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Olafur Davidsson 02 - Herbstwald

Olafur Davidsson 02 - Herbstwald

Titel: Olafur Davidsson 02 - Herbstwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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technisch nicht so gut ausgestattet wie die Japaner. Die Abstimmung innerhalb der Europäischen Union und sogar zwischen einzelnen Bundesländern in Deutschland ist äußerst langwierig und ineffektiv und die jeweiligen Gesetzesgrundlagen sind sehr unterschiedlich.«
    Michael Knaf blätterte ein paar Seiten weiter, legte die Akte dann aber wieder zurück auf den Schreibtisch.
    »In Deutschland leben grob geschätzt 27.000 Japaner. Alleine hier in Hessen sind es über 5.000. In Frankfurt gibt es dabei mehr als hundert japanische Unternehmen, was etwa zwanzig Prozent aller japanischen Firmen in Deutschland ausmacht. Bei einigen davon wussten wir bisher aus informellen Quellen, dass es Firmen sind, die dem Yamaguchi-gumi als Tarnfirmen zur Geldwäsche dienten. Beweisen konnten wir das bisher jedoch nie. Die meisten dieser Firmen werden nur von Japanern betrieben und es war uns unmöglich, Informanten einzuschleusen. Da die Mitglieder des Gumi als äußerst diszipliniert und loyal gelten, sind alle Abwerbeversuche bisher gescheitert. Und dann kam eines Tages Lea Schirmer-Lunz auf uns zu. Ein echter Glücksfall. Sie studierte damals noch an der Goethe-Universität Japanologie und verdiente sich bei der International Bank of Kōbe ein Zubrot für ihr Studium. Als die Assistentin des damaligen Geschäftsführers knapp zwei Jahre nach ihrem Einstieg bei der Bank schwanger wurde, hat sie die Vertretung übernommen. Danach ging es beinahe wie in einem Klischee-Krimi zu. Der Bankenchef, ein gewisser Herr Tsuyoshi Saitô, war gleichzeitig das führende Mitglied des deutschen Yamaguchi-gumi.« Knaf lächelte, als würde er ein paar Freunden, die er auf einer Party beeindrucken wollte, eine amüsante Anekdote erzählen. »Sie stand also eines Tages vor unserer Tür und erzählte uns etwas über kriminelle Machenschaften der Bank. Zunächst, das kann ich jetzt wohl zugeben, haben wir sie nicht wirklich ernst genommen. Einerseits natürlich, weil sie so jung und unerfahren wirkte, und andererseits, weil wir die International Bank of Kōbe bisher nicht im Fokus gehabt hatten. Die Verbindung zum Yamaguchi-gumi war uns zum damaligen Zeitpunkt völlig unbekannt. Schirmer-Lunz war jedoch von Anfang an ziemlich hartnäckig und hatte uns bald mit Papieren versorgt, die eindeutige Hinweise auf eine Verbindung zwischen der Bank und Menschenhandel und Prostitution nahelegten. Noch waren es zu diesem Zeitpunkt nur Hinweise und keine Beweise, aber sie waren schon so konkret, dass wir uns sehr schnell dazu entschlossen haben, sie auf Saitô anzusetzen. Mit aller gebotenen Vorsicht, versteht sich.«
    Er lächelte wieder.
    »Sie hat uns nicht enttäuscht. Vielleicht können Sie sich noch an den Medientrubel erinnern, als der Prozess gegen Saitô begonnen hatte. Saitô-dono auf der Anklagebank. Das Suffix ›-dono‹ bedeutet wohl so etwas wie Fürst. Jedenfalls wurde er wohl im inneren Zirkel des Yamaguchi-gumi so genannt. Sein Vorname, Tsuyoshi, bedeutet übrigens ›stark‹, ›hart‹ oder ›robust‹. Im Japanischen wird der Nachname dem Vornamen eigentlich vorangestellt, aber bei uns in den Akten haben wir ihn trotzdem unter der europäischen Reihenfolge Tsuyoshi Saitô gespeichert, um Missverständnissen vorzubeugen. Damals hatte ich von den ganzen japanischen Regeln und Bedeutungen keine Ahnung, aber man lernt ja nie aus.« Er zuckte ein paarmal mit den Schultern. »Schließlich wurde der Fürst nach sechsunddreißig Prozesstagen zu siebzehn Jahren Haft verurteilt. Mit ihm sind drei weitere wichtige Geschäftspartner zu ähnlich hohen Haftstrafen verurteilt worden. Durch Frau Schirmer-Lunz ist es uns erstmals überhaupt in Deutschland gelungen, einen direkten Zusammenhang zwischen den Aktivitäten der Bank, dem Yamaguchi-gumi und Tsuyoshi Saitô als Organisator des Ganzen herzustellen. Diese nachweisliche Dreiecksbeziehung hat auch dazu geführt, dass so lange Haftstrafen verhängt werden konnten.«
    Knaf klappte die Akte auf seinem Schreibtisch zu und lehnte sich anschließend in seinem Stuhl zurück. Er sprach eine deutliche Körpersprache, die er offenbar nicht einmal verbergen wollte.
    »Danke, Herr Knaf, für Ihre Ausführungen. Vielleicht haben Sie noch die Zeit für ein paar Fragen, die sich mir zwischenzeitlich gestellt haben.« Ólafur Davídsson hatte sich einige Notizen gemacht, vor allem, um sich die japanischen Begriffe und ihre jeweilige Bedeutung merken zu können. Er wusste, dass Knaf sich durch seine Fragen geschmeichelt

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