Olympiareife Nummern
für mich und ... na ja, ich denke, dass Katharina davon profitiert ... Darf ich dich was fragen?" Er ist verlegen.
„Ja, klar", sage ich und suche einen Parkplatz am Bahnhof. Drei vor halb sechs.
„Kennst du dich auch mit Frauen aus?" Oh Gott. Was will er denn jetzt wissen? „Wieso fragst du?"
„Nur so. Du wirkst so erfahren ... in allem!" Denise fällt mir ein. Dieses Miststück!
„Nee", sage ich, „mit Männern kenn' ich mich viel besser aus!"
„Aber Katharina ist dir wichtig, nicht?" Ich sehe sie vor mir. Ihr schmales Gesicht, ihre dunklen langen Haare, ihre großen blauen Augen - sie ist das Mädchen, das mir am vertrautesten ist ... Ich habe so etwas vorher noch nie erlebt. Dass mir ein Mädchen wichtig sein könnte. So sehr, dass ich mir Sorgen mache um sie und Angst habe, dass ihr etwas zustößt. Das würde ich ihr gegenüber natürlich niemals zugeben. Aber obwohl wir uns anscheinend pausenlos ärgern, so geschieht es doch nur aus Sympathie. Sie mag mich genauso gern wie ich sie.
„Ja", sage ich, „wenn ich 'ne Schwester hätte, würde ich so für sie empfinden!"
„Daran sieht man, dass du keine Schwester hast", sagt Patrick mit desillusionierter Stimme, „denn wenn du eine hättest, würdest du garantiert nicht so für sie empfinden ... ich hab nämlich eine und die ist echt nervig ... Nick? Ich freu mich auf heute Abend!" Ich lächle.
„Ich wünsch' euch viel Spaß!", sage ich, „und zieh' dir was über!"
„Geht klar... Nick?" „Was noch?"
„Danke. Für alles. Du weißt schon ..." Das hat mir auch noch keiner gesagt. Wär aber doch mal ein hübscher Vorschlag für den neuen „Knigge", vielleicht im Kapitel „Ritterlichkeit":
,Ein Zeichen von echtem Takt und guter Erziehung ist die Höflichkeit des Herrn nach Ausübung des Geschlechtsverkehrs. Ein kleines Dankeschön kostet nichts und lässt bei allen Beteiligten einen guten Eindruck zurück.'
„Schon gut... Patrick?" Ja?"
„Es war irre geil mit dir!"
„Dito!"
Aus Patrick wird noch mal was.
Schon fünf nach halb, als ich durch die Halle renne. Ich hatte ihm gestern noch gemailt, dass ich ihn abhole. Sehe mich um auf dem Bahnsteig zu Gleis 3. Der Zug steht noch. Kein Mats zu sehen. Wieder zurück in die Halle.
Mittlerweile bin ich klatschnass und rieche bestimmt wie ein Puma. Nirgendwo Mats.
Ich setze mich auf eine Bank und beobachte die Leute. Er muss doch hier irgendwo sein! Kurz vor sechs gehe ich frustriert zum Auto zurück. Verflixte Kacke aber auch! Ob er ein Taxi genommen hat? Aber ich bin doch bloß fünf Minuten zu spät gekommen! Ich beschließe zur WG zu fahren. Vielleicht ruft er ja an, dass er später kommt. Die Nummer hat er ja. Ich muss auf jeden Fall erst mal duschen.
Jan
Ich bringe Christoph zum Zug und fahre zurück. Arnie springt freudig an mir hoch.„Ja, mein Guter", sage ich zu ihm und tätschle ihn, „ich laufe jetzt und du kommst mit!" Er dreht sich hopsend im Kreis vor Freude und bellt. Katharina kommt aus dem Wohnzimmer. „Willst du noch Abendbrot?", frage ich sie, doch sie schüttelt den Kopf.
„Bei Miriam gibt's was. Belegte Brötchen und so. Patrick holt mich um halb acht ab!" Das passt ja bestens. Andreas weiß Bescheid, dass ich ein bisschen später komme. „Ich laufe", sage ich ihr und kurz darauf bin ich unterwegs. „Heute vor einer Woche waren wir noch anständig", denke ich. „Da kannte ich Andreas noch nicht und Nick ... hatte auch niemanden, mit dem er mich betrog." Mit wem hat er was? Einige von seinen Verflossenen habe ich schon hin und wieder mal gesehen, wenn wir zusammen losgezogen waren. Am Anfang war's ihm, glaub' ich, ganz schön peinlich. Er war ziemlich umtriebig gewesen vor mir. „Das war alles nix. Die meisten taugten sowieso bloß für eine Nacht." Er hatte gekichert. „Selbst da dachte ich manches
Mal, oh Gott, warum bin ich mitgegangen!" Er verlor seine Scham, als ich ihm zum Ausdruck brachte, dass es mir nichts ausmachen würde. Die Geschichten waren ja alle vorbei. Ob's einer von früher ist? Da waren ja welche, denen ich ganz deutlich angesehen hatte, dass sie nur zu gern wieder was mit ihm angefangen hätten. Ich spüre nagende Eifersucht, wenn ich mir vorstelle, dass mein Nick sich mit einem Fremden trifft und mit dem ins Bett geht und sich von dem ... Verdammt, ich bin an allem Schuld! Der Gesprächsstoff wird uns in Kroatien ganz bestimmt nicht ausgehen. Katharina darf das bloß nicht mitkriegen, sonst ist die Hölle los! Ich und ihr Mathelehrer! Und schon
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