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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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sie. Da saß sie in einem Spukhaus mit zwei einsamen Kindern, die sie brauchten, und sie wünschte, er wäre hier bei ihr, um ihr zu helfen, die beiden zu retten, und um sie in die Arme zu nehmen und sie zu lieben, bis sie beide wieder sie selbst waren, bis sie all das Verlorene wiedergefunden hatten. Vielleicht könnten wir es dieses Mal besser machen , dachte sie, aber im gleichen Augenblick wusste sie, dass sie vor Kummer verrückt würde, wenn er sie dann wieder so beiseiteschob wie damals. Das konnte sie nicht ertragen, und damit hatte es sich.
    Blicke nach vorn , sagte sie sich. May und ich, wir beide müssen nach vorn blicken .
    Sie sah zu, wie Alice von Carter den Walzerschritt verlangte, aber als dann Man in Love zum wiederholten Mal erklang, vergaßen sie den Walzerschritt und tanzten einfach frei durch den Raum, und Andie schloss sich ihnen an; sie konnte nicht anders, die beiden waren so glücklich. Es würde nicht von Dauer sein, aber im Augenblick tanzten sie. Wenigstens das habe ich hingekriegt , dachte sie und hob die Arme über den Kopf, um einen Hip-Bop zu tanzen. Alice sah es und ahmte sie sofort nach. Als dann die alte Hardrock-Version von Layla begann, schaltete Andie das Folterinstrument aus und verkündete über Alice ’ Protestgeheul hinweg: »Zeit zum Schlafengehen«, womit sie auch all den Erinnerungen, die die Musik wieder an die Oberfläche gebracht hatte, einen Riegel vorschob.
    Sie hatte noch ein Wörtchen mit einem Geist zu reden.
    Bis nach Mitternacht saß Andie aufrecht im Bett und wartete auf May, doch die kam nicht. Sie vernahm auch keinerlei Geräusche aus Alice ’ Babyphone. Offensichtlich hatten sich die Untoten diese Nacht freigenommen. Oder es waren alles nur Halluzinationen gewesen. Diese Theorie gefiel ihr, und auch der folgende Tag verlief ganz normal, wenigstens so normal, wie ein Tag in Archer House sein konnte. Nur die drückende Atmosphäre und dicke Wolken, die frühzeitige Dunkelheit brachten, verdarben ihn schließlich. Die Wettervorhersage im Radio verkündete, dass sich ein Sturm zusammenbraute. Genau das, was ich brauche , dachte Andie, eine finstere und stürmische Nacht . Aber immerhin glänzten die Geister freundlicherweise noch immer durch Abwesenheit, und als der Türklopfer kurz vor fünf Uhr abends anschlug, marschierte sie ohne böse Vorahnungen durch die lange, düstere steinerne Eingangshalle zur Haustür. Geister klopften gewöhnlich nicht an Türen.
    Draußen grollte der Donner, und sie dachte: Ist ja schon gut, ist ja schon gut , und öffnete die Tür.
    Southie strahlte ihr entgegen. »Andie! Fantastisch, dich wiederzusehen.«
    »Southie«, sagte sie und freute sich, ihn zu sehen, weil er Southie war, und war gleichzeitig auch misstrauisch, weil er Southie war. »Was willst du denn hier?«
    »Wir sind gekommen, um dir zu helfen!«
    »Wir?«, wunderte sich Andie und sah sich nach North um, aber da kamen nur Fremde den Fußweg herauf: ein bebrillter, besorgt wirkender Mann mittleren Alters in einem hässlichen grünen Strickpullover, dessen Bassethund-Augen forschend die düstere Landschaft begutachteten und resigniert den einsetzenden Regen zur Kenntnis nahmen; ein viel jüngerer Mann in Jeans, der selbstbewusst hinter ihm her schlenderte und eine längliche, silberne Tasche trug, und hinter dem jungen Mann drängend, als betriebe sie Speed-Walking, eine elfenhafte Blondine mit den Augen eines Falken, die zu allem entschlossen schien …
    »Kelly O’Keefe?« Andie wandte sich fragend an Southie.
    »Ja«, konnte Southie noch antworten, dann brach die winzige Blonde bereits über sie herein.
    »Mein Goott, ist das hier jwd«, rief sie aus und kam vor Andie zum Stehen. Sie reichte Andie kaum bis zur Schulter, was vielleicht ihre hektische Begeisterung noch betonte. »Sie haben doch hoffentlich Toiletten innerhalb des Hauses?«
    »Wir haben Toiletten innerhalb des Hauses«, erwiderte Andie. »Möchten Sie sie benützen, bevor Sie wieder dahin gehen, wo Sie hergekommen sind?«
    »Darf ich dir Andie vorstellen«, sagte Southie zu Kelly, und die winzige Blondine blinzelte, als stellte sie neue Berechnungen an. Dann lächelte sie und zeigte blendend weiße Zähne. Hunderte von Zähnen.
    »Hallo, Andie!«
    »Hallo.« Andie sah Southie an. »Warum?«
    »Ich war gerade bei North, als du ihn anriefst«, begann Southie, »und da wusste ich, dass du hier draußen allein mit zwei kleinen Kindern bist und Hilfe gebrauchen könntest …«
    »Hat North dich

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