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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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begann.
    Dieses markante Geräusch war anscheinend das Startsignal für einen intensiven Betreuungseinsatz des Rot-Kreuz-Sanitäters, der die ganze Zeit über recht teilnahmslos in der Ecke gesessen hatte. Nun aber wurde er von einem regelrechten Energieschub erfasst, der ihn sogleich dazu veranlasste, sich von seinem Stuhl zu erheben, zu dem völlig verstörten Zugführer zu gehen, ihm eine grau-rot-karierte Decke umzulegen und ihm als Sahnehäubchen seines beeindruckenden sozialen Engagements aus einer Thermoskanne einen heißen Tee zu servieren.
    Tannenberg ließ sich von diesem plötzlichen Samariter-Aktionismus allerdings nicht aus dem Konzept bringen.
    „Klar ging das alles sehr schnell über die Bühne“, bemerkte er verständnisvoll. „Also noch mal: Diese beiden Gestalten haben den Menschen an den Beinen hochgehoben. Und dann?“
    Keine Antwort.
    „Und dann!“, wiederholte Tannenberg.
    „Dann haben sie ihn direkt … vor meinen Augen … losgelassen …“
    „Haben Sie das Gesicht der Person erkennen können?“, fragte Fouquet leise.
    „Nein … Ich hab nur den … Hinterkopf gesehen.“
    „War es eine Frau oder ein Mann?“
    „Weiß nicht …“ Unschlüssig wiegte der Zugführer seinen Kopf. „Vielleicht eher ein Mann … Aber das ging ja alles so verdammt schnell … Mann oder Frau? … Eigentlich müsste ich das ja wissen … Dieser Mensch war ja schließlich nackt.“
    „Was? Nackt war der?“, fragte Kommissar Fouquet verblüfft.
    „Ja, ganz nackt … Aber …, aber ich hab ihn ja nur von hinten gesehen. Und das auch nur ganz kurz.“
    „Und wie war der Körper?“, warf Tannenberg ein und ergänzte, nachdem er das Stirnrunzeln des Zugführers registriert hatte: „Ich meine: Hatte der Körper Spannung? So wie jemand, der mit einem Kopfsprung in ein Schwimmbecken springt?“
    „Nein, der war ganz schlaff … Erst hab ich ja für einen kurzen Augenblick gedacht, dass das nur so ’ne aufgeblasene Plastikpuppe oder so was ist.“ Plötzlich riss der Mann seinen Kopf zu Tannenberg um. „War es vielleicht nur ’ne Puppe?“
    „Leider nicht“, brach Kommissar Fouquet den Strohhalm ab, an dem sich der Zugführer gerade hochgehangelt hatte. „Aber wenn es stimmt, was Sie sagen, dann war dieser Mensch garantiert schon tot, als man ihn auf die Gleise hat fallen lassen.“
    „Glauben Sie wirklich?“
    Wieder traf ein flehender Blick den Leiter des K1.
    „Ja. Sie haben mit ihrem Zug bestimmt nur einen Toten überfahren“, düngte Tannenberg das zart aufkeimende Hoffnungspflänzchen. Dann wandte er sich an seinen Kollegen: „Albert, ich denke, es wird Zeit, dass wir uns jetzt an den Ort des Geschehens begeben.“
    „Kannst du das nicht alleine machen? Ich fühl mich nämlich nicht so gut!“, jammerte der junge Kriminalbeamte, während er den Zündschlüssel aus seiner Hosentasche kramte.
    „Nein, tut mir Leid. Das gehört eben auch zu unserem Job. Da musst du jetzt wohl durch. Aber ich verrate dir nachher einen Trick, mit dem du solche unangenehmen Ereignisse wenigstens einigermaßen erträglich gestalten kannst.“
     
    Kurz vor dem kleinen Waldparkplatz in unmittelbarer Nähe des Heiligenbergtunnels nötigte Tannenberg Kommissar Fouquet zu einem Zwischenstopp.
    Sein angekündigter ›Trick‹ bestand in einer äußerst fragwürdigen dienstlichen Anordnung, mit der er seinen jungen Mitarbeiter konfrontierte, nachdem dieser den silbernen Mercedes zum Stillstand gebracht hatte.
    „Dieses Zaubermittel hier hilft immer, wenn man in eine Schlacht zieht! Das haben schon die alten Germanen gewusst“, sagte Tannenberg und setzte einen chromfarbenen Flachmann, den er aus der Innentasche seines olivgrünen Parkas hervorgezaubert hatte, an die geöffneten Lippen. Anschließend wischte er dessen Trinköffnung mit dem Jackenärmel ab und überreichte ihn seinem angewidert dreinblickenden Kollegen.
    „Oh nein, Wolf, das kann ich jetzt wirklich nicht! Nicht um diese Zeit! Und dann auch noch auf nüchternen Magen!“
    „Los, Mann, mach schon! Stell dich nicht so an. Das Ding machst du jetzt leer! Und zwar ganz! Du wirst mir nachher dankbar sein!“
    Widerwillig befolgte der junge Kriminalbeamte die Anweisung seines Vorgesetzten. Aber sein gesamter Körper schien sich mit Vehemenz gegen diese alkoholische Zwangsbeglückung zur Wehr zu setzen: Die Mundschleimhäute zogen sich zusammen, der Magen krampfte, kalte Schauerwellen liefen über seinen Körper.
    „Ist das Zeug scharf! Das brennt ja wie

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