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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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sagte sie und zog Oksa hinter sich her.
    In einem anderen Gang begegneten ihnen kleine haarige Kugeln, die ein wenig wie schlaffe Igel aussahen und beeindruckend schnell mit saugenden Geräuschen über den Boden huschten.
    »Was ist denn das?«, fragte Oksa und bückte sich, um sie näher zu betrachten.
    »Wir sind Schmutzfatze!«, antwortete einer der Igel.
    Oksa zuckte erschrocken zurück.
    »Lebendige Staubsauger sozusagen«, erklärte Zoé.
    Sie setzten ihren Weg fort und kamen zu einem Raum, in dem sich mehrere Getorixe die Zeit mit Kabbeleien vertrieben. Ein paar Meter weiter war ein Mädchen damit beschäftigt, einem Getorix die Haare zu waschen. Oksa hätte schwören können, dass es dasselbe Mädchen war, das sie bei ihrer Ankunft vor der Gläsernen Säule begrüßt hatte.
    »Nun halt doch mal still!«, rief das Mädchen lachend und goss dem Getorix einen kräftigen Schuss Shampoo auf den Kopf. »Deine Haare sind ein einziges Gestrüpp.«
    »Das tut weh!«, beklagte sich das Geschöpf. »Ihr wisst überhaupt nicht, wie das geht.«
    »Das tut nicht weh, sondern es kitzelt, das ist was anderes! Und merk dir gefälligst, dass ich jetzt eine offizielle Geschöpfpflegerin bin. Ich wurde wegen meiner Feinfühligkeit und meiner exzellenten Kenntnisse über die verschiedenen Geschöpfe dafür ausgewählt. Das ist nicht jedem gegeben, weißt du!«
    Der Getorix ließ sich widerwillig kämmen. Es war ihm anzusehen, dass er auf ein gepflegtes Aussehen herzlich wenig Wert legte.
    »Das ganze Wasser, das Ihr für nichts und wieder nichts verschwendet«, brummte er und machte einen Buckel.
    »Aber du weißt doch, dass jeder Tropfen von den Pelli-Reinigern aufs Sorgfältigste wiederaufbereitet wird.«
    Oksa verzog das Gesicht. Die Erinnerungen, die diese winzigen … Maden bei ihr auslösten, waren nicht gerade erfreulich. Zwar hatten sie damals die Wunde, die Orthon ihr zugefügt hatte und die drohte, ihr ganzes Bein verfaulen zu lassen, vollkommen gereinigt. Aber trotzdem …
    »Was gibt’s denn heute Abend zu essen, Fräulein Geschöpf­pflegerin Lucy, die immer auf alles eine Antwort hat?«, fragte der Getorix.
    Das Mädchen zog ein finsteres Gesicht.
    »Pah, Algen höchstwahrscheinlich … Ich kann sie nicht ausstehen.«
    Oksa und Zoé warfen sich einen skeptischen Blick zu. Sie waren sich nämlich auch nicht sicher, ob sie darauf Lust hatten.
    »Komm jetzt«, raunte Zoé.
    Sie nahm ihre Freundin an der Hand, und Oksa folgte ihr ohne Widerrede. Diese kleine Abwechslung hatte der Jungen Huldvollen wirklich gutgetan. Ein kurzer Moment der Leichtigkeit in ihrer tiefen Erstarrung.
    »Danke, Zoé«, murmelte sie.
    Zoé schenkte ihr ein winziges Lächeln, und die beiden traten auf eine Terrasse hinaus, die zum Garten der Huldvollen hinunterführte – beziehungsweise zu dem, was davon noch übrig war: Sandwege, die von skelettartigen Bäumen gesäumt waren. Von ­ihren Balkonen oder Fenstern aus beobachteten die Angehörigen der beiden Clans die zwei Silhouetten, die langsam im Halbdunkel durch den Garten wandelten. Heute konnte jeder in ihnen einfach nur zwei verletzliche junge Mädchen sehen. Doch alle wussten, dass sich unter dieser Verletzlichkeit eine kolossale Kraft verbarg, die nur darauf wartete, zu neuem Leben zu erwachen. So wie der Phönix, der seit mehreren Tagen über der Goldenen-Mitte seine Kreise zog, aus der Asche entstanden war. Alle wussten es – außer Oksa. Und genau das war das Problem. In diesem Augenblick erschien ein goldener Lichthof am dunklen Himmel.
    »Die Alterslosen sind gekommen, Oksa«, sagte Zoé und ließ ihre Hand los. »Sie wollen dir etwas zeigen …«

Eine Einladung zur Singenden Quelle
    G
eborgen im Inneren des Lichthofs, ließ sich Oksa durch die Lüfte tragen. Die Alterslosen flogen über Die-Goldene-Mitte hinweg nach Norden in Richtung der geheimnisvollen Feeninsel. Doch die Insel war nicht ihr Ziel, stattdessen flogen die Feen weiter, bis sich am Boden auffällige geometrische Formen zeigten. Dort landeten sie schließlich, behutsam zusammen mit Oksa. Eine der Feen löste sich aus dem Lichthof, sodass Oksa eine verschwommene weibliche Gestalt wahrnehmen konnte.
    »Wir sind angekommen, Junge Huldvolle«, sagte sie mit melodiöser Stimme.
    »Wo angekommen?«, fragte Oksa und blickte sich um.
    Sie sah zu beiden Seiten nur die grenzenlose Weite einer Staubwüste und vor sich ein großes schmiedeeisernes Tor in einer Steinmauer, die kein Ende zu nehmen schien.
    »Beim

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