Odyssey 01 - In die Dunkelheit
auf dem Schirm auftauchte und sofort wieder verschwand.
»Leitflugzeug, hier ist Racer«, drang Gabrielles Stimme über das taktische Netz. »Fox Three.«
Das war das Codewort für den Einsatz eines radargesteuerten Raketengeschosses.
Das Gefecht hatte begonnen.
»Wie viele Hochgeschwindigkeitsraketen haben wir noch, Lieutenant?« Weston blickte zu Susan Lamont hinüber. Sie führte Buch über das Waffenarsenal und hatte die Liste so abgespeichert, dass sie jederzeit abrufbar war.
»Bis jetzt haben wir achtzig Prozent unseres Standardarsenals eingesetzt, Sir.«
Weston nickte. Trotz der ernsten Lage registrierte er leicht belustigt, dass ihre Stimme so klang, als wollte sie sich persönlich dafür entschuldigen. »Dankeschön, Ensign.«
Selbstverständlich traf Susan keine Schuld. Niemand hatte auch nur im entferntesten ahnen können, dass sie in eine Situation wie diese geraten würden. Hätten sie vorgehabt, in ein Kriegsgebiet vorzustoßen, hätten sie wahrscheinlich das Zehnfache an Gefechtsausrüstung mit an Bord genommen. Susans Meldung bedeutete, dass sie zur Abwehr von zwei feindlichen Kriegsschiffen höchstens noch die Hälfte ihrer Munition plus die Laser einsetzen konnten. Die Torpedos waren verschossen.
Es ist immer noch Schlimmeres vorstellbar , dachte Weston. Beispielsweise, wenn der Block durchgesetzt hätte, uns diese Reporterin, Miss Lynn, als Beobachterin auf den Hals zu schicken.
Kurz dachte er an den Befehl, den er Commander Roberts mitgegeben hatte: in einer aussichtslosen Situation die Archangels zurückzurufen und zu flüchten. Doch er wusste, dass das jetzt nutzlos war. Die Schiffe der Außerirdischen konnten viel stärker beschleunigen als die Odyssey – wenn auch nicht so gut wie anfangs angenommen –, und das würde ihnen ermöglichen, die Odyssey zu zerstören, noch ehe sie die Heliopause erreichte. Lange vor diesem Zeitpunkt.
Wenn dem Säugetier Mensch die Flucht verwehrt war, blieb ihm seiner ganzen Natur und seinen Instinkten nach nur ein Weg offen: der Kampf.
»Ich … Ich glaube, wir haben einen Treffer erzielt!«, rief Racer über das taktische Netz. »Ist aber schwer zu sagen … Es hat zwar eine Wärmeexplosion gegeben, aber wegen der Sonne kann man nichts erkennen.«
»An alle Archangels«, drang Stephanos’ ruhige Stimme über das taktische Netz. »Geschwindigkeit erhöhen und verteilen.«
Samuels schob den Hebel für die Schubdüsen nach vorn und spürte, wie der Kampfjäger am Heck zu dröhnen begann. Alle ihre Gefährten ringsum kamen dem Befehl ebenfalls nach.
Gleich darauf, immer noch beschleunigend, verteilten sie sich, verringerten den Abstand zum Feind und rasten mitten in das grelle, rötliche und eindeutig gespenstische Licht hinein, das der primäre Himmelskörper ausstrahlte.
»Haltet die Augen trotz des Lichts weit offen, Angels«, befahl Stephanos. »Sie kommen.«
Samuels hielt sich an diesen Rat, starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Sonne und hielt nach den Gegnern Ausschau. Immer noch tauchten sie hier und dort auf, um gleich wieder zu verschwinden – bis sie plötzlich gar nicht mehr auszumachen waren. Dann waren sie auf einmal wieder da, sausten donnernd aus dem gleißenden Licht heran, waren aber zu viele, um sich in der blendenden Sonne völlig verstecken zu können. Samuels schrie verblüfft auf.
»Da sind sie, aufgepasst!«, sagte Stephanos kurz darauf, als der Feind mit dem Laserbeschuss begann. »Stellt sicher, dass eure Gefechtscomputer die Panzereinstellungen automatisch anpassen, und beschleunigt weiter.«
Die Nadeln in Jennifers Nacken juckten, aber das bildete sie sich wohl nur ein, denn eigentlich konnte man sie nicht mehr spüren, sobald sie eingeführt waren. Plötzlich heulte der Computer auf: Einer der feindlichen Kampfjäger, der es auf sie abgesehen und ihre Maschine mit einem Laserstrahl gestreift hatte, hatte den Alarm des Rechners ausgelöst, der die Panzerung daraufhin automatisch anpasste. Die Camouflage-Platten ringsum schimmerten auf und wechselten von ihrer Grundfarbe zu einer Oberflächenschattierung, die die Laserstrahlen des Feindes optimal ablenkte. Gleich darauf erstarb das Geheul.
Nur ein Bagatellschaden , dachte sie, während sie die Anzeigen durchging. Die Oberfläche des rechten Flügels war leicht versengt und würde einen weiteren unmittelbaren Treffer wohl nicht gut wegstecken, da der Streifschuss einen Großteil der Panzerung abgeschmolzen hatte. Allerdings handelte es sich nur um eine
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