Öl!
werden als legal bezeichnen, was er ihnen vorschreibt; die werden uns in ein Spinnennetz von Spitzfindigkeiten einwickeln. Er lenkt die Maschinerie, mit der man die Massen erreicht – man kann ihnen nur erzählen, was er ihnen zu hören erlaubt. Er hockt im Filmgeschäft – angeblich hat er eine Filmschauspielerin zur Geliebten, vielleicht weißt du davon. Um die Universitäten kümmert sich O’Reilly, hab ich gehört, du warst ja auf einer. Wir bekämen niemals eine Mehrheit, weil Verne die Wahlurnen mit gefälschten Stimmzetteln vollstopft. Und selbst wenn wir jemanden durchbekämen, hätte er den schon gekauft, bevor er sein Amt anträte. Je mehr ich über die Vorstellung nachdenke, er würde vor einer papierenen Abstimmung kapitulieren, desto absurder kommt mir das vor.»
«Aber worauf hoffst du dann, Paul?»
«Ich gehe zu den Arbeitern. Vernes Ölarbeiter sind die Grundlage seiner Macht, sie produzieren seinen Reichtum, und man kann sie erreichen, denn sie sind nicht in alle Welt verstreut. Sie haben einen gemeinsamen Beruf und ein gemeinsames Interesse – sie wollen die Reichtümer haben, die Verne einkassiert. Natürlich ist ihnen das nur vage bewusst, sie lesen ja seine Zeitungen und gehen in seine Filme. Aber wir werden es ihnen klarmachen – und wenn sie sich die Ölquellen aneignen, wie soll Verne die dann zurückbekommen?»
«Er wird Truppen schicken und sie sich nehmen, Paul!»
«Er wird keine Truppen schicken, weil wir die Eisenbahner auf unserer Seite haben, und ebenso die Telegrafisten, die dann unsere Nachrichten übermitteln, nicht mehr die seinen. Wir werden die Arbeiter aller Schlüsselindustrien haben. Wir ziehen jetzt los, um sie zu organisieren und ihnen genau zu sagen, wie es geht – alle Macht den Gewerkschaften!»
Wieder einmal sann Bunny über die Vision nach, die sein Freund aus Sibirien mitgebracht hatte. Und in jener herablassenden Art, die Bunny immer beeindruckt und seine Schwester wütend gemacht hatte, fuhr Paul fort: «Es erscheint dir schrecklich, weil es Kampf bedeutet und du nicht kämpfen willst – du musst ja auch nicht. Für diese Aufgabe braucht man Männer, deren Seelen gebrandmarkt sind, Männer, die man geschlagen, unterdrückt und ins Gefängnis geworfen hat und die dort fast verhungert sind. Auf diese Weise entfacht Verne selbst die Revolution, er wirft uns ins Gefängnis und lässt uns verrotten. Dort liegen wir und brüten bittere, schwarze Gedanken aus. Alle Bolschewiken haben ihre Ausbildung in Kerkern erhalten, und nun erteilen uns die Bosse in Amerika dieselbe Lektion. Es ist nicht nur so, dass wir auf die Probe gestellt und abgehärtet werden – nein, wir sind Gezeichnete, die Arbeiter kennen uns; die armen Versklavten, die für sich selbst keine Hand zu rühren wagen, erfahren, dass es Gefährten gibt, denen sie vertrauen können, die sie nicht an Vernon Roscoe verkaufen! Ich gehe zurück nach Paradise, mein Junge, und mache ihnen klar, was Kommunismus bedeutet, und wenn Verne mich dann wieder einsperrt, geht das Moskauer Programm in die Gerichtsakten des Bezirks San Elido ein!»
4
Die Zeitungen kündigten ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges an, die Verlobung von Miss Alberta Ross, der einzigen Tochter von Mr J. Arnold Ross, mit Mr Eldon Burdick, dem Spross einer der ältesten Familien der Stadt, der kürzlich zum Präsidenten des kalifornischen Heimatschutzbunds gewählt worden war. Wenige Tage später wurde bekannt gegeben, dass Mr Burdick zum Legationsrat an der amerikanischen Botschaft in Paris ernannt worden war, und so wurde die Hochzeit zu einem Staatsakt mit einer Blumenfülle, wie man sie in einer Kirche noch nie erlebt hatte. Bunny war als Trauzeuge herausgeputzt, Dad sah so schmuck aus wie ein Zirkusdirektor, und Tante Emma, die der Meinung war, sie habe diese Hochzeit eingefädelt, heuchelte die Gefühle einer Brautmutter mit dem dazugehörigen, zwischen Entzücken und Rührung schwankenden Gesichtsausdruck. «Mrs Emma Ross, die Tante der Braut, trug rosa Satin, bestickt mit pastellfarbenen Perlen, und hielt rosa Lilien im Arm» – so die Zeitungen, die die Bedeutung der Familie Burdick hervorkehrten und alles über die Ross-Millionen berichteten, aber mit keiner Silbe erwähnten, dass der Vater der Braut einmal Maultiertreiber gewesen war, ja nicht einmal, dass er einen Gemischtwarenladen in Queens Center, Kalifornien, betrieben hatte!
Als sich die Aufregung wieder gelegt hatte und Braut und Bräutigam abgereist waren, um
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