Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
schlimm. Stell dich nicht so an. Du bist doch ein Mann!“, bemerkte Jacob Tannenberg mit höhnischem Gesichtsausdruck.
    „Das tut aber höllisch weh!“
    „Du bist vielleicht ein alter Jammerlappen. Mit dir hätten wir früher nie einen Krieg gewonnen.“
    „Und mit dir haben wir keinen gewonnen!“, gab der Kriminalbeamte schlagfertig zurück und beschloss spontan, sich umgehend in seine eigenen vier Wände zurückzuziehen.
    „Wolfi, du musst unbedingt zum Arzt!“, stoppte Margot Tannenberg die bereits eingeleiteten Fluchtbemühungen ihres jüngsten Sohnes.
    „Wieso? Wegen dieser Kleinigkeit? Das tut zwar ziemlich weh, aber das ist doch keine schlimme Sache.“
    „Das kann es aber werden. Wegen dem Wundstarrkrampf. Der wird durch solche Hundebisse übertragen. Ich hab gerade gestern in der Apotheken-Zeitung einen Bericht darüber gelesen. Wann bist du denn das letzte Mal gegen Tetanus geimpft worden?“
    „Keine Ahnung!“
    „Wolfi, dann musst du jetzt sofort zum Arzt.“
    „Mutter, wo soll ich denn samstags um diese Uhrzeit einen Arzt auftreiben?“
    „Dann muss der Herr Sohn eben ins Krankenhaus!“, giftete der Senior von der Seite her.
    „Wolfi, bei dir war doch einer in der Klasse, der Arzt geworden ist“, fasste seine Frau ihren gerade aufgeleuchteten Geistesblitz in Worte.
    „Stimmt! Der Kai Bohnhorst! Das ist eine gute Idee, Mutter. Den ruf ich jetzt einfach mal an. Ich hab ja seine Handynummer.“
    Tannenberg hatte Glück, denn der Allgemeinmediziner hielt sich zufälligerweise gerade in seiner Praxis auf, als ihn der Anruf des Kriminalbeamten erreichte.
     
    Die dringend erforderliche Impfaktion gestaltete sich allerdings weitaus unerfreulicher, als Tannenberg erwartet hatte. Zum einen, weil die drei Spritzen, die ihm sein alter Schulfreund genüsslich in die linke Pobacke gejagt hatte, einen sehr lästigen Dauerschmerz hinterließen.
    Und zum Zweiten, weil er, als er da so schutzlos bäuchlings auf der kalten Untersuchungspritsche gelegen und ängstlich darauf gewartet hatte, bis Dr. Bohnhorst ihm die einzelnen Impfportionen verabreichte, plötzlich an den Toten vom Heiligenbergtunnel denken musste, dem man ja ebenfalls eine Injektion verpasst hatte, bevor man ihn vor den Intercity warf.
    Deshalb fragte Wolfram Tannenberg während der schmerzhaften Prozedur sicherheitshalber mehrmals nach, ob sein ehemaliger Klassenkamerad auch genau wisse, was er ihm denn da in seinen Allerwertesten spritze.
    Dieser sah sich anscheinend ein wenig in seiner Berufsehre verletzt und konterte mit der Bemerkung, dass man, wenn man sich nicht genügend darauf konzentrierte, sehr wohl die Ampullen verwechseln könne.
    Dann sprach er auch noch eine unverhohlene Drohung aus: „Ist eigentlich wirklich gar keine schlechte Idee, Tanne, oder?“
    „Was?“
    „Na ja, so ein Auftragsmord. Warum eigentlich nicht? Schließlich gibt es bestimmt genügend Gründe, den Herrn Hauptkommissar ins Jenseits zu befördern, nicht wahr?“
    „Über so was macht man keine Scherze!“
    „Ach Gott, hab dich mal nicht so! Ich brauche eben ab und an auch mal ein wenig Verständnis. Schließlich ist die finanzielle Situation eines von diversen so genannten Gesundheitsreformen arg gebeutelten Hausarztes heutzutage auch nicht mehr so, wie sie einmal war“, dozierte Dr. Bohnhorst und ergänzte direkt: „Obwohl es leider vielen, von Sozialneid zerfressenen Außenstehenden fälschlicherweise immer noch so erscheinen mag.“
    „Komm, Kai, bitte hör auf mit dem albernen Gejammer, mir kommen nämlich gleich die Tränen!“
    „Wieso? – Na ja, jedenfalls wäre so ein kleines Zubrot wirklich nicht zu verachten. Zumal ich dir ja tatsächlich nur eine andere Substanz hätte spritzen müssen. – Aus Versehen natürlich!“
     
    Der Rest des Samstags plätscherte ziemlich unspektakulär vor sich hin. Nach dem recht unerfreulichen Arztbesuch unternahm der Leiter des K1 aus purer Langeweile einen Abstecher ins Kommissariat und erkundigte sich dabei nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen bezüglich der Vermisstendatei. Obwohl er natürlich genau wusste, dass man ihn, falls sich in der Zwischenzeit irgendwelche neuen Erkenntnisse aufgetan hätten, umgehend davon in Kenntnis gesetzt hätte.
    Nachmittags fläzte er sich auf seine Wohnzimmer-Couch und schaute sich in aller Ruhe die Bundesliga-Live-Übertragungen an. Zwar ließ ein ebenso überraschender wie verdienter Kantersieg des 1. FC Kaiserslautern über den VfB Stuttgart, der diesen Verein

Weitere Kostenlose Bücher