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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Stricke, das graue Haar war sehr kurz geschnitten, die grünen Augen lagen tief in den Höhlen. Er war vierzig, sah aus wie fünfzig, und bevor er heute in die Nichts-Kammer gestiegen war, hatte er sich wie siebzig gefühlt.
    „Wann kommt der Marsianer an?“ fragte er.
    „Um siebzehn Uhr. Augenblicklich hält er sich auf einem Bankett in San Juan auf, aber er wird bald hier sein.“
    „Ich habe nicht genügend Zeit, um lange zu warten“, sagte Kirby. Mürrisch ging er zum nächsten Fenster und depolorisierte es. Er blickte hinunter, den ganzen Weg hinab, wo das träge Wasser an den Strand schlug. Er konnte die dunkle Linie des Korallenriffs sehen: diesseits grünes Wasser jenseits blaues. Das Riff war natürlich tot. Die empfindlichen Korallentierchen, die es gebaut hatten, konnten nur eine bestimmte Menge Benzin in ihrem Lebensraum ertragen – und die Toleranzschwelle war schon vor einiger Zeit überschritten worden. Die Wasserfahrzeuge zogen brummend von Insel zu Insel und ließen eine tödliche Schmutzspur hinter sich zurück.
    Der UN-Beamte schloß die Augen. Rasch öffnete er sie wieder, denn als er sie gesenkt hatte, war vor seinem geistigen Auge wieder das Bild von dem Esper-Mädchen erschienen, wie es sich wand, schrie und sich in die Knöchel biß; die gelbe Haut war mit glänzenden Schweißperlen gesprenkelt. Der Vorster-Mann stand daneben, verbreitete den verfluchten blauen Schein und murmelte: „Friede, mein Kind, Friede, bald stehst du in Harmonie mit dem Kosmos.“
    Das war letzten Donnerstag geschehen. Heute war der darauffolgende Mittwoch. Mittlerweile stand sie bestimmt in Harmonie mit dem Kosmos, dachte Kirby, und eine unersetzliche Ansammlung von Genen war in alle vier Winde zerstreut worden. Oder in alle sieben Winde. Kirby hatte in diesen Tagen Schwierigkeiten, seine Phrasen in die Reihe zu bekommen.
    Sieben Meere, dachte er, und vier Winde.
    Der Schatten eines Hubschraubers streifte sein Sichtfeld.
    „Ihr Gast kommt“, erklärte der Robot.
    „Großartig“, sagte Kirby säuerlich.
    Die Nachricht von der bevorstehenden Ankunft des Marsianers ließ Kirby sich verkrampfen. Er war ausgewählt worden, dem Besucher aus der Mars-Kolonie als Fremdenführer, Berater und Wachhund zur Seite zu stehen. Dem Erhalt der freundschaftlichen Beziehungen zum Mars wurde eine enorme Bedeutung zugemessen, denn dort befanden sich lebenswichtige Märkte für die irdische Wirtschaft. Außerdem repräsentierten die Marsianer Tatkraft und Entschlossenheit, Eigenschaften, die momentan auf der Erde immer seltener wurden.
    Es war alles andere als einfach, mit den Kolonisten zu verkehren; sie waren schnell beleidigt, unbeständig und unberechenbar. Kirby wußte, daß er eine äußerst delikate Aufgabe übernommen hatte. Er mußte den Marsianer vor allen Unbilden bewahren, ihn umgarnen und ihn verhätscheln; dabei durfte er jedoch nie den Eindruck erwecken, allzu beschützend oder besorgt zu sein. Und wenn Kirby Mist baute – nun, dann würde das die Erde teuer zu stehen kommen und fatal für Kirbys weitere Karriere sein.
    Er verdunkelte das Fenster wieder und eilte ins Schlafzimmer, um dort seine Staatsrobe anzuziehen: eine eng anliegende, graue Tunika, ein grüner Gürtel, Stiefel aus blauem Leder und glänzend goldene Netzhandschuhe – von Kopf bis Fuß wirkte er wie ein wichtiger irdischer Beamter, als der Anmelder ihn blechern darüber informierte, daß Nathaniel Weiner vom Mars ihn aufsuchen wolle.
    „Führe ihn herein“, sagte Kirby.
     
     
    Die Tür tat sich auf, und der Marsianer trat behende hindurch. Er war ein kleiner, kompakt gebauter Mann in den frühen Dreißigern, mit unnatürlich breiten Schultern, schmalen Lippen, hervorstehenden Wangenknochen und dunklen, kleinen Augen. Er wirkte körperlich sehr kräftig, so als hätte er sein Leben damit verbracht, in der mörderischen Schwerkraft des Jupiters zu überleben und nicht in der luftigen Leichtigkeit des Mars herumzutollen. Seine Haut war tief gebräunt, und ein feines Faltennetzwerk breitete sich von den Augenwinkeln aus. Er sah aggressiv und arrogant aus, dachte Kirby.
    „Freier Bürger Kirby – schön, Sie zu sehen“, sagte der Marsianer mit einer tiefen, raspelnden Stimme.
    „Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite, Freier Bürger Weiner.“
    „Gestatten Sie“, sagte Weiner. Er zog seine Laserpistole. Kirbys Roboter rauschte mit einem Samtkissen auf ihn zu. Der Marsianer legte die Waffe vorsichtig auf den Plüschhaufen. Der Roboter glitt

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