Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohrwuermer und Quallenpest

Ohrwuermer und Quallenpest

Titel: Ohrwuermer und Quallenpest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tonollo
Vom Netzwerk:
viel zu großes, verschwitztes T-Shirt und weiterhinunter zu einer Hose voller Essensflecken. »Na, zum Glück nicht!«, antwortete er entsetzt und ging schnell weiter.
    »Debilius!«, rief Polly. »Der Mann, den Pauletta schicken wollte, heißt Fynn und nicht Synn!«
    »Ach ja?«
    »Hier steht’s!«, bestätigte Palme. Er hatte den Brief auseinandergefaltet, den ihre Großtante nach Ätzdorf geschickt hatte, wo Polly mit ihren Eltern Prospera und Patrizius Rottentodd, den Zwillingsbrüdern Pampe und Palme und ihrem Großcousin Debilius lebte. Sie waren erst vor Kurzem dorthin gezogen, nachdem sie das alte Haus von ihrem Onkel Deprius samt Gärtner, Butler, Köchin und Hund geerbt hatten.
    »
Ganz herzlichen Dank für Euren lieben Brief
«, las Palme vor.
    »
Freue mich darauf, euch kennenzulernen. Fynn wird Euch am Bahnhof abholen
.« Er nickte. »Datum und Ankunftszeit unseres Zuges sind richtig.«
    Pampe trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Hey, Leute! Wir warten jetzt schon über eine halbe Stunde. Wenn wir nicht im Bahnhof übernachten wollen, sollten wir versuchen, unsere vergessliche Großtante zu finden!«
    »Pampe hat recht!«, bestätigte Pit. »Zum Meer zu kommen, dürfte nicht allzu schwierig sein. Von dort aus müssen wir uns dann zu Pauletta Rottentodd durchfragen. Zu blöd, dass es ausgerechnet jetzt angefangen hat zu regnen.«
    »Ja, super!«, stöhnte Polly und schulterte ihren Reiserucksack.
    In einem Kiosk fragten sie nach dem Weg zum Meer und erfuhren, dass sie bis dorthin fast dreißig Minuten unterwegs sein würden. Die Stimmung sank auf den Nullpunkt.

     
    Als die fünf schließlich die felsige Küste erreichten, waren sie vollkommen durchnässt. Über dem Wasser zogen tief hängende schwarze Wolken dahin, aus denen in der Ferne grelle Blitze zuckten.
    »Ungefährlich!«, entschied Palme nach dem letzten Donnern und schaute auf seine Uhr.
    »Ungefährlich? Was ist ungefährlich?«, fragte Pampe seinen Zwillingsbruder.
    »Das Gewitter. Zwischen Blitz und Donner liegen mehr als zwanzig Sekunden. Der Schall braucht eine Sekunde, um dreihundert Meter zurückzulegen. Der Blitz ist also etwa sechs Kilometer entfernt. Erst wenn zwischen Blitz und Donner weniger als zehn Sekunden liegen, sollte man sich nicht mehr im Freien aufhalten.«
    »Klugscheißer!«, antwortete Pampe und verzog dabei das Gesicht.
    »Gut zu wissen«, verteidigte Polly ihren Bruder.
    Debilius schaute Palme verdutzt an. »Wie war das? Dreihundert Meter in zehn Sekunden?« Er betrachtete verwirrt seine Füße.
    »Könnten wir jetzt vielleicht eure Großtante suchen?« Pit wurde langsam ungeduldig. »Hier gibt es eine ganze Menge Häuser.«
    Sie liefen auf der Promenade an der Küste entlang. Auf der rechten Seite stand eine lange Reihe roter, sich ähnelnder Backsteingebäude, auf der linken erstreckte sich der steinige, zum Teil von Felsen durchzogene Strand.
    »Ich klingle mal da drüben!« Polly lief auf die erstbeste Haustür zu.
    Eine alte Dame mit einer Spülbürste in der Hand trat ihr entgegen. »Ja?«, fragte diese freundlich.
    »Entschuldigen Sie bitte die Störung«, begann Polly lächelnd, »wir suchen unsere Großtante Pauletta Rottentodd. Sie wissen nicht zufällig, in welchem Haus sie wohnt?«
    »Ach, du liebes bisschen!«, entgegnete die Frau, nachdem sie einen nach dem anderen angeschaut hatte. »Ihr seid ja patschnass!«
    »Ja«, bestätigte Polly. »Es regnet.«
    »Fürchterliches Wetter!«, meinte die Frau. »Und das mitten im Hochsommer …«

     
    »Es muss ein altes Haus sein«, fügte Polly ungeduldig hinzu.
    »Hat euch denn niemand abgeholt bei dem Regen?«
    »Ein sehr altes Haus!« Polly bohrte weiter und endlich schien die Frau ihr zuzuhören.
    »Ein sehr altes Haus?« Sie überlegte. »Das wird doch nicht etwa … also, es gibt hier an der Küste nur
ein
sehr altes Haus. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass da überhaupt jemand drin lebt. So, wie das aussieht!«
    »
Das
muss es sein!«, rief Polly erleichtert.
    Die alte Frau rümpfte die Nase. »Aber nein, unmöglich!«
    »In welche Richtung müssen wir denn nun gehen?«, mischte sich Pampe genervt ein. Ihm wurde langsam kalt, und er wollte endlich zu dieser Großtante, die offensichtlich einfach vergessen hatte, sie abholen zu lassen.
    »Pampe!«, zischte Polly. Doch die Frau schien ihn überhaupt nicht gehört zu haben.
    »Also, wenn ihr da wirklich hinwollt, müsst ihr dort langgehen.« Sie deutete mit der Spülbürste nach links.

Weitere Kostenlose Bücher