Oh, diese Verwandschaft!
konnte. »Möchtest du vielleicht drei Katzen, eine Ziege, einen Papagei und einige Vögel im Käfig bei dir aufnehmen?«
Mrs. Elder lachte. »Es handelt sich wohl wieder mal um Chris? Das ist doch ein Elend! Es ist aber ein ziemlich schlechtes Zeichen, wenn sie die Tiere überall verteilen will.«
»Diesmal scheint sie fest entschlossen zu sein. Ach, Marie, ich habe das alles so satt, und Derek noch viel mehr. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er mich auch satt hat. Du hattest schon recht, als du mich gewarnt hast! Aber was soll ich bloß tun?«
»Was du tun sollst? Keine Frage: Nimm dein Herz in beide Hände! Du hast schon zuviel getan. Hör auf damit, ehe es zu spät ist.« Und etwas ruhiger fügte sie hinzu: »Ich wollte, ich könnte die ganze Menagerie aufnehmen; aber die paar Quadratmeter Garten haben halt ihre Grenzen. Was macht ihr denn nun?«
»Wir sind stundenlang herumgefahren und haben versucht, die Leute zu überreden. Wir wurden nicht besonders begeistert aufgenommen. Wie geht es denn Joseph und dir?«
»Ausgezeichnet! Du würdest ihn nicht wiedererkennen, so sanftmütig und hilfsbereit ist er jetzt.«
»Hoffentlich hält das an!«
»Keine Angst! Da passe ich schon auf. Ich bin zäher als du, das weißt du ja.«
Laura lachte, und dann seufzte sie. Marie war kein Dummkopf. Sie konnte sich Joseph, der sich jetzt so anders benahm, lebhaft vorstellen. Er würde so sein wie damals, als Großmutter ihn unter ihrer Fuchtel hatte. Nun kam noch die Befriedigung seiner Eitelkeit hinzu, daß ihn eine jüngere und so anziehende Frau umsorgte. Ja, dachte sie, den wenigstens bin ich los.
Überraschenderweise blieb Christine bei ihrem Plan, am Abend nach Hause zu fahren, um mit Guy alles zu regeln, Laura hoffte aus tiefstem Herzen, daß die Sache gut ausgehen würde, wenn es zu einer Aussprache kam. Sonst würde die junge Frau wieder bei ihr herumhocken, schmollen und von der Arbeit reden, die sie vermutlich nicht bekam. Keine angenehme Aussicht.
Das wurde auch durch einen Anruf von Eva nicht besser, die ihr fröhlich ihren und Owens Besuch ankündigte. Sie wollten so bald wie möglich über die Hochzeit sprechen. Die Zahl der Gäste sei auf dreihundertfünfzig angestiegen. Gerade hatte Laura Derek das schonend mitgeteilt, als ein Auto durch die Einfahrt brauste. Lester erschien. Er war in bester Stimmung und ohne Begleitung.
»Nein, danke, ich habe schon gegessen. Nett, euch beide mal allein anzutreffen. Onkel Joseph wohnt jetzt bei Marie?«
Laura berichtete ihm von ihrer Unterhaltung mit Mrs. Elder, und Lester lachte beifällig. »Sie hat ihn dahin gebracht, wo sie ihn haben wollte. Wissen möchte ich nur, warum sie ihn überhaupt haben wollte. Das ist eine gute Lösung. Eva kommt auch? Himmel, das bedeutet, daß sie ihren Kerl mitbringt. Ich habe ihn neulich in der Stadt kennengelernt. Ich glaube, dieses Mal hat sie das große Los gezogen. Die wirst du nun auch los sein, Laura. Und unser Hugh macht sich gut an der Uni? Anscheinend hat sich sogar Chris beruhigt. Allmählich hast du uns alle vom Hals.«
»Noch nicht ganz. Chris scheint sich mit Guy endgültig entzweit zu haben.« Sie erzählte ihm von ihren vergeblichen Versuchen, Christines Tiere unterzubringen. Er war entsetzt. »Du meinst doch nicht etwa, daß sie hierherkommt?«
Das klang so empört, daß Laura den Eindruck hatte, er fühlte sich persönlich betroffen. Derek rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Diese Entrüstung betraf doch nicht etwa Laura? Lester gab jedoch keinen weiteren Kommentar, sondern sagte nur: »Das ist ein Elend! Komisch! Kürzlich traf ich Guy beim Lunch, und er machte keinerlei Andeutung. Aber vielleicht wollte er das nicht. Wir haben vor allem über meine Angelegenheiten gesprochen.«
»Was hast du für Neuigkeiten?« fragte Laura besorgt.
»Recht gute. Sie haben die Übersetzung meines Romans in verschiedene europäische Länder verkauft; auch die Amerikaner haben ihn genommen. Nun soll ich mich mit einem zweiten Buch dranhalten. Da war ich momentan in einer verzwickten Lage, denn ich möchte die Zeitung doch nicht aufgeben.«
»Das wäre auch ziemlich übereilt«, sagte Derek schnell.
»Bestimmt. Aber mein Chef hatte ein Einsehen. Er hat mir drei Monate unbezahlten Urlaub gegeben, und dann kann ich meinen Posten wiederhaben. Darüber bin ich recht froh, denn ich habe dort ein gutes Gehalt, und aus verschiedenen Gründen möchte ich auch sichergehen.«
Diese Überlegung war an Lester so neu, daß
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