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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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geräumt und die Flughafenfeuerwehr verständigt. Sie wird nur von einem einzigen Piloten geflogen, der sie in- und auswendig kennt, der sie liebt, als wäre sie sein Kind, und der sie mit so vielen Amuletten behängt hat, dass es niemanden mehr wundern würde, wenn sie ganz ohne Treibstoff ausschließlich mit der Gnade der Götter flöge.
    Die meisten Passagiere sind über die zahlreichen Macken des Flugzeugs informiert, weil es sich in der Mehrzahl um regelmäßige Kunden handelt - meist Geschäftsleute, Diplomaten oder Regierungsmitglieder, die entweder selbst über die Mittel verfügen, sich den astronomischen Preis für ein Ticket leisten zu können, oder denen der Flug bezahlt wird. Die beiden aschfahlen Weißen jedoch, die mit zitternden Knien die rauchende Maschine verlassen und sich würgend auf die glühende, aufgeplatzte Betonpiste von Ouaga übergeben, waren mit Sicherheit nicht eingeweiht. Die anderen Passagiere umringen sie mit den unterschiedlichsten Gefühlsäußerungen, die von mitleidigem Lächeln bis zur offenen Missbilligung reichen.
    Nachdem die beiden Männer sich einigermaßen erholt haben, stellen sie sich, erleichtert darüber, sich wieder auf festem Boden zu befinden, am Schluss der alles andere als ordentlichen Schlange vor dem Zoll an. Die Temperatur liegt bei etwa 50 Grad im Schatten. Die beiden Männer schwitzen in Strömen und fühlen sich sichtlich unwohl. Der Zollbeamte reicht ihnen ein Formular, das sie verständnislos betrachten.
    »Das müssen Sie ausfüllen. Für den Zoll«, erklärt ihnen ein dicker Kerl in Anzug, Krawatte und einem Aktenköfferchen in der Hand, dem die Hitze offensichtlich nichts anzuhaben scheint. »Brauchen Sie einen Stift?«
    Er hält ihnen einen Kugelschreiber hin, den er aus seiner Brusttasche geangelt hat. Einer der Weißen nimmt ihn ohne ein Wort und fängt an, die einzelnen Kästchen auszufüllen. Name, Vorname, Adresse, Dauer des Aufenthalts. Der dicke Schwarze beobachtet ihn völlig ungeniert.
    »Amerikaner?«, erkundigt er sich schließlich. Sein Mondgesicht strahlt.
    » Yeah«, antwortet der Weiße. »Aus Kansas.«
    »Kommen Sie geschäftlich nach Burkina?«
    »Nein«, knurrt der Gefragte und reicht den Kugelschreiber an seinen Kollegen weiter.
    »Schade.« Das Lächeln des Dicken erlischt. »Also - mein Metier ist die Baumwolle. Ich besitze einige Plantagen in der Provinz Mouhoun. Allerdings haben wir wegen der Trockenheit große Schwierigkeiten auf unseren Feldern. Ein Export ist inzwischen so gut wie nicht mehr möglich.«
    »Dann bauen Sie doch transgene Baumwolle an«, rät ihm einer der beiden Amerikaner. »Ihre Erträge würden sich mit Sicherheit steigern.«
    Der Dicke sieht ihn an, als hätte der Amerikaner ihm ein obszönes Angebot gemacht, und dreht sich ostentativ um. Mit ausgefüllten Formularen stellen sich die beiden Weißen erneut an. Die Schlange stockt immer wieder; Zollbeamte und Passagiere haben sich lautstark eine Menge zu erzählen.
    Endlich sind die Amerikaner an der Reihe. Der Zollbeamte, ein kahlköpfiger, misstrauisch und trocken wirkender Mensch, liest zunächst die ausgefüllten Formulare mit großer Aufmerksamkeit durch, ehe er sich die Pässe vornimmt. Er studiert die Papiere, hebt die Augen zu den beiden Weißen, senkt sie wieder auf die Formulare.
    »Stimmt etwas nicht?«, will einer der beiden wissen.
    »Sie haben als Grund für Ihren Aufenthalt ›Tourismus‹ angegeben«, stellt der Zollbeamte fest. »Sind Sie tatsächlich aus touristischen Gründen hier?«
    »Ja, wieso? Ist das etwa verboten?«, begehrt der andere nervös auf.
    »Nein, aber hier gibt es nichts zu sehen. Burkina liegt im Sterben.«
    »Trotzdem würden wir uns das Land gerne anschauen.«
    Der Zollbeamte murmelt etwas, das die beiden Weißen nicht verstehen, doch an seinem Gesichtsausdruck erkennen sie, dass es nicht unbedingt Willkommensworte sind.
    Wütend stempelt er die Pässe und reicht sie ihnen mit spitzen Fingern wie etwas sehr Ekelhaftes zurück.
    »Welch charmanter Empfang«, meint einer der Amerikaner pikiert und steckt seinen Pass in die Brusttasche seines verschwitzten Karohemdes.
    »Du bist vielleicht noch nicht so oft gereist wie ich, Harry, doch du wirst ziemlich schnell feststellen, dass wir meistens nicht willkommen sind. Noch nicht einmal bei unseren früheren Verbündeten. Aber irgendwann gewöhnt man sich daran.«
    »So ist es eben, wenn man der Arsch der ganzen Welt ist«, seufzt Harry auf dem Weg zum Gepäckband.
    »Wir haben

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