Öffnet den Himmel
die einzelnen Geschichten skizziert; alle fünf sollen sich wie bei einer Chronik kontinuierlich mit einem Thema befassen, das über ein Jahrhundert oder mehr verfolgt wird – also eine Serie, in der eine Entwicklung stattfindet, und nicht eine, wo schon alles festgelegt ist. Dahinter steckt natürlich der Wunsch, sie zu einem lose zusammenhängenden ‚Roman’ zu verweben, der später als Buch veröffentlicht werden kann.“ Ich schickte Pohl kein Expose, sondern nur noch die folgende, geheimnisvolle Ankündigung: „Die Serie soll eine Auffrischung von Neil R. Jones’ Duma Rangue-Serie werden – versehen mit Obertönen von Cordwainer Smith und Poul Anderson. Alles klar?“
Ich wollte von Pohl nur die Zusage, daß er die erste Story dieser Serie kaufen würde. Wenn sie ihm gefiel, wollte ich auch die vier restlichen schreiben; wenn nicht, würde ich den Scheck einstecken und keine Zeile mehr an diese Sache verschwenden. Pohl akzeptierte die Sache nicht nur, er bot auch an, mir dabei zu helfen, die Buchrechte an der Serie an einen Verlag zu verkaufen. Er arbeitete damals als inoffizieller Talentsucher für den Buchverlag, bei dem er gerade selbst unter Vertrag stand, nämlich Ballantine Books. Er war sich ziemlich sicher, Ballantine für diesen Roman gewinnen zu können. Das begeisterte mich natürlich, denn Ballantine war einer der führenden Verlage von Science Fiction. Und wenn ich wirklich vorhaben sollte, zur SF zurückzukehren, dann konnte ich einen wohlwollenden Verlag nur allzu gut gebrauchen.
Mitte November 1964 schickte ich den ersten Kurzroman, „Blue Fire“ („Blaues Feuer“), ein. Pohl meinte, er sei teilweise zu unvollständig – ich hatte eine zu große Menge an Backgroundinformationen für spätere Geschichten zurückgehalten – und verlangte zusätzliche Einfügungen. Aber ansonsten war er über die Geschichte sehr erfreut, und er erklärte mir, ich solle weitermachen und die Serie zu Ende schreiben. Ich fügte weitere Informationen hinzu (die ich aber in der Buch-Ausgabe wieder herausnahm) und schickte Mitte Dezember den zweiten Teil, „The Warriors of Light“ („Die Streiter des Lichts“), ein. Wiederum war ich ein wenig zu geizig mit den Hintergrundinformationen verfahren, um den Spannungsbogen und die Kontinuität des Ganzen zu erhalten. Diesmal schrieb Pohl selbst den Zusatz; einen ganzen Abschnitt, den er mir zur Überprüfung schickte. Ich stimmte dem zu, und Pohls Abschnitt ist bis heute im Text geblieben. Wenige Tage nachdem der zweite Beitrag fertig war, wartete Pohl mit einem anderen Vorschlag auf: ob ich nicht den kompletten Text der Litanei der Stationen des Spektrums verfassen wollte, den er dann abgesetzt mit der Geschichte veröffentlichen konnte? Das tat ich, und als Honorar lud Pohl mich zum Essen ein. Einige Jahre später wurde die Litanei allein für den Nachdruck in irgendeiner Textsammlung angekauft, die mir aber völlig unbekannt geblieben ist (ich erhielt nur den Scheck, aber niemals ein Belegexemplar).
Probleme tauchten erst bei der nächsten Geschichte, „Where the Changed Ones Go“ („Wohin die Veränderten gehen“), auf. Ich lieferte sie im März 1965 ab, und Pohl gefiel sie nicht. Nach unserer Vereinbarung mußte er sie kaufen, ob sie ihm nun gefiel oder nicht. Aber er hoffte, ich würde nicht auf dieser Abmachung bestehen. Statt dessen schlug er vor, ich möge ihm zuliebe die Geschichte um die Hälfte kürzen, damit er sie dann an unauffälliger Stelle im Magazin unterbringen könnte, oder ich sollte sie ganz vergessen und erst bei der Buchausgabe wiederauferstehen lassen – oder aber ich sollte einen ganz neuen dritten Teil schreiben. Keine von diesen Möglichkeiten wollte mir sonderlich gefallen. Was Pohl als unverdaulicher Kloß vorkam, war in meinen Augen das Kernstück des ganzen Romans, der Dreh- und Angelpunkt meiner ganzen Serie. (Man muß sich ja daran erinnern, daß ich nach einer acht Jahre alten Grundlage arbeitete, die sich schon vor langer Zeit in meinem Hirn unverrückbar festgesetzt hatte.) Ich wollte Pohl nicht dazu zwingen, eine Geschichte zu kaufen, die ihm nicht gefiel. Aber ich sah auch keine Möglichkeit, diese Sache aus der Magazin-Serie auszumerzen; und mein Formgefühl rebellierte gegen die Vorstellung, daß in einer Serie eine Geschichte um so viel kürzer sein sollte als ihre Vorgänger und Nachfolger. Also machte ich genau das, was Pohl nicht gewollt hatte: Ich ging daran, die vorliegende Geschichte gründlich zu
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