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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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ihr Amt anzutreten, geschah etwas Drolliges. Tante Emma, der ihr Erfolg als Heiratsvermittlerin Auftrieb verliehen hatte, konzentrierte nun ihre Künste auf Bunny. Anlass war die Weltpremiere der «Prinzessin von Patschuli», eine Art von Familienfest. Waren nicht Dad und Bunny Zeugen der Anfänge dieses herrlichen Kunstwerks geworden? Hatte Dad nicht den König gespielt? Weiß Gott, das hatte er, und er hatte es Tante Emma mindestens ein Dutzend Mal erzählt. Was lag also näher, als dass er mit ihr am Arm unmittelbar hinter dem Star des Abends und dessen Bunny-Häschen einherschritt? Und was lag näher, als dass Tante Emma Vee Tracy kennenlernte, sie augenblicklich ins Herz schloss und ihrem geliebten Neffen ihre Gefühle schilderte?
    Kurzum, Bunny merkte, dass er mit dem sprichwörtlichen weiblichen Taktgefühl zu der Überzeugung gebracht werden sollte, Vee Tracy gebe eine perfekte Leinwandprinzessin ab und sei in Aussehen und Umgangsformen die geborene Aristokratin. Es gehört zu den sprichwörtlichen intuitiven Gaben der Frau, dass sie genau beurteilen kann, wie eine Aristokratin aussieht und sich verhält, selbst wenn sie nie aus Kalifornien herausgekommen ist und in ihren gesamten fünfzig Lebensjahren keinen einzigen Aristokraten zu Gesicht bekommen hat.
    Bunny sagte, ja, Vee sei schon in Ordnung, sie sehe gut aus. Mit der sprichwörtlichen Unempfänglichkeit des selbstsüchtigen Mannes erwärmte er sich nicht für die Andeutungen seiner Tante und sprach nicht über seine Liebesgeschichte. Im Grunde war er etwas schockiert, denn er hatte gedacht, sie sei zu alt, um sich auf Unschickliches zu verstehen. So musste Tante Emma deutlicher werden. «Warum heiratest du sie denn nicht, Bunny?»
    «Aber, Tante Emma, ich weiß doch gar nicht, ob sie mich haben will.»
    «Hast du sie mal gefragt?»
    «Tja, ich habe mal etwas in der Art angedeutet.»
    «Gut, dann spar dir ab jetzt deine Andeutungen und frag sie einfach. Sie ist ein hübsches Mädchen, und du bist allmählich alt genug, um es ernst zu meinen; es würde bestimmt eine bemerkenswerte Hochzeit, und ich weiß, dass sich dein Vater freuen würde. Am Ende macht er ihr noch selbst einen Antrag, wenn du es nicht tust.» Tante Emma war ganz entzückt über ihre unartige Bemerkung, denn damit hatte sie der jüngeren Generation zu verstehen gegeben, dass die älteren Herrschaften noch lange nicht zum alten Eisen gehörten!
    Bunny war anderen Leuten immer gern zu Gefallen; also zog er sich zurück, überlegte und war schon so gut wie entschlossen, die Sache mit Vee zu besprechen. Doch als sie sich das nächste Mal trafen, kam es leider zu einer jener heftigen Auseinandersetzungen, die ihr Glück regelmäßig trübten. Vee war gerade bei Annabelle Ames gewesen und berichtete, Annabelle mache sich Sorgen, weil ein niederträchtiger Journalist Briefe aus Washington schrieb, in denen er Verne vorwarf, das Präsidentenamt der Vereinigten Staaten gekauft zu haben; die Sunnyside-Pachtverträge stellte er als den größten Diebstahl des Jahrhunderts hin und verlangte, dass Verne wegen Bestechung angeklagt würde. Ein aufmerksamer Freund hatte dieses Druckerzeugnis ausgeschnitten, alles rot unterstrichen und es mit dem Vermerk «persönlich» zu Annabelle nach Hause geschickt. Der Artikel war ziemlich beleidigend, und der Name des Verfassers kam Vee bekannt vor – Daniel Webster Irving, wo hatte sie schon einmal von Daniel Webster Irving gehört? Natürlich musste Bunny es ihr sofort erklären, sie würde es ja ohnehin herausfinden und dann glauben, dass er es vor ihr verheimlicht habe: Dan Irving sei früher sein Dozent an der Universität gewesen und Leiter des gescheiterten Arbeitercolleges.
    Vee explodierte. Dieser Kerl hatte Bunny Geheimnisse entlockt! Und als Bunny felsenfest behauptete, dass er über dieses Thema weder mit ihm noch mit einem anderen seiner radikalen Freunde gesprochen hatte, rief sie: «O Gott, o Gott! Du armer, gutgläubiger Naivling!» Und so ging es weiter. Genau das beweise ja die Gerissenheit dieser gemeingefährlichen Roten, dass sie es zuwege brächten, ihn ohne sein Wissen als Bohrloch zu benutzen und leer zu pumpen. Nach Vees Meinung durften Annabelle und Verne auf keinen Fall dahinterkommen, dass Bunny diesen niederträchtigen Journalisten kannte und ihm in Wahrheit Schützenhilfe geleistet hatte. Wenn sie das herausfänden, wäre es mit ihrer Freundschaft aus, sie würden sich in gemeinster Weise hintergangen fühlen oder zumindest Bunny

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