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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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aus diesem verdammten Drogensumpf wieder heil herauskommt. Schließlich ist sie ja auch deine Nichte. Oh Gott, meine Tochter – die Christiane F. von Kaiserslautern!“
    „Marieke, drogenabhängig! Was für eine Schande! Ausgerechnet meine Tochter. Wo ich mir doch bei ihrer Erziehung solche Mühe gegeben habe. Ich bin völlig fertig!“, stimmte der gelockte Rotschopf in das Klagelied ihres Ehemannes ein.
    „Was seid ihr doch nur für jämmerliche Eltern! Wie um alles in der Welt kann man nur so wenig Vertrauen zu seinem Kind haben?“ Tannenberg erhob sich von seinem Stuhl, stemmte die Arme auf die Hüfteknochen. „Unglaublich! Drogenabhängig? Bloß weil das Mädchen ein bisschen aufgedreht ist. Ist doch schließlich total nachvollziehbar!“
    „Wieso?“, fragte Heiner, dem die Verwunderung deutlich erkennbar ins Gesicht geschrieben stand.
    Tannenberg stützte seinen Oberkörper mit den Armen auf dem Tisch ab und erzeugte dadurch ein leicht knarrendes Geräusch. „Weil sie glücklich ist!“
    „Glücklich?“ Betty riss den direkt vor sich auf die Tischkante gesenkten Blick zu ihrem Schwager empor.
    „Ja: glück-lich!“ Um seinem letzten Wort ein wenig mehr Ausdruck zu verleihen, wiederholte er es und sprach es erneut extrem gedehnt aus. „Und zwar bärenmäßig glück-lich.“
    „Glücklich? Warum?“, fragte Betty konsterniert nach.
    „Warum?“ Wolfram Tannenberg schüttelte seinen Kopf. „Dass ihr solche Gefühle nicht nachvollziehen könnt, ist mir völlig klar.“
    „Welche Gefühle denn?“
    „Zum Beispiel solche intensiven Gefühle, die zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts für einander aufzubringen in der Lage sind. Aber das ist für euch ja nicht nachvollziehbar! Um’s endlich auf den Punkt zu bringen: Euer bildhübsches Töchterlein ist verliebt – und zwar total!“
    „In wen?“, schoss es geradezu aus Heiner heraus.
    „In einen sehr gut aussehenden, höflichen jungen Mann. Sie hat ihn mir heute Morgen in der Stadt vorgestellt. Die beiden sind übrigens ein tolles Paar!“
    „Wieso stellt sie ihn dir vor – und nicht uns?“
    „Ja, liebe Elsbeth, darüber solltet ihr beiden euch wirklich einmal ernsthafte Gedanken machen!“
     
    Irgendwie schien dieser Samstag ein besonders konfliktträchtiger zu sein, denn nachdem Tannenberg Mariekes biologische Erzeuger verlassen und die Parterrewohnung seiner Eltern betreten hatte, stürzte neues Ungemach über ihn herein. Und zwar in Form seines zornesgeröteten Vaters, der sich nicht wie sonst um diese Uhrzeit am Küchentisch in die Zeitung vergraben hatte, sondern ihm, heftigst mit der Bildzeitung wedelnd, forsch entgegentrat.
    „Wieso wissen die denn schon wieder alles? Und ich weiß wieder gar nichts!“, begann er wütend draufloszuschimpfen. „Ich bin immer der Depp!“ Tränen der Wut drückten sich in seine Augen.
    „Was ist denn eigentlich los, Vater?“
    Jacob Tannenberg drehte sich, immer noch wild gestikulierend, kurz zu seiner Frau um, die Gemüse putzend an der Spüle stand.
    „Das gibt’s doch nicht, Margot. Mein Herr Sohn fragt doch allen Ernstes, was los ist.“ Er breitete die bunte Tageszeitung auf dem Küchentisch aus. Dann hämmerte er mit seiner rechten Hand wütend auf einem Artikel herum. „Das hier ist los. Komm her und schau dir’s selber an! Hier steht alles schwarz auf weiß: bestialischer Tunnelmord usw. Und ich weiß wieder einmal nichts davon. Gar nichts! Obwohl mein Herr Sohn der Leiter der zuständigen Mordkommission ist!“
    „Vater, du weißt doch …“
    Jacob fiel seinem jüngsten Sohn ins Wort und vollendete den Satz: „Dass ich über dienstliche Angelegenheiten nichts sagen darf. Stimmt’s?“
    „Ja, genau!“
    „Blödsinn! Wie oft hab ich dir denn schon bei deinen Mordfällen geholfen?“ Der Senior hatte sich direkt vor Tannenberg aufgebaut und blickte ihm tief in die Augen. „Da kannst du mir doch wenigstens sagen, dass ihr einen neuen Mord habt. Das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt! Damit mir so was wie heute Morgen nicht mehr passiert.“
    „Wieso, was ist denn passiert?“
    Jacob Tannenberg drehte sich kopfschüttelnd von seinem Sohn weg und beschloss, für eine Weile zu schweigen.
    Dafür begann nun dessen Frau mit ihren Erläuterungen: „Ach Wolfi, die an dem Tisch im Tchibo, wo dein Vater jeden Morgen steht, haben sich über ihn lustig gemacht. Und darüber hat er sich halt geärgert.“
    Der Entschluss des Seniors hielt allerdings nicht lange vor, zu erregt war

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