Umschlag aus meiner Innentasche und warf ihn ihm zu. Die Blätter fielen heraus und rutschten ein Stückchen über den Boden. Überweisungen, Fotos von Überwachungskameras, all die Kontoauszüge und Telefonrechnungen, die Zahlungen für die Morde an Mikey Peralta, Deborah Vance und Keith Conner.
    »Nein«, sagte Verrone. Er machte einen wackligen Schritt zurück. »Woher haben Sie das?«
    »Von der Festplatte Ihres Kopierers.«
    Verrone warf einem der Männer am Fenster einen wütenden Blick zu, woraufhin sich dieser verteidigte: »Verdammt, du hast keinen Ton von einer Scheißfestplatte gesagt!«
    Ich redete ganz ruhig weiter. »Diese Dokumente sind eine Spur, die direkt zu Festman Gruber führt. Aber diese Spur führt auch zu Ihnen.«
    »Na und?«, gab Verrone zurück. »Wir haben genug in der Hand, um Festman dazu zu zwingen, sich für uns ins Zeug zu legen. Sie müssen. Sonst sind sie selbst dran. Und Typen wie die lassen sich nicht drankriegen.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Dann können Sie sich schön gegenseitig zerfleischen. Aber soll ich Ihnen was sagen? Bei diesem gegenseitigen Spielchen mache ich nicht mit.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Dass ich hier die Karten in der Hand habe. Ich habe auch die CD  – mit der Studie über die illegalen Dezibelwerte. Und ich weiß, was das alles für die beteiligten Parteien

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