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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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seine Arme gaben nach, die Kräfte verließen ihn.
    Cameron trat zu ihm. Seine Kaltblütigkeit versetzte alle in Erstaunen.
    »Es ist aus, Orthon!«
    Und ohne dass irgendjemand hätte einschreiten können, feuerte Cameron ein Colocynthis auf ihn ab. Innerhalb eines Sekundenbruchteils verwandelte sich der Meister der Treubrüchigen in eine Statue aus Glas, die er mit einem gezielten Fausthieb in tausend Stücke zerschlug.
    Die Rette-sich-wer-kann waren wie vor den Kopf geschlagen.
    Nun war Orthon also tot.
    Es war schrecklich und doch so einfach …
    Cameron drehte sich zu den anderen um. Sein Gesichtsausdruck war fast wieder wie sonst, nur eine gewisse Grausamkeit stand immer noch in seinen Augen. Niemand sagte ein Wort. Wer hätte gedacht, dass die Schlacht ein solches Ende nehmen würde? Dieser Tag war einer der schlimmsten gewesen, den sie je erlebt hatten, und Orthons Tod fühlte sich, trotz der vielen Toten, die sie zu beklagen hatten, wie der Schlussstrich unter eine unselige Zeit an.
    Wie um diesen Eindruck zu bestätigen, brach ein zarter Sonnenstrahl durch die dicke Schicht aus Wolken und Rauch und wanderte über Die-Goldene-Mitte. Ein Flügelschlagen holte Oksa in die Realität zurück. Als sie den Kopf hob, sah sie ihren Phönix über sich. Sie streckte den Arm für ihn aus, und er ließ sich vorsichtig darauf nieder, seine Krallen streiften kaum die Haut der Jungen Huldvollen. Dann kamen die Worte aus seinem Schnabel, die für sie allein bestimmt waren.
    Als der Phönix wieder fort war, sah sie ihre Gefährten einen nach dem anderen an. Schließlich verkündete sie:
    »Die Zeit ist gekommen … das Tor zu öffnen.«
    Auf ihrem Weg durch die verwüstete Stadt kamen Oksa und die Rette-sich-wer-kann an langen Kolonnen gefangener Treubrüchiger vorbei, die von den Anhängern der Huldvollen streng bewacht wurden. Bald hörten sie laute Rufe: Das Volk Edefias begrüßte die, die das Herz der beiden Welten gerettet hatte, und all jene, die sich an ihrer Seite gegen Ocious und die Tyrannei aufgelehnt hatten. Als sie am Rand der Goldenen-Mitte angekommen waren, erhoben sie sich in die Luft und vertikalierten zum Ufer des Dunkel-Sees.
    Dort war das Tor, unter dem schwarzen Wasser.
    Abakum erwartete sie bereits, zusammen mit Remineszens. Der Feenmann ging gebückt unter dem Gewicht seiner Boximinor, er schien um zwanzig Jahre gealtert zu sein.
    Remineszens hielt seine Hände. »Wir sehen uns bald wieder, mein Freund«, sagte sie zu ihm.
    Abakum nickte nur. Oksa näherte sich der Frau, die sie in ihrer Abwesenheit vertreten würde.
    »Vielen Dank, dass du diese Aufgabe auf dich nimmst, Remineszens«, sagte sie zu ihr. »In dreiunddreißig Tagen sind wir wieder da.«
    »Das hoffe ich, liebe Oksa.«
    Oksa wandte sich ab, denn sie war gerührter, als sie sich anmerken lassen wollte. Um sie herum standen die Menschen, die sie liebte. Die Huldvollen Herzen, die sie begleiten würden, aber auch ihre Freunde, die dableiben würden, in ihrer verlorenen und wiedergefundenen Welt.
    Sie nahm Jeanne und Pierre in die Arme. »Ich bringe euch Gus, versprochen!«, rief sie.
    Pierre, der Wikinger, hob ihr Kinn mit seinen kräftigen Fingern an.
    »Wir zählen auf dich«, brachte er mühsam hervor.
    Oksa wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Ihr war, als müsse ihr Herz entzweibrechen. Sie musste Menschen verlassen, die sie liebte, um andere zu retten, die sie ebenso sehr liebte … Ging es im Leben denn immer so seltsam zu? Und so ungerecht?
    »Dreiunddreißig Tage, Oksa«, flüsterte ihr Vater ihr ins Ohr.
    Sie drückte ihre kleine Umhängetasche eng an sich. Zu wissen, dass sie die beiden Fläschchen mitnahm, die Gus und ihrer Mutter das Leben retten würden, war ein ungeheuer tröstlicher Gedanke. Es grenzte an ein Wunder! Sie spürte, wie eine kleine Patschhand nach der ihren griff.
    »Meine Huldvolle muss den Empfang meiner Dankbarkeit entgegennehmen …«
    »Lieber Plemplem, endlich bist du da!«, rief sie.
    »Der Dienerschaft meiner Huldvollen widerfährt der Rausch der Erkenntlichkeit, indem sie deren Beteiligung an dem Ausflug nach Da-Draußen hinzugefügt hat«, sagte das Geschöpf.
    »Du musst mir überallhin folgen, wohin ich gehe«, verkündete Oksa. »So ist das nun mal.«
    »Oksa?«, rief ihr Vater.
    Es war Zeit zu gehen. Zeit, ihre Liebsten zu retten und sich dem Schicksal zu stellen. Ohne ein Wort drückte sie diejenigen an sich, die in Edefia bleiben würden. Lange blickte sie Tugdual in die Augen,

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