Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen
Sie bei einem Zwischenstopp endlich Land erreicht haben, geht die Fahrt weiter, bevor Sie sich orientiert haben, wo Sie eigentlich sind. Empfehlenswert nur für Fußkranke und Leute, die endlich mal in Ruhe Dieter Bohlens Autobiographie lesen wollen. (Aber wer will das schon?) Genuss-Punkte: 2 von 10.
Golfclub-Mitgliedschaft. Meine herzliche Abneigung dem Golfspiel gegenüber habe ich ja schon mehrfach zum Ausdruck gebracht. Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass ein gemütlicher Spaziergang über einen gepflegten Rasen, unterbrochen durch gelegentliches Schwingen eines Schlägers, ernsthaft als Sport zählen soll. Es will mir weiterhin nicht in den Kopf, dass man für dieses Rentner-Vergnügen zehntausend Euro im Jahr hinblättern muss, nur um nicht mit dem gemeinen Volk in Berührung zu kommen. Ich begreife nicht, wie man Abende lang über Golf reden kann. Und schließlich finde ich es im höchsten Grade dekadent, dass die exklusivsten Golf-Rasenplätze meist da zu finden sind, wo es das wenigste Wasser gibt – auf südlichen Inseln oder in Dritte-Welt-Ländern. Soll ich Ihnen mal verraten, wobei Sie garantiert tausendmal mehr Spaß haben? Bei einer Partie Minigolf. Kein Witz. Kostet nur 7 Euro für vier Leute. Sie sparen also 9993 Euro! Genuss-Punkte: 1 von 10.
.Designer-Klamotten. Jetzt mal ganz im Ernst: Warum soll ich für ein Kleidungsstück das Zehnfache von dem ausgeben, was nötig ist? Nur, weil hinten im Kragen – für meine Mitmenschen unlesbar – der Name eines Edel-Labels steht? Bin ich bescheuert? Denn es ist ja nicht mal so, dass die teuren Fetzen besser verarbeitet wären, oh nein, die Knöpfe fallen genauso schnell ab wie bei der Billig-Klamotte, und unmodern sind sie nächstes Jahr auch. Wir kaufen mit einem Designerstück nicht die außergewöhnliche Qualität, wir kaufen nur die Illusion von Exklusivität, das Gefühl, etwas Besonderes zu haben – und dadurch was Besonderes zu sein. Selbstbewusste und kluge Frauen haben das überhaupt nicht nötig. Die sehen toll aus in preiswerter Kleidung und legen das gesparte Geld für was Sinnvolles an. Genuss-Punkte: 3 von 10 (zugegeben: Manchmal ist der Stoff schön.)
Society-Partys. Ein Volkshochschul-Dia-Vortrag über die Wunder der Serengeti mit anschließender Diskussion ist unterhaltsamer als ein so genanntes Society-Event, wo tief dekolletierte Damen mit Schlauchboot-Lippen und zu Geld gekommene Herren mit schütter werdendem Haar ihre Balzrituale vollziehen. Ein gewisses voyeuristisches Vergnügen räume ich ein, falls man das Glück hat, Zeuge von Entgleisungen (Schlägerei, hysterische Krise einer Schauspielerin, kopulierendes Paar auf dem Damenklo) zu werden. Passiert leider selten, und wenn, kriegt man’s meistens doch nicht mit. Genuss-Punkte: 2 von 10 (Essen und Trinken sind umsonst.)
Licht der Öffentlichkeit. Ist schon komisch: Erst wollen die Leute alle berühmt werden, und wenn sie’s endlich sind, beklagen sie sich, dass sie nicht mehr im Schlafanzug die Zeitung holen können, weil Paparazzi ihre Villa belagern. Aber wehe, das Licht der Öffentlichkeit droht zu verblassen, dann rufen die Promis schnell bei einer Zeitung an und laden die Paparazzi zu sich nach Hause ein. Genuss-Punkte: 1, wenn man drin steht, 10, wenn man nicht drin steht. (Erstrebenswert ist eben nur, was man nicht hat.)
Mein Rat: Genießen Sie Ihr Leben und seien Sie froh, dass Sie nicht mit Dieter Bohlen verheiratet sind!
Alles unter Kontrolle
Mein Mann behauptet, ich hätte einen Kontrollzwang. Also, ich finde, er übertreibt.
Natürlich macht es mich ärgerlich, wenn Menschen Dinge tun, bei denen ich mir an den Kopf greife. Und natürlich würde ich immer gerne verhindern, dass irgendwas schief geht. Leider musste ich begreifen, dass dieses Vorhaben sinnlos ist. Aus unerfindlichen Gründen wollen die Menschen ihre eigenen Erfahrungen machen, obwohl ich häufig schon vorher weiß, wie es ausgehen wird.
Das beginnt schon mit so einfachen Dingen wie dem Öffnen einer Tüte mit Weingummis. Seit ich denken kann, predige ich meinen Kindern, dass man die Tüte quer aufreißt. Seit sie Tüten öffnen können, reißen meine Kinder die Tüte längs auf. Mit dem Resultat, dass der Riss sich nach unten verlängert und die Weingummis auf den Boden fallen. Ist doch so was von logisch, wieso lernen die das bloß nicht?
In unseren Wäscheschrank passen drei Stapel Handtücher nebeneinander, aber nur, wenn die Handtücher nicht quadratisch, sondern rechteckig
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