Oliviane – Der Saphir der Göttin
fraglichen Raum stand.
Die Einrichtung ließ auf den ersten Blick keine Schlüsse zu. Es gab den üblichen großen Zuber, der, mit einem frischen Leinentuch ausgelegt, darauf wartete, dass er mit heißem Wasser gefüllt wurde. Hinter einem Wandschirm konnte sich der Badegast entkleiden oder den Nachttopf benutzen. Ansonsten war da nur ein Tisch mit zwei Hockern und eine Art Liege, auf der ein Stapel sauberer Tücher bereitlag. Die Fensterläden waren geschlossen, und der Lärm aus den anderen Räumen des Badehauses klang lediglich gedämpft zu ihnen herüber.
Gewenna zog eine Grimasse und entschied sich für die Wahrheit. Wenn ihre Herrin ein solches Abenteuer wagte, war sie vielleicht doch nicht das unbeschriebene Blatt, für das man sie hielt.
»Maudez verkauft hier an geneigte Herren auch Liebesdienste, die über ein bloßes Bad hinausgehen. Damit ihm der Profess nicht auf die Schliche kommt, behauptet er, dass hier lediglich Bürger baden, denen es im Gemeinschaftsraum zu laut ist.«
»Eine Dirnenkammer!« Oliviane tauschte einen vielsagenden Blick mit Gwenna und nickte dann. »Du hast Recht, man darf sich nicht an solchen Dingen stören, wenn man einen Kampf gewinnen will. Sorg schnell dafür, dass sie das heiße Wasser bringen. Wir müssen ein paar ordentliche Dampfschwaden erzeugen, damit er mich nicht gleich auf Anhieb erkennt!«
Mit Maudez’ Hilfe kam Gwenna dem Befehl nach, und dann blieb Oliviane allein zurück. Sie stand neben dem Fenster, als Maudez seinen Gast unter den üblichen Schmeicheleien hereinführte. »Euer Bad ist bereit, Seigneur!«, katzbuckelte er. »Auch Wein und Speisen stehen auf dem Tisch, und eine dralle junge Bademagd ist zu Euren gefälligen Diensten hier ...«
»Nimm das Frauenzimmer wieder mit!«, kommandierte Hervé de Sainte Croix unwillig und öffnete die Schnüre seines Obergewandes. »Ich brauche kein Weib! Wie oft muss ich dir das eigentlich noch sagen?«
In seinem Rücken klappte die Tür, und er nahm an, dass Maudez und die Magd dem Befehl gefolgt waren. In der Hitze der Kammer beeilte er sich, seine Kleider abzulegen, und fluchte leise vor sich hin, als er sich an einem Hocker stieß, den er im Nebel nicht ausgemacht hatte.
»Das ist ja das reinste Dampfbad hier und ... Wer zum Teufel bist du?«
Erst in diesem Augenblick entdeckte er die Silhouette eines Mädchens, das neben dem Wandschirm stand und Wein in einen Becher groß.
»Die Bademagd, Seigneur!«, wisperte sie schüchtern im Dialekt der Leute von Vannes. »Bitte erlaubt, dass ich Euch zu Diensten bin, sonst wirft mich der Herr wieder hinaus! Er sagt, ich darf nur bleiben, wenn alle mit mir zufrieden sind. Ich muss doch eine Arbeit haben!«
»Auch das noch ...« Hervé ließ sich in das heiße Wasser sinken und lehnte mit geschlossenen Augen den Kopf gegen das mehrfach gefaltete Tuch, das ihm als Polster diente. »Du kannst mir den Wein bringen und den Rücken schrubben, mehr benötige ich nicht!«
Er hörte ihre leichten Schritte und fühlte den Zinnbecher, den sie ihm in die Hand drückte. Als sie sich abwandte, erhaschte er auch einen Blick auf das Gewand, das sie trug – ein schlichtes Leinenhemd mit kurzen Ärmeln. Es klebte verführerisch an der Rundung ihrer Hüfte, und er schloss schnell wieder die Augen.
Seit ihm seine Gefühle für Oliviane de Rospordon so zusetzten, suchte er bei jedem weiblichen Wesen nach einer Ähnlichkeit mit ihr.
»Ich wasche Euch das Haar ...«, flüsterte die emsige kleine Bademagd und begann, seinen Kopf mit einer Mixtur aus Seifenkraut und Lauge einzuschäumen, die höchst angenehm nach Kräutern duftete.
Er knurrte unwillig, aber er überließ sich ihren Händen. Die energischen Finger, die seine Kopfhaut massierten und durch die dichte Matte seines Haares glitten, fühlen sich überraschend angenehm an. Er fing an, sich unter der Massage zu entspannen, bis sein Blick auf die verlockenden, festen Brüste der Magd fiel, auf denen das feuchte Hemd so herausfordernd klebte, dass er jede Einzelheit der rosigen Brustwarzen erkennen konnte.
Gütiger Himmel, war er schon so ausgehungert, dass er auf die absurde Idee kam, sich mit einer Bademagd zu vergnügen?
»Das genügt, geh jetzt!«, schnauzte er sie an und ärgerte sich gleichzeitig darüber, dass er seine schlechte Laune an dem armen Kind ausließ, das doch wirklich nur sein Bestes tat.
»Ihr wolltet, dass ich Euch noch den Rücken wasche, Herr!«, erinnerte sie schüchtern.
»Na gut, dann tu’s!«, brummte
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