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Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen

Titel: Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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solchen Anzeigen stecken, möchte ich gerne mal kennen lernen. Das müssen ja echte Supermänner sein – schon aus Paritätsgründen. Bestimmt sind sie selbst wahnsinnig attraktiv und kultiviert, kochen wie die Götter, tragen den bei ihren repräsentativen Einladungen angefallenen Müll runter und beschäftigen sich geduldig mit ihrem Nachwuchs, wobei sie abwechselnd Jeans und Smoking tragen und natürlich immer unwiderstehlich aussehen. Außerdem sind sie vermögend und schütten die Gattin mit Juwelen zu, schließlich ist es gute Tradition, seiner Frau ein paar unvergängliche Werte zu übereignen.
    Was glauben diese Typen eigentlich, was eine Frau ist? Ein allradgetriebenes Geländefahrzeug mit Porsche-Karosserie, integrierter Gelddruckmaschine und Kuschel-Funktion? Die Fortsetzung von Mama, nur jünger und hübscher? Eine Wundertüte voller Überraschungen, aus denen Papis guter Junge wählen darf?
    Offenbar haben manche Männer eine merkwürdige Vorstellung davon, was Frauen alles leisten sollen. Auch, wenn wir uns wegbewegen aus der Schicht, in der man aus Paritätsgründen Vermögen voraussetzt, ist ein gewisser Realitätsverlust weit verbreitet.
    Sehen wir uns einfach mal die nackte Statistik an: In Umfragen geben Männer an, dass sie nach der Geburt des ersten Kindes ihren Einsatz im Haushalt verdoppeln wollen.
    Wow, denkt man sich, ist ja toll! Und nun das Ganze in absoluten Zahlen: Die Herren verdoppeln ihren Einsatz im Haushalt von sage und schreibe vier auf acht Minuten! Da fällt uns Frauen doch glatt der Kochlöffel aus der Hand. Vor Begeisterung, natürlich.
    Auch wenn beide Ehepartner arbeiten, bleibt der absolute Löwenanteil der Haus- und Familienarbeit an den Frauen hängen. Oder haben Sie schon mal Väter gesehen, die mit ihren widerstrebenden Kindern Schuhe, Klamotten und Mützen einkaufen, nach einem ganz bestimmten Diddl-Monster für den Kindergeburtstag fahnden, stundenlang im Wartezimmer des Kinderarztes zerfledderte Bilderbücher vorlesen oder nachts achtmal aufstehen, weil das Baby hustet oder der Zweijährige kotzt? Wer erledigt den täglichen Einkauf, kocht die schnellen Mittagsgerichte, paukt Vokabeln und fährt die süßen Kleinen von der Musikstunde zum Fußball? Das machen in aller Regel die Mütter, weil die meisten Väter es so gedeichselt haben, dass ihr Job ihnen keine Zeit für diese Tätigkeiten lässt.
    Und wenn sie dann abends gut erholt aus dem Büro kommen, wundern sie sich über ihre erschöpften, nervlich zerrütteten und sexuell lustlosen Allrad-Frauen, die doch nur einen Halbtagsjob machen und das bisschen Haushalt nebenher.
    Aber eigentlich sind wir Frauen ja selbst schuld. Schließlich sind wir es, die alle Erwartungen erfüllen und es immer allen recht machen wollen. Die so schwer »Nein« sagen können oder: »Jetzt bist du mal dran.« Deshalb rufe ich hiermit zum Streik auf: Lassen Sie den Haushalt einfach mal so richtig verkommen! Kaufen Sie nicht ein, kochen Sie nicht, lassen Sie morgens die Kinder verschlafen und bezahlen Sie die Rechnungen nicht, die Ihr Mann Ihnen hingelegt hat. Bestellen Sie keine Getränke, lassen Sie den Müll überquellen, füttern Sie die Katze nicht. Und wenn alles so richtig schön im Chaos versinkt, wenn Ihre Kinder quengeln, die Katze schreit, Ihr Mann vor Hunger fast umkommt, wenn es nach Müll stinkt, die Nachbarn sich beschweren und das Jugendamt anruft, dann erklären Sie Ihrem Mann, dass Sie morgen für zwei Wochen allein in den Urlaub fahren. Was glauben Sie, wie schnell der die Ärmel aufkrempelt und Ihnen zur Hand geht!

Bitte recht freundlich
    Ich muss sagen, ich kann diese Buschmenschen gut verstehen, die schreiend weglaufen, wenn sie eine Kamera sehen. Mir kommt es auch immer so vor, als würde man mir ein Stück meiner Seele klauen, wenn man mich fotografiert.
    Was heißt außerdem »mich«? Die Frau, die ich auf den Fotos erblicke, auf denen angeblich ich zu sehen sein soll, bin ich nicht.
    Diese rotgesichtige Person mit der schlecht sitzenden Frisur, die auf jedem zweiten Bild gerade eine Gabel zum Mund führt und dabei das Gesicht so verzieht, dass hässliche, tiefe Falten in ihrer Wange entstehen, nein, das kann mir keiner erzählen, so sehe ich doch nicht aus! Ganz zu schweigen von den Bildern, die am Strand oder bei Gartenfesten aufgenommen wurden: Nichts habe ich mit diesem stämmigen, kurzbeinigen Wesen zu tun, das sich ungraziös auf einem Badehandtuch räkelt oder ein für sein Alter völlig unpassendes

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