Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)
das Schiff in die Wellen und brachte
Alle Geräte hinein, die Rüstung segelnder Schiffe,
Stellt’ es darauf am Ende der Bucht. Die tapfern Gefährten
Standen versammelt umher, und jeden ermahnte die Göttin.
Und ein Neues ersann die heilige Pallas Athene:
Eilend ging sie zum Hause des göttergleichen Odysseus,
Übertauete sanft mit süßem Schlafe die Freier,
Machte die Säufer berauscht, und den Händen entsanken die Becher.
Müde wankten sie heim durch die Stadt und konnten nicht länger
Sitzen, da ihnen der Schlaf die Augenlider bedeckte.
Aber Telemachos rief die heilige Pallas Athene
Aus dem Saale hervor des schöngebauten Palastes,
Mentorn gleich in allem, sowohl an Gestalt wie an Stimme:
Jetzo, Telemachos, sitzen die schöngeharnischten Freunde
Alle am Ruder bereit und harren nur deiner zur Abfahrt.
Laß uns zu Schiffe gehn und die Reise nicht länger verschieben!
Als sie die Worte geredet, da wandelte Pallas Athene
Eilend voran; und er folgte den Schritten der wandelnden Göttin.
Und da sie jetzo das Schiff und des Meeres Ufer erreichten,
Fanden sie an dem Gestade die hauptumlockten Genossen.
Unter ihnen begann Telemachos’ heilige Stärke:
Kommt, Geliebte, mit mir die Zehrung zu holen. Sie liegt schon
Alle beisammen im Haus; und nichts argwöhnet die Mutter,
Noch die übrigen Mägde; nur eine weiß das Geheimnis.
Also sprach er und eilte voran; sie folgten dem Führer,
Brachten alles und legten’s im schöngebordeten Schiffe
Nieder, wie ihnen befahl der geliebte Sohn von Odysseus.
Und Telemachos trat in das Schiff, geführt von Athenen.
Diese setzte sich hinten am Steuer, nahe der Göttin
Setzte Telemachos sich. Die andern lösten die Seile,
Traten dann selber ins Schiff und setzten sich hin auf die Bänke.
Einen günstigen Wind sandt ihnen Pallas Athene,
Leise streifte der West das rauschende dunkle Gewässer.
Aber Telemachos trieb und ermahnte die lieben Gefährten,
Schnell die Geräte zu ordnen. Sie folgeten seinem Befehle,
Stellten den fichtenen Mast in die mittlere Höhle des Bodens,
Richteten hoch ihn empor und banden ihn fest mit den Seilen;
Spannten die weißen Segel mit starkgeflochtenen Riemen.
Hochauf wölbte der Wind das volle Segel, und donnernd
Wogte die purpurne Flut um den Kiel des gleitenden Schiffes;
Schnell durchlief es die Wogen in unaufhaltsamer Eile.
Als sie nun die Geräte des schwarzen Schiffes befestigt,
Stellten sie Kelche hin, bis oben mit Weine gefüllet.
Und sie gossen des Weins für alle unsterblichen Götter,
Aber am meisten für Zeus’ blauäugichte Tochter Athene,
Welche die ganze Nacht und den Morgen die Wasser beschiffte.
III. Gesang
Telemachos, von Nestor, der am Gestade opfert, gastfrei empfangen, fragt nach des Vaters Rückkehr; Nestor erzählt, wie er selbst und wer sonst von Troja gekehrt sei, ermahnt den Telemachos zur Tapferkeit gegen die Freier und rät ihm, bei Menelaos sich zu erkundigen. Der Athene, die als Adler verschwand, gelobt Nestor eine Kuh. Telemachos von Nestor geherbergt. Am Morgen nach vollbrachtem Opfer fährt er mit Nestors Sohne Peisistratos nach Sparta, wo sie den anderen Abend ankommen.
Jetzo erhub sich die Sonn aus ihrem strahlenden Teiche
Auf zum ehernen Himmel, zu leuchten den ewigen Göttern
Und den sterblichen Menschen auf lebenschenkender Erde.
Und die Schiffenden kamen zur wohlgebauten Pylos,
Neleus’ Stadt. Dort brachten am Meergestade die Männer
Schwarze Stiere zum Opfer dem bläulichgelockten Poseidon.
Neun war der Bänke Zahl, fünfhundert saßen auf jeder,
Jede von diesen gab neun Stiere. Sie kosteten jetzo
Alle der Eingeweide und brannten dem Gotte die Lenden.
Jene steurten an Land und zogen die Segel herunter,
Banden das gleichgezimmerte Schiff und stiegen ans Ufer.
Auch Telemachos stieg aus dem Schiffe, geführt von der Göttin.
Ihn erinnerte Zeus’ blauäugichte Tochter Athene:
Jetzo, Telemachos, brauchst du dich keinesweges zu scheuen!
Darum bist du die Wogen durchschifft, nach dem Vater zu forschen,
Wo ihn die Erde verbirgt und welches Schicksal ihn hinnahm.
Auf denn! und gehe gerade zum Rossebändiger Nestor,
Daß wir sehen, was etwa sein Herz für Rat dir bewahre.
Aber du mußt ihm flehn, daß er die Wahrheit verkünde.
Lügen wird er nicht reden, denn er ist viel zu verständig!
Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
Mentor, wie geh ich doch und wie begrüß ich den König?
Unerfahren bin ich in wohlgeordneten Worten,
Und ich scheue
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