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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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deren Sitzflächen mit demselben Stoff wie die Bank bezogen waren– einem orangeroten Blümchenmuster.
    Die Wände waren hellbraun gekachelt, und auf der beigefarbenen Arbeitsplatte, die sich an einen altertümlichen Gussstein anschloss, standen Schüsseln voller gekochter Kartoffeln.
    Außerdem thronte an der linken Wand neben der Tür ein altes Buffet aus massivem, hellem Holz.
    »Nett«, lobte Heiko, und »gemütlich«, schmeichelte Lisa.
    »Ich hol die Mutter«, murmelte Karl und verschwand.
    Wenige Minuten später erschien eine etwas derangiert wirkende Frau Weidner. Sie trug ihr Haar zu einem zerzausten Dutt aufgesteckt und versuchte mit fahrigen Handbewegungen, die Frisur noch etwas zu richten.
    Ansonsten trug sie eine der berühmten Kleiderschürzen und eine hellbraune Hose.
    »Also Karl, du kannst doch die Leute nicht in die Küche setzen«, tadelte sie und der kleine Mann duckte sich sofort.
    »Ist doch gemütlich«, beruhigte Lisa und schüttelte der Frau die Hand.
    »Wollt ihr was trinken?«
    »An Mouscht?«, bot Karl an. Die Kommissare winkten ab.
    Mutter und Sohn setzten sich auf die Stühle.
    »Wie geht es Ihnen denn so?«, fragte Heiko mitfühlend.
    »Wie soll’s mir schon gehen! Der Rudi ist tot!«, antwortete die Weidnerin. Dann sah sie auf ihre Hände. Die Handrücken waren von dicken Adern durchzogen, die von lebenslanger harter Arbeit zeugten.
    »Und das Geschäft muss weitergehen. Der Hof läuft nicht von alleine.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen, dass das viel Arbeit ist.«
    Heiko räusperte sich. »Also, wir müssen euch noch einige Fragen stellen.«
    Frau Weidner sagte nichts, also fuhr Heiko einfach fort: »Bitte versteht das nicht falsch, wir müssen das fragen: Wo wart ihr denn gestern um die Zeit?«
    »Sie denken, dass wir den Vater umgebracht haben?«, ereiferte sich nun Karl.
    Frau Weidner hob die Hand, was offenbar genügte, um Karl von weiteren Ausführungen abzuhalten.
    »Also. Wir waren hier, der Karl und ich. Die Silke war unterwegs, aber wann die heim ist, weiß ich nicht. Wir sind alle berufstätig, wissen Sie.«
    »Ja, und was haben Sie gemacht?«
    »Wir haben ferngesehen. ›Wer wird Millionär‹, glaube ich.«
    »Ja, genau!«, bestätigte Karl, eifrig nickend.
    »Und sonst? War irgendwas Ungewöhnliches?«
    Lisa registrierte die tiefliegenden Augen der Bäuerin. Sie schien sehr mitgenommen zu sein. Karl schnippte plötzlich mit den Fingern. »Doch, ja. Gestern Nacht haben die Hunde angeschlagen!«
    »Um wieviel Uhr?«, fragte Heiko.
    »Ihr fragt aber… halt, ich glaub’, um viertel zwei! Ich hab nämlich auf die Uhr geschaut!«
    »Und warum haben Sie nicht nachgeschaut?«, wollte Lisa wissen.
    »Ach, die bellen auch, wenn auf dem Feld eine Katze vorbei läuft. Denken Sie, ich hätte ihn damit… retten können? Um Gottes Willen!« Der junge Bauer stützte seinen Kopf in die Hände.
    Die Kommissarin legte ihm tröstend eine Hand auf den Arm.
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe. Sie hätten nichts tun können.«
    Weidner schniefte und wischte sich über die Augen.
    Hilfloses Schweigen entstand, das Heiko schließlich brach: »Und noch was anderes.« Er fischte das Cellophantütchen mit der Uhr aus der Tasche.
    »Diese Uhr hatte Ihr Mann in der Hand. Wir nehmen an, dass sie dem Mörder gehört. Haben Sie sie schon mal gesehen?«
    Frau Weidner nahm das Tütchen in die Hand, setzte sich eine auf dem Tisch liegende Lesebrille auf und betrachtete die Uhr eingehend. Dann gab sie sie an Heiko zurück und nahm die Brille ab. »Kommt mir tatsächlich irgendwie bekannt vor. Aber ich komm im Moment nicht drauf.«
    »Keine Chance? Wenn wir den Besitzer der Uhr hätten, hätten wir nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit auch den Mörder.«
    Die Bäuerin dachte kurz nach. »Vielleicht täusche ich mich auch. Es ist ja oft so, dass man solche Sachen nicht bewusst wahrnimmt. Und wenn ich es mir genau überlege, nein, ich denke, ich täusche mich.«
    Heiko senkte die Lider und faltete die Hände. »Und wir bräuchten noch die DNA von Ihnen und Ihren Kindern.«
    Die Bäuerin berührte ihre Adern auf dem linken Handrücken und sagte dann: »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass wir den Vater umgebracht haben? Einer von uns? Auf keinen Fall! So was tun wir nicht. Wir sind evangelisch! Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich muss das Vieh füttern.«
    »Aber, aber, das denkt doch niemand!«, beruhigte Lisa, die die Empörung der Frau gut nachvollziehen konnte. »Es geht nur um

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