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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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er. „Geärgert? Ich bin vor Wut fast geplatzt! Wie ein dummer Schulbub hab ich da gestanden! Warum ich denn nichts von der Sache weiß, wenn’s doch schon in der Bildzeitung steht – obwohl der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission im selben Haus wohnt und zufälligerweise sogar noch mein Sohn ist!“
    „Vater, es tut mir ja Leid, dass die dich so provoziert haben. Aber stell dir mal vor, ich sag dir irgendwelche internen Dinge, die du dann im Tchibo herum erzählst. Darauf wartet mein Busenfreund, der Herr Oberstaatsanwalt Dr. Hollerbach doch nur! Ich kann dir einfach nichts sagen, was über das hinausgeht, was in der Zeitung steht!“
    „Dann mach wenigstens, dass du den Mordfall in den nächsten vier Wochen lösen kannst. Ich helf dir auch wieder dabei! Da hast du die Chance, die ganze Sache wieder gutzumachen.“
    Wolfram Tannenberg muss nun doch einmal herzhaft lachen. „Wieso gibst du uns denn nur vier Wochen Zeit?“
    „Weil ich mit den Kerlen im Tchibo gewettet habe“, knurrte der alte Mann.
    „Wie gewettet?“
    „Na ja, halt gewettet.“
    Seine Ehefrau roch den Braten. „Jacob, hast du etwa um Geld gewettet?“
    Die einsilbige Zustimmung des Seniors war kaum hörbar.
    „Um wie viel?“, setzte Margot Tannenberg sofort nach.
    „Hundert.“
    Sie ließ eine ungeputzte Karotte in die Spüle gleiten, trocknete sich mit einem bunt karierten Geschirrhandtuch schnell die Hände ab, trat vor ihren Mann und starrte ihn mit weit geöffnetem Mund entsetzt an.
    „Was, Vater? Du hast um hundert Euro gewettet, dass ich diesen Mordfall innerhalb von vier Wochen lösen kann. Das Geld hättest du auch gleich hier aus dem Fenster werfen können! Hundert Euro? Du bist einfach verrückt!“
    „Es sind nicht hundert Euro, sondern …“ Er sto
ckte.
    „Sondern?“, fragte seine Frau fassungslos.
    „Sechshundert“, murmelte Jacob leise in seinen nicht vorhandenen Bart hinein.
    Auf diesen Schock hin mussten sich sowohl Tannenberg als auch seine Mutter erst einmal hinsetzen.
    „Wieso denn jetzt plötzlich sechshundert Euro, Vater?“
    „Ach Gott, ist das denn wirklich so schwer zu verstehen? – Weil eben sechs Leute an unserem Tisch standen. Sechs mal hundert macht nun mal nach Adam Riese sechshundert! Kannst du etwa nicht mehr rechnen?“
    „Ich brauch jetzt dringend ein Bier“, sagte der Kriminalbeamte, erhob sich von seinem Stuhl, begab sich mit schlurfenden Schritten zur Abstellkammer und öffnete kopfschüttelnd die Tür.
    Dabei dachte er noch nicht einmal einen Sekundenbruchteil daran, dass seine Mutter den betagten Langhaardackel, den sie vor einiger Zeit von einer alten Nachbarin übernommen hatte, gewöhnlich genau an diesem Ort einsperrte, wenn sie hörte, dass ihr Sohn im Anmarsch war.
    Tannenberg konnte gar nicht so schnell reagieren, wie das kleine, fette Monster ihm in den rechten Unterschenkel gebissen hatte – genau an der Stelle, an der die Achillessehne in den Wadenmuskel übergeht.
    Sofort nach der bösartigen Attacke zog sich der Dackel wie eine heimtückische Muräne in die hintersten Winkel der Besenkammer zurück. Dieser wahrscheinlich genetisch einprogrammierte Selbsterhaltungsreflex rettete dem Tier das Leben – vorerst zumindest. Denn wäre es nicht geflüchtet, sondern hätte an der selben Stelle verharrt, hätte die von Tannenberg mit voller Leibeskraft wütend zugeworfene Sperrholztür den aufgedunsenen Tierkörper wohl zerschmettert. So aber fiel die Tür ungebremst mit einem dumpfen, lauten Knall ins Schloss.
    „Verfluchtes Mistvieh“, schrie er mit schmerzverzerrtem Gesicht, während er sich auf seinem unversehrten Bein hüpfend in Richtung des Küchentischs schleppte. „Au, tut das weh. Dieser verdammte Scheiß-Köter!“
    Tannenberg schob das Hosenbein nach oben und begutachtete gemeinsam mit seinen Eltern den Hundebiss, der sich allerdings bei näherer Analyse als weitaus harmloser darstellte, als zunächst zu befürchten gewesen war: Man konnte zwar auf der stark behaarten Männerhaut den Abdruck einiger Hundezähne erkennen, die rötlich unterlaufen waren und eher an eine Quetschung erinnerten als an einen Dackelbiss, aber eine offene Wunde oder eine blutende Stelle fand sich auch nach genauester Begutachtung nicht.
    „Die Susi hat das bestimmt nicht mit Absicht gemacht. Die ist halt erschrocken und hat Angst gekriegt. Außerdem sieht die doch nicht mehr so gut.“
    „Bin ich jetzt etwa auch noch schuld an dieser verdammten Sauerei?“
    „Ist ja gar nicht

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