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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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zu reizen? Er sah aus, als wollte er mir jeden Augenblick an die Gurgel
gehen.
    Doch als er einen weiteren Schritt vortrat, hob Smith
abwehrend die Hände. »Ich glaube, wir sollten eine Auszeit nehmen. Wir stehen
alle unter extremer Anspannung. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um zu streiten.«
    Smith musste in seiner früheren Laufbahn einmal als
professioneller Unterhändler gearbeitet haben. Seine versöhnlicher Ton und die
beschwichtigenden Gesten vermittelten Ruhe und Gelassenheit.
    »Na gut, ich gehe dann mal wieder«, sagte ich
schließlich und drehte mich zur Tür, um die Suite zu verlassen. Da Smith noch
immer zwischen uns stand, konnte Daniel mir nicht sofort folgen.
    »Wage es nicht, jetzt einfach abzuhauen, Juliet. Diese
Unterhaltung ist noch nicht beendet. Ich warne dich, treib es nicht zu weit!«
    Doch ich war nicht in der Stimmung, ihm nachzugeben.
Der Alkohol gab mir zusätzlichen Mut. »Ach ja? Und dann? Was passiert dann? Wie
willst du mich denn aufhalten?« Mit dieser unnötigen Provokation machte ich
kehrt und verließ die Suite. Ich wusste selber nicht, was ich tat. Ich wusste
nur, dass ich weg wollte.
    Ich nahm die Treppen, um nicht auf den Fahrstuhl warten
zu müssen. In der Lobby traf ich auf Bertie, einen unserer beiden Türsteher,
ging aber schnurstracks an ihm vorbei, ohne auf seine Fragen zu hören. Ich war
mir ohnehin sicher, dass er die Anweisung hatte, mich aufzuhalten bis Daniels
Bodyguards hier unten ankamen.
    Vor dem Hotel blickte ich mich suchend nach einem Taxi
um. Wie durch ein Wunder dauerte es nur wenige Sekunden, bis ein Fahrer
anhielt. Beim Einsteigen sah ich Daniel aus dem Eingang treten. Ich bat den älteren
Mann, der sich fragend zu mir umgedreht hatte, einfach loszufahren, denn ich
wusste selbst noch nicht, wo ich eigentlich hinwollte.
    Er sah mich irritiert an, nahm dann aber ohne Einspruch
die Fahrt auf. Schweigend rasten wir quer durch die schlafende Stadt. Nach
einigen Minuten begann ich wieder klar zu denken. Ich bemerkte, wie sehr ich am
ganzen Körper zitterte. Was, um alles in der Welt, hatte ich gerade getan?
    »Können Sie noch eine Weile einfach weiterfahren? Ich
muss erst telefonieren, bevor ich weiß, wo mein Ziel ist.«, bat ich den
Taxifahrer.
    »Es ist Ihr Geld, Ma’am.«
     
    Eine halbe Stunde später saß ich mit Katie auf dem
Balkon ihrer Wohnung und trank billigen Wein aus einem Pappbecher. Die Luft
hier oben war angenehm kühl und langsam beruhigte ich mich. Katie hatte nichts
dagegen, dass ich hier übernachtete, sie wohnte sowieso die meiste Zeit bei
Steve und war nur hierher gekommen, um mir ihren Schlüssel zu überlassen.
    »Denk nicht soviel nach, Juliet«, ermahnte sie mich,
bevor wir uns verabschiedeten. »Der kriegt sich schon wieder ein. Er ist
bestimmt kaputt von seinem Flug und dein Anblick auf den ganzen Plakaten war
erst einmal ein Schock für ihn. Du wirst sehen, morgen vertragt ihr euch
bestimmt wieder.«
    Ich seufzte leise und lächelte ihr dankbar zu. Meine
Probleme waren winzig, gegen die schwerwiegende Entscheidung, die sie heute getroffen
hatte. Hoffentlich behielt sie recht. Eigentlich konnte ich mir auch nicht
vorstellen, dass diese Angelegenheit unsere Beziehung gefährdete. Andererseits
war da ja auch noch dieser seltsame Vertrag.
    Nachdem Katie gegangen war, schnappte ich mir noch einmal
mein Telefon. Es besaß ebenfalls einen Peilsender, darum ließ ich es die meiste
Zeit lieber ausgeschaltet. Doch bevor ich schlafen ging, wollte ich Daniel noch
eine Nachricht schicken. Der Wein machte mich furchtlos und so entschied ich
mich, ihm gleich jetzt mitzuteilen, was ich von seinem Machwerk hielt. Warum sollte
ich bis morgen damit warten? Er würde ohnehin nicht begeistert über meine
ablehnende Haltung sein. Da war es besser, wenn wir gleich alles mit einem Mal abhandelten
und Klarheit schafften.
    Hi, Champ!
Hoffentlich hast du dich wieder beruhigt. Ich muss dir noch ein Geständnis
machen. Ich habe den Ehevertrag gelesen und bin damit nicht einverstanden. Wenn
das deine Vorstellungen von einer Ehe sind, dann verschwenden wir besser unsere
Zeit nicht weiter damit, unsere Hochzeit zu planen. Ich hoffe, du kommst bald
wieder zur Vernunft. Gute Nacht. Juliet xxx

Montag, 09. Juli 2012
     
    Als ich am nächsten Morgen
erwachte, dauerte es eine Weile, bis ich mich zurechtfand. Mir brummte der Schädel
und ich konnte gar nicht zuordnen ob es dem Wein geschuldet war oder der
flirrenden Hitze, meiner Verbitterung über den Verlauf des

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