Olga & Lust und Leid
dass Fräulein Woroman, also Olga, es gewohnt ist, übliche Grenzen zu überschreiten. Diese Selbstsicherheit steht im vollkommenen Gegensatz zu ihrer jugendlichen Erscheinung.
Die Mitarbeiterin ist ausgesprochen hübsch. Das ist jedoch nicht der Grund, warum mein Unterbewusstsein sich so intensiv mit ihr beschäftige. Es ist diese ganz eigene, fast mysteriöse Aura, die sie umgibt.
Einerseits verströmt die mysteriöse Detektivin eine ungewöhnliche Kühle. Fast wirkt es so, als hätte sie keine Gefühle, sondern nur einen messerscharfen Verstand. Andererseits vermutet man als Mann hinter dieser bezaubernden Hülle aus Biederkeit einen Vulkan aus aphrodisierender Wollust, der mit jedem Abgrund erotischer Gier vertraut ist. Trotz der äußerlich gezeigten Unnahbarkeit besitzt sie eine geradezu unheimliche sinnliche Anziehungskraft. Sie weckt auch in mir eine unbeschreibliche Gier und den bohrenden Gedanken, man könnte und sollte unbedingt erfüllenden Sex mit ihr haben, obwohl keinerlei Hoffnung besteht, dass sie ihr Herz jemals öffnet. Das ist wie bei den Witwenspinnen, bei denen das Weibchen nach dem Akt das Männchen verspeist. Dieses ist bereit, für diesen einen Verkehr sein Leben zu hinzugeben. Eine solche Wirkung hat Fräulein Woroman auf viele Männer, wie ich so manchem heimlichen Blick entnehmen konnte. Mir gegenüber wirkt sie sogar manchmal verletzlich und scheint von einem ganz besonderen Wohlwollen durchdrungen. Steht dieses mir im Wege?
Sind solche Vorstellungen nicht seltsam? Das könnte auch die neueste Spielart einer vegetativen Störung sein. Die Krankheit hat sich vielleicht einen neuen Schauplatz gesucht und endlich meine über viele Jahre vereiste Libido freigegeben. Diese füllt mich jetzt mit pochenden Vorstellungen männlicher Gier. Das bemerkte ich heute Morgen beim Erwachen nach aufregenden Träumen. Ich bekomme die hübsche Mitarbeiterin nicht einmal nachts aus dem Kopf heraus.
Vor einigen Tagen trafen wir uns in einem Restaurant. Es war an sich ein angenehmes Gespräch, welches sogar einige Gemeinsamkeiten zwischen uns aufzeigte.
Als ich leichte Zweifel an ihrer geheimnisvollen Arbeitsweise hegte, wies sie auf einen Gast, den ich überprüfen sollte. Es handelte sich um einen Bankier. Mir war der Mann nicht persönlich bekannt, er hatte jedoch in Kreisen der mächtigen Finanzwelt einen gewissen Ruf. Die veranlassten Untersuchungen ergaben, dass er kürzlich mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit geblitzt worden war. Ungewöhnlicherweise kam es zu keiner Strafanzeige. Die zuständige Staatsanwaltsanwaltschaft hatte die Sache merkwürdigerweise übersehen. War das Überlastung oder doch kein Zufall? Bei der genauen Analyse fiel mir auf, dass etwa zur gleichen Zeit eine junge Frau einige Ortschaften weiter überfahren wurde.
Die Kriminalbehörden hatten keinen Zusammenhang zwischen diesen beiden Vorgängen hergestellt. Zwar war der Unfall bei uns in einer eigenständigen Akte verzeichnet, jedoch wiederum im gesamten Internetregister nicht einmal zu finden. Irgendjemand hatte ihn gelöscht. Das Verhör des Bankers ergab, dass der Mann nach einem Besuch bei einer heimlichen Freundin die Fußgängerin überfahren und herzlos liegen gelassen hatte. Er war betrunken. Sie war schwer verletzt in den Straßengraben gefallen und dort jämmerlich in flachem Wasser ertrunken, da sie sich durch die Verletzungen nicht herauszuziehen vermochte. Man hätte die Frau sonst retten können.
Mal sehen, wie der Staatsanwalt diesmal arbeitet. Fräulein Woroman hatte jedenfalls Recht gehabt.
Ich ließ die mysteriöse Russin nach dem Verlassen des Restaurants noch einige Zeit beobachten. Zwei versierte Kommissare übernahmen das. Es ist sinnvoll mehr über diejenigen zu wissen, mit denen man zusammenarbeitet. Gründlichkeit zahlt sich in diesem Beruf aus.
Nach ihrem Fortgang schlenderte sie ziellos einige Stunden durch die Nacht. Das war ungewöhnlich, da sie echten Schmuck trug. Dieser musste von erheblichem Wert sein. Rötliche Brillanten sieht man äußerst selten, eigentlich nur in Museen oder in Königshäusern. Durch meine Herkunft kenne ich mich damit gut aus.
Warum trägt sie solch einen wertvollen Schmuck? Woher hatte sie ihn überhaupt? Er sieht sehr alt aus. Vielleicht sollte ich prüfen, ob man etwas über die Herkunft der seltenen Stücke erfahren kann. Auf einem Foto der beiden Kommissare sind die Steine gut getroffen.
In einem zu nächtlicher Stunde recht belebten Straßenzug war die
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