Anstrengungen vollständig zusammenbekommen, ich dagegen hatte große Probleme, einen Fahrer zu finden. Niemand nimmt freiwillig das Risiko in Kauf, nach Burkina zu reisen - ein Westeuropäer wagt nicht einmal, den transmediterranen Limes zu überschreiten, hinter dem er eine wahre Hölle vermutet. Inzwischen jedoch bin ich in Deutschland fündig geworden, wo sich ein Freiwilliger gemeldet hat. Ich werde ihn übermorgen in Straßburg treffen, obgleich er auf den ersten Blick nicht dem versierten, wüstenerfahrenen Chauffeur entspricht, den einzustellen Sie mir nahegelegt haben. Aber ich durfte nicht allzu wählerisch sein, weil das unsere Abreise verzögert hätte und ich Sie so verstanden habe, dass es Ihnen sehr eilig ist.
Wenn alles nach Plan läuft, werden wir in drei Tagen aufbrechen. Für die Reise rechne ich etwa eine Woche. Die genaue Route habe ich noch nicht ausgearbeitet; ich werde sie gemeinsam mit dem Fahrer festlegen. Hoffentlich machen uns Wüste, Durst, Pannen und Piraten nicht allzu sehr zu schaffen!
Inzwischen habe ich auch Ihren Sohn Moussa kontaktiert und, wie von Ihnen erbeten, versucht, ihn zur Mitfahrt in unserem Konvoi zu bewegen. Leider muss ich gestehen, dass es mir nicht gelungen ist. Er möchte nicht nach Burkina zurückkehren, obwohl ihm Kälte, Regen und der sich ausbreitende Rassismus in Deutschland zuwider sind. Auch hat ihn die Aussicht, den ganzen Weg in einem Lastwagen zurückzulegen, geradezu entsetzt. Wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf, so glaube ich, dass sich Ihr Sohn die europäische Mentalität, sich gern in einen Kokon zurückzuziehen, inzwischen zu eigen gemacht hat. Wahrscheinlich werden Sie eine andere Lösung finden müssen, denn weder der Fahrer noch ich selbst sind Spezialisten auf dem Gebiet der Tiefenbohrung oder Bewässerung, obwohl der Chauffeur in seinem Lebenslauf als Beruf »Gärtner« angegeben hat. Abgesehen jedoch vom Material dürften diesbezügliche Kompetenzen in Ihrem Land gewiss leicht zu finden sein.
Wir werden von unterwegs so oft wie irgend möglich mit Ihnen Kontakt aufnehmen, um Sie über den Fortgang unserer Reise auf dem Laufenden zu halten. Im Link finden Sie meine Kontaktdaten , unter denen Sie mich - zumindest in Europa - jederzeit erreichen können. Ob mein Telefon in Afrika funktioniert, weiß ich bisher nicht.
Bis hoffentlich bald
Laurie Prigent
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Nein zu Teledrogen - eine Initiative von MAYA™
Von: Moussa Diallo-Konaté ‹
[email protected]›
An: Fatimata Konaté
Datum: 13. 11. 2030- 22:41 GMT
Sicherheitsstufe: Privat
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Liebe Mama,
nach langem Nachdenken habe ich mich entschlossen heimzukommen. Die Entscheidung war nicht leicht, denn erstens bin ich auf dem besten Weg, im nächsten Jahr mein Ingenieursdiplom zu bestehen, und zweitens habe ich hier viele Freunde gefunden. Besonders liegt mir dabei ein Mädchen am Herzen (es handelt sich um Gudrun, von der ich dir schon erzählt habe), die mir mit Sicherheit nicht nach Afrika folgen wird und die ich womöglich niemals wiedersehen werde.
Du wirst natürlich argumentieren, dass meine kleinen Sorgen nicht sehr schwer wiegen gegenüber der verzweifelten Lage, in der sich Millionen meiner Landsleute befinden. Auch ich bin zu dieser Ansicht gekommen (es war übrigens nicht die hübsche, von dir beauftragte Blondine, die mich überzeugt hat!) und kehre daher zurück. Ich habe verstanden, dass du jeden vernünftigen Kopf und jede intakte Hand brauchst, und nach deiner Beschreibung ist in Burkina nicht mehr viel von beidem geblieben. Auch dein Wunsch, die Familienbande wieder enger zu knüpfen, ist mir nicht verborgen geblieben. Du brauchst Unterstützung in deinem Kampf gegen das immer feindlicher werdende Klima. (78 Grad wurden letzten Monat in Rub' al' Khali gemessen. Unvorstellbar!) Ich werde also meine Karriere und die mögliche Verbindung mit einer hübschen, reichen Berlinerin opfern, um im Sand von Kongoussi nach Wasser zu graben. Ich hoffe, du kannst ermessen, wie wichtig diese Entscheidung für mich ist - immerhin verändert Sie meine gesamte Zukunft. Es ist nämlich durchaus nicht sicher, dass ich nach Beendigung der Arbeiten wieder an die Technische Universität zurückkehren kann, denn die europäischen Einwanderungsgesetze werden mit jedem Jahr drakonischer. Du wirst mir wahrscheinlich helfen müssen, wieder in Burkina Fuß zu fassen.
Schließlich möchte ich dich noch bitten, die Zurschaustellung unserer Armut nicht zu übertreiben. Es