Oh, diese Verwandschaft!
vorher zu unserem Entschluß gekommen.«
»Wie kam das?«
»Durch die Tiere. Wir sprachen über alles — in voller Ruhe, denn diesmal war Guy wirklich ganz anders. Erschreckend anders, möchte ich sagen. Er sagte, ich könnte mir eine Stadtwohnung nehmen, und wir würden uns trennen. Ich erzählte ihm, was ich mit den Tieren vorhätte, und er sagte kein Wort dagegen. Da sprang eines der kleinen Kätzchen auf seinen Schoß, und Toss kam und legte seinen Kopf auf mein Knie, und das — das gab mir einen Stich. Wie sehr würde ich sie doch vermissen, und sie würden sich ganz verlassen fühlen! Guy sagte: >hoffentlich geht es ihnen gut, und der alte Hund wird nicht von dem Boxer zerfleischt. Ehrlich gesagt, mir tun sie alle leid!< Das war zuviel! Ich war ein Idiot und brach in Tränen aus und kam zu der Erkenntnis, daß ich das nicht ertragen könnte. Es wäre zu schrecklich.«
»Meinst du damit den Verlust der Tiere oder den Verlust von Guy?«
Einen Augenblick überlegte Christine.
»Ich glaube, beides. Denn schließlich gewinnt man seinen Mann doch lieb, wenn man es recht besieht, und ich dachte: Ich werde ihn doch nicht jener schrecklichen Person überlassen!
Aber die Vorstellung, daß die armen Tiere ihr warmes Nest verlassen müßten, war für uns beide zuviel. Guy sagte dasselbe — daß er sich immer schuldig fühlen würde, wenn er an sie dächte.«
Laura beglückwünschte Guy im stillen und sagte: »So habt ihr also Frieden geschlossen?«
»Ja. Aber diesmal war es ganz anders. Guy blieb eisern dabei, daß es im ganzen doch mein Fehler gewesen sei. Er sagte, ich hätte nicht genug zu tun. Es genüge nicht, sein Leben mit der Liebe zu Tieren zu verbringen. Es sei besser, Frieden zu schließen und ein Kind zu haben.«
Laura wunderte sich nicht über diese überraschende Vorstellung, aber sie fühlte einen eifersüchtigen Stich. Fröhlich fuhr Christine fort: »Ich glaube, daß das eine gute Idee ist, besonders weil du so nahe wohnst; du könntest es immer versorgen. Meinst du nicht auch? Und ich wäre dann nicht so gebunden. Wir haben also die Absicht, das zu versuchen.«
Laura betrachtete das selbstgefällige Gesichtchen ihrer Kusine und kam zu dem Schluß, daß dieser Plan wohl bald Wirklichkeit werden würde. Sie sagte: »Was war nun mit dem Foto? Hat Lester das- aufgeklärt?«
»Er sagte kein Wort. Endlich einmal war er taktvoll. Er kam gerade, als wir alles besprochen hatten, und wartete, bis Guy ans Telefon gehen mußte. Dann zeigte er mir das Foto und erklärte mir, daß er es auf dem Tisch hätte liegen lassen, und daß Guy es in die Tasche gesteckt und dann vergessen hätte. Wie froh war ich, daß ich nichts davon erwähnt hatte! Jetzt braucht Guy niemals zu erfahren, daß ich so dumm war zu glauben, er könnte mir ein solches Mädchen vorziehen. So ist nun alles in Ordnung, Laura, und ich muß die Leute anrufen und ihnen sagen, daß sie meine Tiere doch nicht haben können.«
»Die werden bestimmt sehr traurig sein.«
»Das fürchte ich auch; denn die Tiere sind so süß, und die Leute hätten sie sicher gern bei sich gehabt. Nur eines noch: ich habe mich entschlossen, nicht mehr so oft hierher nach Hause zu kommen. Ich weiß, du wirst mich vermissen, aber darüber darfst du dich nicht grämen. Du weißt, daß ich meine Pflicht tue, und das ist doch wichtiger als das Vergnügen, nicht wahr?«
Mit dieser tiefsinnigen Bemerkung entschwand sie. Höchst selbstgefällig sah sie aus, und Laura konnte nur hilflos lachen. Chris war unmöglich; aber sie hatte sie trotzdem sehr gern. Außerdem würde ein Kind sie wohl verändern. Wieder mußte Laura seufzen. Dann dachte sie: Aber ich muß fest bleiben und darf nicht zulassen, daß sie das Kind zu oft bei mir absetzt. Allerdings glaube ich nicht, daß sie das tut, wenn sie es erst einmal hat. Glückliche Christine! Warum bin ich heute solch eine Jammerliese? Drei Monate, dann ist die Feier vorbei, und Lester ist wieder fort, und alles hat sein Ende. Aber trübsinnig überlegte sie weiter: Wird es überhaupt jemals ein Ende haben? Wird Großmutters Vermächtnis mein ganzes Leben lang auf mir lasten? Werde ich sic immer sagen hören: »Wenn ich’s nicht tue, wer macht’s dann?«
Sie schüttelte ihre Depression ab und machte sich wieder ans Kochen. Eva samt ihrem Owen und Lester würden zum Essen dasein. Lester würde wohl bald von seiner Mission mit dem Foto zurückkehren. Von Derek war nichts zu sehen; er schien schon wieder am Telefon zu hängen.
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