Odyssey 01 - In die Dunkelheit
vom übrigen Körper unterscheiden.«
»Verstehe.«
»Aber ehrlich gesagt, Ma’am …«, Weston zögerte, »machen mir die Drasins keine große Angst.«
Die Admiral sah ihn mit völlig verwirrter Miene an. »Sind denn nicht Sie derjenige, der Bilder von diesem zerstörten Planeten mit zur Erde gebracht hat? Wie haben Sie ihn genannt? Port Fey?«
»Ja, Ma’am.« Weston schluckte.
Die Bilder von Port Fuielles wirkten genauso verstörend wie die von dem Planeten, auf dem sie erstmals auf die Drasins gestoßen waren. Einige Tage nach dem Angriff der Drasins auf Port Fuielles hatte die Odyssey nochmals das Sternsystem durchstreift, da Weston und seine Leute die Folgen mit eigenen Augen sehen wollten.
Zu diesem Zeitpunkt war der Planet bereits völlig zerstört. Die Drasins hatten jede Spur der Menschheit buchstäblich ausgelöscht, darüber hinaus aber auch fast jede Spur sonstigen Lebens. Als die Odyssey dieses Sternsystem ein zweites Mal verlassen hatte, breiteten sich auf dem Planeten bereits Landschaften aus, die an den Mars erinnerten.
Doch noch schlimmer sah es auf dem Planeten im ersten Sternsystem aus. Es war nicht nur die Szenerie eines Albtraums, sondern ein Bild des Grauens von epischen Ausmaßen.
Auf diesem Planeten hatten die Drasins die Wochen nach dem ersten Angriff dazu genutzt, sich völlig unkontrolliert zu vermehren. Nach den Aufzeichnungen der von der Odyssey ausgeschickten Aufklärungsdrohnen war von dem Planeten nur eine schnell zerfallende Welt voller toter oder sterbender Drasins übrig geblieben. In ihrem ungezügelten Vermehrungsdrang hatten sich diese Monster den Planeten buchstäblich einverleibt, bis seine Überreste durch mehrere Vulkanausbrüche auseinandergefallen waren.
Getrieben von blindwütigen Instinkten, hatten die Drasins sogar das vernichtet, das sie selbst zum Leben brauchten – zumindest musste man das aus den Aufzeichnungen schließen.
Als die planetare Atmosphäre genau wie die Wärme der sterbenden Welt schwand, starben auch die Drasins. Viele von ihnen trieben und strampelten zwar noch in der Umlaufbahn des früheren Planeten herum, aber die von den Drohnen gemessenen Werte deuteten darauf hin, dass sie schnell Körperwärme verloren und bald ihr Ende finden würden.
Mit einem Räuspern rief die Admiralin Weston in die Gegenwart zurück. »Fahren Sie fort, Captain.«
»Die Drasins«, sagte er nach kurzem Nachdenken, »sind meiner Meinung nach Biowaffen.«
Gracen zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Alles weist darauf hin, Admiralin.« Er beugte sich vor. »Sie waren allzu perfekt für den Angriff auf die Kolonien ausgerüstet. Sie kannten sowohl im Raum als auch im Feld die Laserfrequenzen ihrer Gegner. Sie waren wie geschaffen für ihren Job, geradezu maßgeschneidert, Admiralin … Außerdem glaube ich nicht, dass irgendeine natürliche Spezies auf solche Weise Selbstmord begehen würde wie diese Monster. Nein, Ma’am, die Drasins sind nichts anderes als Biowaffen.«
»Trotzdem verstehe ich nicht, wieso Sie keine Angst vor ihnen haben. Gerade, wenn es Biowaffen sind.«
»Weil ich noch nie im Leben Angst vor Waffen hatte. Was mir zu schaffen macht, ist derjenige, der den Finger am Abzug hat.«
Er ließ diese Erklärung kurz wirken, ehe er fortfuhr. »Die Drasins beunruhigen mich nicht besonders, Admiralin. Nach sehr kurzer Einarbeitungszeit könnten auch wir sie dazu einsetzen, Schlachtschiffe und Verteidigungsanlagen zu bauen. Aber irgendwo da draußen existiert jemand, der sie auf die Kolonien ausgerichtet und auf den Abzug gedrückt hat.«
Eric Weston sah der Admiralin in die Augen. »Und vor demjenigen, Ma’am, habe ich entsetzliche Angst.«
Das Abenteuer geht weiter in:
Evan Currie
AUS DER TIEFE
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