Öl!
seltsamer Mischung aus Schmerz und Stolz sprach Paul: «Es ist gut, mein Junge, dass du dir so viel Mühe gegeben hast, und ich weiß es zu schätzen, aber ich fürchte, du wirst mich für undankbar halten, wenn du hörst, was ich mit meiner Freiheit anfangen werde.»
«Was denn, Paul?»
«Ich habe beschlossen, der Arbeiterpartei beizutreten.»
«O Paul!» Auf Bunnys Gesicht zeichnete sich Entsetzen ab. «Warum denn das?»
«Weil ich Vertrauen in ihre Vorgehensweise habe. Das war schon immer so, seit meiner Zeit in Sibirien. Ich habe abgewartet, weil ich dem Streik nicht schaden wollte, und nachdem sie mich eingesperrt haben, konnte ich nichts tun, ohne die anderen zu gefährden. Jetzt schade ich niemandem mehr als mir selbst, deshalb werde ich jetzt sagen, was ich weiß.»
«Paul! Sie werden dich nur wieder einsperren!»
«Vielleicht. Doch diesmal sperren sie mich als Kommunisten ein und werden mich auch als solchen vor Gericht stellen.»
«Aber sie haben schon so viele verurteilt!»
«Das ist der Weg, auf dem sich eine unpopuläre Sache entwickeln muss, es gibt keinen anderen. Schau mich an, ich bin ein Arbeiter, den keiner kennt, niemand schert sich darum, was ich denke oder sage, aber wenn sie mich als Kommunisten anklagen, zwinge ich die Leute, über unsere Vorstellungen zu reden und nachzudenken.»
Bunny warf einen verstohlenen Blick auf Ruth: mitleiderregend, wie sie den Bruder unverwandt ansah und vor Angst krampfhaft die Hände faltete. So hatte sie auch ausgesehen, als Paul in den Krieg zog. Es war ihr Schicksal, ihn in den Krieg ziehen zu sehen.
«Bist du sicher, dass es wirklich nichts Wichtigeres für dich zu tun gibt, Paul?»
«Früher habe ich immer gedacht, ich würde einmal alle möglichen Großtaten vollbringen. Aber die letzten Jahre haben mir klargemacht, dass ein Arbeiter in dieser kapitalistischen Welt keine Bedeutung hat und sich vor Augen halten muss, wo sein Platz ist. Viele von uns werden ins Gefängnis wandern, und noch viel mehr werden sterben. Die Hauptsache ist, dass wir mithelfen, die Versklavten wachzurütteln.»
Eine Pause trat ein. «Du bist dir ganz sicher, dass dies nicht friedlich vor sich gehen kann, Paul?»
«Das entscheiden die anderen, mein Junge. Glaubst du, die haben sich während des Streiks friedlich verhalten? Du hättest hier sein sollen!»
«Und die Hoffnung auf Demokratie hast du aufgegeben?»
«Überhaupt nicht! Die Demokratie ist das Ziel – sie ist das Einzige, wofür es sich zu arbeiten lohnt. Aber es gibt keine Demokratie, bevor wir uns nicht aus dem Würgegriff der Großindustrie befreit haben. Das geht nur mittels Kampf, nicht auf demokratischem Weg. Schau dir doch diese Trottel an, die Eli in seinem Bethaus sitzen hat, und stell dir vor, die würden sich vornehmen, Vernon Roscoe zu Fall zu bringen!»
Bunny konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. «Genau das sagt Verne auch immer.»
«Na ja, er ist ein Mann der Tat, und ich habe großen Respekt vor ihm. Er will etwas tun, findet heraus, wie’s geht, und tut es. Er lässt sich von der Regierung nicht dreinreden, oder? Nein, er reißt die Macht durch Bestechung an sich. Übrigens, mein Junge, hast du Dan Irvings Brief aus Washington in dieser Woche schon gelesen?»
«Die Zeitung liegt zu Hause, aber ich habe noch nicht reingeschaut.»
«Na, das wird dich interessieren. Dan zufolge wissen alle Journalisten in Washington, dass Roscoe und O’Reilly ein Abkommen mit dem Justizminister getroffen hatten, sie würden die Nominierung für Harding erkaufen, wenn sie die Pachtverträge für diese Marineölreserven bekämen. Sie haben linke und rechte Regierungsbeamte bestochen und Journalisten auch. Man ruft wütend nach einer Untersuchung, aber die Bande wird das nicht zulassen.»
Wieder trat eine Pause ein. Paul blickte in das Gesicht seines Freundes, bemerkte dessen Unbehagen und fuhr fort: «Sprich nicht mit mir darüber, mein Junge, ich will nichts hören, was ich nicht weitergeben darf. Aber wir beide wissen Bescheid. Das ist eine kapitalistische Regierung, und was hat die mit Demokratie zu tun?»
Wieder gab Bunny keine Antwort, und Paul sagte: «Ich denke über Verne nach, wie du ihn nennst, weil ich gerade einen Zusammenstoß mit ihm hatte, er ist für mich gleichbedeutend mit dem System. Ich will ihm seine Macht entwenden; aber wie soll ich vorgehen? Ich habe alle zwölf Winde befragt, ob man es irgendwie legal bewerkstelligen kann. Aber er hat die Gerichte auf seiner Seite, und die
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