Oh Happy Dates
nicht wert. Er ist ein Schwachkopf.«
»Ahhh!«, jammere ich.
In grauenhaften Wellen überkommt es mich wieder. Ich fange an zu weinen und mich zu erinnern. Während ich weine und mich erinnere, bewege ich meinen Kopf, und während ich das tue, wird der kleine Kerl, der aus meinem Kopf auszubrechen versucht, plötzlich wütend und kauft sich einen Hammer.
»Also wirklich, Sarah, es wird alles wieder gut«, murmelt sie.
Ich mag Julia sehr, aber es wird nicht wieder gut werden. Gestern Abend habe ich einen Mann gefragt, ob er mit mir ausgehen möchte. Er arbeitet in meiner Stammkneipe. Ich mag ihn schon seit einer Ewigkeit. Damit will ich nicht sagen, dass er der Mann fürs Leben ist, aber er ist ein heterosexueller Mann in meinem Alter und noch nicht völlig heruntergekommen. Da ich solche Männer nicht oft treffe, habe ich mich womöglich in was hineingesteigert. Ich dachte, er mag mich. Ich schickte ihm eine SMS, um ihn zu fragen, ob er sich mit mir auf einen Drink treffen möchte. Und bekam postwendend folgende Antwort: Tml, ich will lieber den Narnia-Film auf DVD ansehen.
Ich denke, das »Tml« gab den Ausschlag. Es könnte aber auch der »Narnia-Film« gewesen sein. Was auch immer, ich trank eine Flasche Portwein, aß sieben Scheiben Toast mit Erdnussbutter und heulte die ganze Nacht.
»Der Film ist ohnehin bescheuert«, meinte Julia liebevoll.
»Ich bin zu stolz für diese Zurückweisung«, stöhne ich.
»Ach, Süße, das hast du gestern Abend auch schon gesagt.«
Ich erinnere mich nicht einmal daran, gestern Abend mit Julia gesprochen zu haben.
»Es ist mir aber ernst damit«, schniefe ich.
Und das ist es tatsächlich. Ich kann verstehen, dass der Gebrauch der Abkürzung Tml für »Tut mir leid« in einer ablehnenden SMS für die meisten nichts bedeutet. Aber für mich ist es eine große Sache. Ich verliebe mich nicht. Liebe ist der Weg ins Elend. Ich bin seit drei Jahren und neun Monaten Single. Und bekannt für den Satz: »Ich will keinen Mann. Ich will Karriere machen.« Ich bin bekannt dafür, lautlos »Es wird in Tränen enden« zu artikulieren, wenn ich glückliche Paare beim Küssen sehe. Aber ich habe gerade fünf lange Monate damit zugebracht, meinen ganzen Mut zusammenzukratzen, um einen Mann mit schütterem Haar und einer Wampe, der in meiner Stammkneipe arbeitet, zu fragen, ob er mit mir ausgehen möchte. Ich bot mich ihm dar, und er sagte, er wolle lieber den Narnia-Film auf DVD sehen. Dadurch wurde mein Stolz nicht nur verletzt, sondern mir aus dem Leib gerissen. Und das tut weh, verdammt weh.
»Hilfe! Hast du dieses dumpfe Geräusch gehört?«, schreit Julia, kurz nachdem ich einen lauten Rums vernommen habe. Julia fährt einen türkisfarbenen Mercedes. Er ist bullig und alt, und sie hat ihn bei eBay für hundertsiebenundsiebzig Pfund ersteigert. Sie nennt ihn Big Daddy. Ein unzuverlässigeres Fahrzeug als Big Daddy kann man sich nicht vorstellen. Julia liebt das Auto jedoch auf eine Weise, wie viele Frauen schuftige Männer lieben, die sie in peinlichen und ungünstigen Momenten hängen lassen. In ihrer Gegenwart darf man kein böses Wort über Big Daddy sagen, und sie würde ihn niemals für was Besseres eintauschen.
»Tut mir leid, Sonnenschein. Ich muss mal an den Rand fahren und Kühlwasser oder so nachschütten. Ich ruf dich später wieder an.«
»Ich bin heute kein Sonnenschein«, winsele ich kleinlaut. »Ich bin Nieselregen.«
Anschließend versuche ich, wieder ruhig dazuliegen. Ich muss positiv denken. Ich bemühe mich, an etwas zu denken, was ich gut kann. Das ist nicht leicht. Dann dämmert mir, dass ich nur in einer Sache gut bin, nämlich im Entwickeln von Cellulitis, und ich fange wieder an zu heulen.
Simon platzt in mein Zimmer. Simon platzt jeden Morgen in mein Zimmer, nachdem er gelaufen ist. Er wirft meine Post auf meinen Haufen ungeöffneter Briefe und überprüft dann seinen Muskeltonus in meinem Wandspiegel.
Ich habe Simon vor zwölf Jahren in einem schrecklichen Nachtklub namens Winkers (Stinkers für die Einheimischen) kennengelernt. Er tanzte mit mir und sagte: »Hallo Herzchen, bist du so nett und gehst mit mir ins Bett?« Diesen Satz hatte er schon bei drei meiner Freundinnen ausprobiert. Ich bin nicht mit ihm ins Bett gegangen, sondern habe gelacht, und seitdem sind wir Freunde. Den größten Teil seiner Zwanziger verbrachte Simon in Südamerika, wo er reiche Leute auf waghalsige Abenteuertouren führte. Die Gesellschaft, für die er gearbeitet hat,
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