Öffnet den Himmel
überarbeiten. Im April schrieb ich sie fast völlig neu. Pohl antwortete darauf nur: „Wenn ich Ihnen auch nicht die Möglichkeit vorgeschlagen habe, ‚Where the Changed Ones Go’ in eine passable Form umzumodeln, so muß ich andererseits doch auch zugeben, daß Sie Ihre Arbeit gut gemacht haben … Ich werde mich also Ihrer Verblendung anschließen, diesen Text als lesbare Geschichte anzusehen, und sie abdrucken.“ Zu dieser Zeit hatte er auch den Ankauf der ganzen Serie durch Ballantine in die Wege geleitet (plus den einer Sammlung meiner Kurzgeschichten, Needle in a Timestack). Damit etablierte er für mich eine der lohnenswertesten Autor-Verlags-Beziehungen, die ich je erleben sollte.
Geschichte Nummer vier, „Lazarus Come Fourth“ („Lazarus steht wieder auf), erreichte Pohl im August, und die Nummer fünf, „To Open the Sky“ („Öffnet den Himmel“) im Oktober. Bei keiner verlangte er größere Korrekturen. Im Dezember konnte ich dann auch das Romanmanuskript (ich hatte eine ganze Menge von den Wiederholungen gestrichen, die beim mehrteiligen Abdruck in einem Magazin nun einmal unvermeidbar sind) unter dem Titel To Open the Sky abschicken. Die Magazinabdrucke erschienen zwischen dem Frühjahr 1965 und dem Frühjahr 1966. Und die Buchausgabe – mein erster veröffentlichter Roman, der ernsthaft zu diesem Zweck ersonnen worden war – erschien im Mai 1967.
Und ich konnte mir keine Vorstellung davon machen, wie ernst der Roman genommen wurde. Wie ich bereits vorher erwähnte, wollte ich die eingerostete alte Durna Rangue-Serie auffrischen, die Neil R. Jones in den dreißiger Jahren in den Pulp-Magazinen veröffentlicht hatte, und ihr mit Aufgelesenem von Cordwainer Smith und Poul Anderson etwas Pep verleihen. (Im nachhinein entdecke ich allerdings recht wenig Beeinflussung von den beiden letzteren Autoren im Endprodukt.) Jedenfalls erhielt Pohl, nachdem die Serie im Magazin ausgelaufen war, einen Brief vom Leiter eines buddhistischen Zirkels in (so glaube ich) Mexiko. Unterschrieben war das Ganze mit seinem hingeschmetterten, wohlklingenden Mantaspruch „Om tat sat Om“. In dem Schreiben hieß es:
„Erlauben Sie mir, meine Wertschätzung und meinen Dank an Galaxy dafür auszusprechen, daß Sie die Serie von Robert Silverberg veröffentlicht haben. Viele meiner Freunde haben sich nach dem Erscheinen jedes einzelnen Teils untereinander getroffen und dessen Bedeutung und Bestreben auf den verschiedenen Bewußtseinsebenen diskutiert … Ich selbst war auch bemüht, meine Korrespondenz-Studenten und meine Klienten für diese Literaturgattung zu interessieren. Und ich habe diese Geschichten bei der Einführung in die Lehre als Hilfsmittel benutzt.“
Heutzutage ist es für die Science Fiction etwas Alltägliches geworden, in den Schulen durchgenommen zu werden; und zwar mit der gleichen Ernsthaftigkeit, wie sie den Werken von Marcel Proust oder James Joyce zuteil wird. Aber damals, 1966, war mir diese Vorstellung noch fremd. Und es machte mich ganz kribbelig, wenn ich daran dachte, daß Leute sich feierlich zu geheimen Sitzungen versammelten, bloß um die Wichtigkeit und Bedeutung meiner Geschichten über Kulte und Häresien im einundzwanzigsten Jahrhundert zu beraten. Darauf ein herzliches „Om tat sat Om“!
Robert Silverberg
Oakland, Kalifornien
Blaues Feuer
2077
DIE ELEKTROMAGNETISCHE LITANEI
Stationen des Spektrums
Und es existiert Licht, vor und hinter unserem Horizont, und dafür danken wir.
Und es existiert die Hitze, vor der wir demütig stehen.
Und es existiert die Energie, für die wir uns glücklich preisen.
Gepriesen sei Balmer, der uns die Wellenlängen gab. Gepriesen sei Bohr, der uns das Verstehen brachte. Gepriesen sei Lyman, der weiter als die Sicht sehen konnte.
Sag uns nun die Stationen des Spektrums.
Gesegnet seien die Langwellen, die langsam schwingen.
Gesegnet seien die Mittelwellen, für die wir Hertz danken.
Gesegnet seien die Kurzwellen, die die Menschheit zusammenhalten, und gesegnet seien die Mikrowellen.
Gesegnet seien die Infrarotstrahlen, die die nährende Wärme bringen.
Gesegnet seien die sichtbaren Lichtwellen, verherrlicht in Angström. (Nur an hohen Feiertagen: Gesegnet sei das Rot, geheiligt von Doppier. Gesegnet sei das Orange. Gesegnet sei das Gelb, geweiht von Fraunhofers Blick. Gesegnet sei das Grün. Gesegnet sei das Blau für seine Wasserstofflinie. Gesegnet sei das Indigo. Gesegnet sei das Violett, das in der
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