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Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Titel: Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jowi Schmitz
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die Haare schneiden lassen. Sagt mein Vater zumindest.
    Dann gibt es noch das neueste Problem, das klein angefangen hat, aber immer größer wird: Meine Mutter ist eingeäschert worden, und die Asche sollte uns nachgeschickt werden, aber ich glaube, sie können uns nicht finden.
    Weil mein Vater gerade keinen Durchblick hat. Und weil ich erst elf bin.
    Nachts hält mich vor allem dieses Problem wach. Dann höre ich, wie unsere Seile im Wind an den Mast schlagen. Und denke an unser Segel, dass dringend gehisst werden müsste. Natürlich nicht zum Segeln, wir liegen schließlich im Garten, aber weil es sonst genauso schimmlig wird wie unsere Kleider.
    Solche Sachen gehen mir durch den Kopf, aber das liegt vor allem an den anderen Sachen, die mit meiner Mutter zu tun haben und an die ich auf keinen Fall denken will. Meine Mutter verbirgt sich unter meinen Gedanken. Die ganze Nacht.
    Vielleicht ist es ja bescheuert, aber unter meinen Gedanken sehe ich ständig ein Bild: eine grüne Vase, die Urne mit meiner Mutter. Ich weiß, dass die Urne bei uns sein will. Dass die Asche sich einsam fühlt. Bescheuert, hab ich doch gesagt.
     
    Also habe ich mir dieses Heft aus dem Friseursalon mitgenommen. Es ist groß, schmal, vorne drauf steht TRESemmé, und man sieht das Foto einer Frau mit schräg geschnittenem Haar. Innen hat es so seltsame Linien und am rechten Rand stehen alle Buchstaben des Alphabets. Vor Kurzem habe ich auf einer Seite eine Telefonnummer entdeckt, aber ich habe sie durchgestrichen. Ich will keine Nummern in meinem Heft. Mich ruft sowieso keiner an.
    Mein Vater meint, ich solle lieber eine berühmte Tänzerin oder Konditorin werden anstatt Schriftstellerin.
    »Ganz verkopfte Leute sind das, Schriftsteller, die haben ständig Kopfweh.«
    Er sagt: »Zehenweh ist besser als Kopfweh.«
    Aber mein Vater tut auch so, als könnten Köpfe jeden Moment kaputtgehen. Als wären die Haare ihr einziger Schutz. Deshalb ist es mir ein Rätsel, warum er den ganzen Tag Haare schneidet.
    Als ich ihm das sagte, musste er lachen. Und das ist was Besonderes, denn lachen tut er nicht mehr so oft.

 
    2
     
    »Heute geh ich mal zur Schule«, hatte ich eines Morgens zu dem Deckenberg gesagt, der mein Vater war. »Hmpf«, hatte der Berg gemacht.
    Weil das Boot nicht sehr groß war, stand mein Bett dicht bei seinem. Mit gestreckten Zehen konnte ich meinem Vater über den Kopf streichen, aber das mochte er nicht.
    Ich hatte meine Schultasche gepackt und war losgegangen. Ein bisschen mulmig war mir schon dabei, einfach so mitten im Schuljahr aufzutauchen. Vielleicht würde man mir ja an der Tür den Weg versperren und mich wieder nach Hause schicken.
    Auf der Webseite hatte ich gesehen, dass an dieser Schule nach einer anderen Methode unterrichtet wurde als an meiner alten. Aber ich überlegte mir, der Vorteil einer neuen Unterrichtsmethode könnte darin bestehen, dass ich den Stoff zum Teil schon gehabt hatte. Also würde ich den wenigstens schon können.
    Im Friseursalon hatten wir kein Internet, das war nervig. Zum Glück war die Bibliothek nicht weit weg, und ich hatte dort am Computer die Schulen vergleichen können. Die Schule meiner Wahl war gleich um die Ecke vom Salon. Außerdem bemühte man sich da um einen »direkten Draht zum Schüler«. Das fand ich gut.
    »Ich möchte in die fünfte Klasse«, sagte ich zu einer Frau mit kurzem schwarzem Haar. Sie trug eine rote Brille, die rechts und links vom Kopf abstand. Einen »direkten Draht« zu dieser Frau fand ich eine grauenhafte Vorstellung.
    »Bist du nicht ein bisschen zu jung für die fünfte Klasse?«
    »Nein«, antwortete ich.
    Die Frau zeigte mir den Weg.
    »Haben wir eine neue Schülerin?«, fragte die Lehrerin und fügte hinzu, sie heiße Jenny. Ich wusste nicht, ob das ihr Vor- oder ihr Nachname war. An meiner alten Schule gab es einen Herrn Jenny, doch der kam aus Indonesien, und diese Jenny sah kein bisschen indonesisch aus. Da fiel mir der »direkte Draht« ein, und ich beschloss, dass es ihr Vorname sein musste.
    »Na so was, eine Neue«, wiederholte Jenny, obwohl das ziemlich offensichtlich war: Ich kannte niemanden, und niemand kannte mich. Dann ist man für die anderen neu, aber natürlich nicht für sich selbst. Für mich war ich sogar schon ziemlich alt. Das hätte ich Jenny erklären können, wenn ich mich getraut hätte. Doch ich traute mich nur, mein allerfreundlichstes Lächeln aufzusetzen. Mit einer piepsigen Stimme sagte ich: »Hallo.«
    Ich trug meine

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