Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen
einer was dafür, dass ich höflich bin? Nein. Na bitte, wofür dann also?
Ich sehe mich noch heute meinen Koffer alleine über das Messegelände einer deutschen Großstadt schleppen, weil keiner der mich begleitenden Herren – alles junge, aufstrebende Angehörige der mittleren Führungsebene – auf die Idee kam, mir zu helfen. Natürlich hätte ich darum bitten können, aber als halbwegs gut erzogener Mensch wollte ich ihnen diese Blamage ersparen.
Tja, das ist also das Resultat der so genannten Emanzipation: dass Männer jetzt auch zu Frauen unhöflich sein dürfen!
Nächstes Mal läufst du!
Längst wissen wir, dass Frauen nicht einparken können, weil die Männer ihnen eingeredet haben, acht Zentimeter (––) seien zwanzig Zentimeter (–––––). Oder liegt es doch daran, dass Frauen immer Schuhe kaufen, statt das Einparken zu üben? Egal. Mag ja sein, dass Männer besser einparken, dafür fahren Frauen besser Auto. Leider hat sich das noch nicht bis zu den Einparkern herumgesprochen, dabei ist längst erwiesen, dass das Einzige, was die weiblichen Fahrkünste beeinträchtigt, unqualifizierte Äußerungen des Beifahrers sind.
Ein Mann als Beifahrer ist jedenfalls ein Sicherheitsrisiko, und sollte es sich um den eigenen Mann handeln, ist das Risiko, einen finalen Ehekrach zu kriegen, ungefähr fünfhundertmal höher als in jeder anderen Situation. Nicht genug, dass Männer lieber zwei Stunden herumirren, als einmal nach dem Weg zu fragen (das finden sie laut einschlägigen Umfragen »unmännlich«), nein, sie schicken auch uns Frauen ungeniert in die falsche Richtung, obwohl sie keine Ahnung haben, wo’s langgeht. Wenn wir uns dann schließlich verirrt haben, halten sie uns einen Vortrag über den mangelnden weiblichen Orientierungssinn.
Neben einer, oder noch schlimmer, neben i h r e r Frau im Auto zu sitzen und keinen Einfluss auf den Fahrvorgang nehmen zu können, scheint für einen Mann eine subtile Form der Folter zu sein, die er nur unter Aufbietung all seiner Selbstbeherrschung erträgt, also gar nicht.
Kaum drückt die Fahrerin mal ein bisschen aufs Gas, mutieren die Lenkrad-Machos auf dem Beifahrersitz zu blassen, hysterischen Würstchen. Mit den Nägeln krallen sie sich im Sitzpolster fest, stöhnen gequält auf und zeigen alle Anzeichen von Panik.
Mein Mann, zum Beispiel: Einerseits trinkt er gern das eine oder andere Bier, wenn wir ausgehen, andererseits bringt er uns auf der Heimfahrt immer wieder in Lebensgefahr. Nicht etwa, weil er betrunken am Steuer säße – nein, er sitzt neben mir und stößt kleine, spitze Schreie aus, die mich dermaßen erschrecken, dass ich fast das Lenkrad verreiße, worauf er »Pass doch auf!« schreit, was zu erneutem Zusammenzucken meinerseits führt und dazu, dass ich tatsächlich fast im Graben oder auf der Gegenfahrbahn lande. Wenn ich ihm erkläre, dass er entweder damit aufhören oder selbst fahren solle, entschuldigt er sich nicht etwa, sondern behauptet, ich würde wirklich ganz grauenhaft fahren, was ich zum Anlass nehme, richtig beleidigt zu sein, worauf er kleinlaut einlenkt und sagt, vielleicht liege es auch daran, dass er kein besonders begabter Beifahrer sei.
So sieht’s nämlich aus: Nicht die Frauen sind schlechte Fahrer, nein, die Männer sind schlechte Beifahrer. In typisch männlicher Selbstüberschätzung gehen sie davon aus, dass wir Frauen ein Auto schon deswegen nicht bewegen könnten, weil wir nicht genau wissen, warum es sich bewegt. Aber man muss kein Auto bauen können, um es zu fahren. Und für die paar Alleebäume und Autobahnschilder, auf die man so achten muss, reicht unser angeblich unterentwickeltes räumliches Sehvermögen gerade noch aus. Abgesehen davon ist längst erwiesen, dass wir Frauen in der Lage sind, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, also Auto zu fahren, mit dem Beifahrer zu reden und ihn dabei anzusehen, einen neuen Sender am Autoradio einzustellen und uns die Lippenkontur im Rückspiegel nachzuziehen. Nur weil Männer das nicht können, reagieren sie so hysterisch.
Statistisch gesehen ist es also für Frauen deutlich gefährlicher, mit einem männlichen Beifahrer unterwegs zu sein, als für Männer, sich von einer Frau chauffieren zu lassen. Deshalb: Klappe, Schätzchen, oder nächstes Mal läufst du!
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