Oksa Pollock. Der Treubrüchige
Was bisher geschah …
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ie dreizehnjährige Oksa Pollock ist gerade mit ihrer Familie aus Paris nach London gezogen. Zum Glück ist auch ihr bester Freund Gus samt seinen Eltern mit von der Partie. Und nicht nur das, er wird auch zusammen mit Oksa in eine Klasse an der St.-Proximus-Schule eingeteilt. Doch noch bevor die beiden sich richtig einleben können, passiert etwas Unglaubliches: Oksa stellt fest, dass sie übernatürliche Fähigkeiten besitzt und die auserwählte »Huldvolle« über das magische Land Edefia ist. Diese verborgene Welt sollte eigentlich von Oksas exzentrischer Großmutter Dragomira regiert werden. Stattdessen hat der treubrüchige Ocious die Macht an sich gerissen und Oksas Familie sowie alle Getreuen Dragomiras zur Flucht ins Da-Draußen gezwungen, in die Welt der Menschen.
Nun ruhen alle Hoffnungen der sogenannten Rette-sich-wer-kann, die sich die Rückkehr nach Edefia wünschen, auf Oksa. Diese ist von ihren neuen Fähigkeiten zunächst begeistert. Aber schon bald muss sie feststellen, dass ihre Bestimmung als Huldvolle eine Menge Gefahren mit sich bringt. Ihr unsympathischer Klassenlehrer McGraw entpuppt sich als Sohn des bösen Ocious, der es ganz offensichtlich auf Oksa abgesehen hat. Und kaum scheint Orthon, wie McGraw eigentlich heißt, besiegt, verschwindet auch schon Gus auf geheimnisvolle Weise in einem verzauberten Gemälde. Oksa, ihr Vater Pavel und weitere tapfere Rette-sich-wer-kann setzen ihr Leben aufs Spiel, um Gus zu retten. Dabei kommen sich Oksa und der magisch ebenfalls sehr begabte, aber undurchschaubare Tugdual immer näher.
Zwar gelingt es Oksa und ihren Gefährten, Gus aus dem magischen Gemälde zu befreien, doch sie müssen dabei schmerzhafte Verluste in Kauf nehmen. Und leider sind auch die Anhänger Orthons, die Treubrüchigen, in der Zwischenzeit nicht untätig: Sie entwenden nicht nur Dragomiras kostbares Medaillon, das eine wichtige Voraussetzung für die Rückkehr nach Edefia darstellt, sondern entführen auch Oksas Mutter Marie. Jetzt halten die Treubrüchigen alle Trümpfe in der Hand, und zusätzlich müssen sich Oksa und die Rette-sich-wer-kann auch noch mit der Tatsache auseinandersetzen, dass Orthon ihren letzten Kampf wohl doch überlebt hat.
Damit nicht genug, kommt es plötzlich rund um den Erdball zu heftigen Naturkatastrophen. Es scheint, als sei die ganze Welt vom Untergang bedroht – und schuld daran ist das Land Edefia. Die Schreckensherrschaft von Ocious und die dauernde Abwesenheit der Huldvollen haben es aus dem Gleichgewicht gebracht. Nur Oksa, die Unverhoffte, kann zusammen mit ihrer Großmutter Dragomira beide Welten retten. Dafür müssen sie jedoch so schnell wie möglich nach Edefia gelangen …
Erster Teil
Da-Draußen
Flucht ins Ungewisse
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ie Flügel von Pavel Pollocks Tintendrachen schlugen rhythmisch und kraftvoll am regen- und windgepeitschten Himmel. Es herrschte fast vollkommene Finsternis, nur die Phosphorille, ein Krake mit elf Leuchtarmen, den Dragomira mit ausgestrecktem Arm hochhielt, warf einen Lichtstrahl in die pechschwarze Nacht.
»Halte durch, mein Junge!«, rief die Baba Pollock über das gezackte Rückgrat des Drachen nach vorn.
Die Rette-sich-wer-kann vertikalierten abwechselnd neben dem Drachen, um ihn ein wenig zu entlasten. Brune Knut, die treue Schwedin, löste sich gerade von seinem Rücken und gesellte sich zu Pierre und Jeanne Bellanger, die mit Mühe und Not den Sturmböen trotzten.
»Das ist zu riskant!«, rief ihnen Pavel zu. Seine Stimme war heiser vor Erschöpfung. »Es ist besser, wenn ich euch trage!«
»Kommt gar nicht infrage«, schrie Pierre zurück. Zum Schutz vor dem Regen hatte er die Hände über die Augen gelegt.
Oksa saß hinter ihrer Großmutter und schlang die Arme um deren Taille. In ihrem Inneren tobte ein Aufruhr, der dem der Elemente in nichts nachstand. Der Aufbruch war so abrupt vor sich gegangen – auf einmal hatten sich die Ereignisse überschlagen: Die Themse war infolge einer außergewöhnlichen Flutwelle über die Ufer getreten und hatte ganz London überschwemmt. Den Pollocks und ihren Freunden war keine Wahl mehr geblieben: Sie mussten fliehen. Es war eine Flucht ins Ungewisse. Oksa wandte den Kopf nach hinten und begegnete dem verängstigten Blick ihres Freundes Gus. Er klammerte sich mit aller Kraft an Remineszens. Sein Gesicht war klatschnass. Vom Regen? Oksa zitterte und schlang die Arme fester um ihre Großmutter. Sie sah, wie Tugdual und Zoé
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