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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Duftquelle.
    „Nach was riecht es denn hier?“, fragte er in die Runde seiner von ihm abgewandt am Fenster stehenden Kollegen.
    Der halbkreisförmige Belagerungsring, der sich um das vermeintliche Corpus Delicti herum geschlossen hatte, öffnete sich zu Tannenberg hin und gab Petra Flockerzie frei, die geschäftig in einem auf einer elektrischen Herdplatte stehenden, übergroßen Topf herumrührte.
    „Die Flocke kocht Kohlsuppe. Weil sie damit abnehmen will!“, grölte Kriminalhauptmeister Geiger seinem Vorgesetzten entgegen.
    „Würde dir auch nichts schaden, alter Fettsack!“, verteilte Sabrina Schauß sogleich einen geschlechtssolidarischen Rüffel.
    „Guten Morgen, Chef“, grüßte die sichtlich gestresste Sekretärin, „es tut mir wirklich Leid, eigentlich wollte ich damit schon fertig sein, bevor ihr hier alle auftaucht. Aber es hat doch länger gedauert, als ich gemeint hab.“
    „Und was ist das jetzt für’n Zeug, Flocke?“, wollte Tannenberg nun endlich wissen.
    „Kohlsuppe, Chef.“ Petra Flockerzie war nun nicht mehr zu bremsen. „Ich hab doch am Freitag mit dieser neuen Diät angefangen. Und da wusste ich ja noch nicht, dass wir am Wochenende einen neuen Mordfall bekommen. Aber diese Super-Diät funktioniert nur, wenn man sich strikt an die Vorschriften hält. Und eine davon ist eben, dass man alle vier oder fünf Stunden einen Teller von dieser Suppe isst. Aber ich bin wirklich gleich fertig. Nur, wenn ich sie schon zu Hause gekocht hätte, wäre mir doch alles …“
    „Schon gut, Flocke“, würgte sie Tannenberg recht unsanft ab und begann plötzlich, laut hörbar zu schmatzen. „Aber warum riecht das nur so verdammt gut?“
    „Wollen Sie mal kosten, Chef?“ Schon hielt die Sekretärin ihm stolz einen dampfenden Löffel mit einem darin herumschwimmenden, kleineren Kohlstück hin. „Vorsicht Chef! Es ist wirklich sehr heiß! Der Geruch kommt vielleicht von den vielen anderen Zutaten: Zwiebeln, Tomaten, Paprika, Sellerie – oder es hängt an den Gewürzen.“
    Tannenberg setzte behutsam seinen Mund auf die Löffelspitze und fing an, vorsichtig die bräunliche Brühe aufzuschlürfen. „Heiß! … Und scharf! … Aber verdammt gut!“
    „Freut mich, Chef!“
    „Ich möchte auch mal probieren!“, meldete sich Kommissar Fouquet zu Wort und wurde sogleich von den anderen Anwesenden mit einem kräftigen Kopfnicken in seiner Forderung unterstützt.
    „Weißt du was, Geiger?“
    „Was, Chef?“
    „Du gehst jetzt runter in die Kantine und besorgst“, Tannenberg nahm die Finger zur Hilfe, ließ sie nacheinander aus der Faust herausschnellen und bediente sich, nachdem er festgestellt hatte, dass eine Hand nicht ausreichte, auch noch des Daumens der anderen, „sechs Suppenteller und sechs Suppenlöffel. Flocke hat ja ihr Essgeschirr dabei. Schaffst du das?“
    „Warum denn immer ich?“
    „Weil du sowieso öfter in der Kantine als an deinem Arbeitsplatz bist.“
    „Aber, Chef, was mach ich denn, wenn die Leute in der Kantine motzen und die Sachen nicht rausrücken wollen?“
    „Oh Gott, Geiger, dann sagst du einfach, dass dich der Leiter des K1 schickt und du die Dinge unbedingt für die Rekonstruktion unseres neuen Falls brauchst.“
    „Für die Rekonstruktion unseres neuen Falls? Versteh ich nicht, Chef! Aber ich mach’s halt!“
    „Wär ja nichts Neues“, bemerkte Michael Schauß eher beiläufig.
    „Was?“
    „Na, dass du nichts verstehst, du alte Pfeife!“, ergänzte die Ehefrau des jungen Kommissars.
    „Los auf, wir setzen uns schon mal an den Tisch“, bedrängte Tannenberg voller Vorfreude seine Mitarbeiter, begab sich zum Besuchertisch und ließ sich auf einen der nur spärlich gepolsterten Holzstühle plumpsen. Sofort schnellte er wieder mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Höhe. „Au, verdammt! Tut das weh! Dieser verfluchte Mistköter!“
    „Um Himmels willen, Chef, was ist denn mit Ihnen passiert?“, zeigte sich Petra Flockerzie derart betroffen, dass ihr vor Schreck fast der Schöpflöffel aus der Hand gefallen wäre.
    „Ach, dieser Drecksdackel von meinen Eltern hat mich gebissen. Und ich musste mich dann gegen Tetanus impfen lassen.“
    „Diese Impfung ist ganz schön schmerzhaft, vor allem, wenn man so’n altes Weichei wie du bist“, warf Dr. Schönthaler von der Seite her ein.
    „Aber Doc, diese drei Stiche in den Hintern tun wirklich sauweh!“, griff Kommissar Schauß seinem provozierten Vorgesetzten unter die Arme. „Ich musste mir die auch mal

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