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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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sehe ich ihn vor mir und freue mich auf ihn.
    Und wenn ich Glück habe, hat er seine Kontaktlinsen wieder draußen ... zu Hause nimmt er sie meistens raus. Neulich suchte er was und ich legte unauffällig ein Tempo über seine Brille, die auf dem Tischchen neben dem Bett lag. „Wart'mal eben", sagte er, „ich hatte es doch vorhin noch...?" Er ist so süß, wenn er dann nichts findet. Eine spezielle Stelle in einem Buch wollte er mir vorlesen. Ich reichte es ihm sofort und kam in den Genuss, ihn dabei beobachten zu dürfen, wie er es sich ganz dicht vor die Augen hielt, um mir die Zeilen vorzulesen. Ich fieses Stück liebe es, wenn er das tut. Er ist stark kurzsichtig.
    „Warum trägst du nicht ab und zu mal deine Brille?" Er hat die Linsen zwar schon lange, aber er reagiert noch immer empfindlich auf sie und bekommt schnell gerötete Augen. Er muss harte Linsen tragen wegen einer starken Hornhautverkrümmung.
    „Mach' ich doch auch", sagte er, „aber in der Schule und vor allem beim Sport sind Kontaktlinsen einfach besser ... manchmal, wenn ich die Brille verlegt habe und die Dinger schon raus sind, dann taste ich mich wie doof durch den Raum, um das Scheiß-Nasenfahrrad zu finden!"
    „Daniel hat's gehasst, wenn ich die Brille trug", gestand er mir, „er mochte mich überhaupt nicht damit." Andreas ist so ein hübscher Kerl, den kann nichts entstellen - ich mag's, wenn er seine Brille auf hat, dann sieht er nicht allzu perfekt aus.
    „Drei Jahre war ich mit Daniel zusammen", hatte er mir erzählt, „und nach dem ersten halben Jahr fing er an, mich zu betrügen ... er brauchte das ... die Abwechslung, immer wieder den neuen Reiz. Anfangs hab' ich drüber weg gesehen, obwohl es natürlich sehr weh tat, aber als er mit 'nem Stricher in unserem Bett zugange war, als ich nach Hause kam, war für mich endgültig Schluss. Ich hab' mich echt gefragt, warum ich mir das antun muss ..."

    Er hatte sich auch nach Nick und mir erkundigt und ich hab' ihm alles erzählt. Wie's zwischen uns anfing letztes Jahr im Urlaub und wie ich mich anfangs damit fühlte. „Hattest du echt vorher noch nie das Bedürfnis, einen Mann anzufassen?", fragte er ungläubig.

    Das hab' ich mich ja selbst schon oft gefragt. In meinen erotischen Phantasien stellte ich mir oft Pärchen vor, bei denen ich zusah. Natürlich guckte ich dann beide an, nicht nur die Frau. Aber es war mehr die Gesamtsituation, die mich dann anmachte.
    Das hat sich auch total geändert... letzte Woche in Eckernförde waren in meinen Phantasien vor dem Einschlafen irgendwie die Damen verschwunden ... ach, was red' ich von Phantasien? Nick, dieses versaute Miststück hatte mir doch heimlich eins von seinen pornographischen Gay- Magazinen in meine Tasche geschmuggelt! Als ich's neugierig aufschlug, lag vorn ein Zettel drin.
    „Damit du mir nicht untreu wirst... . Falls dich die Lust anwandelt (kommt ja ab und zu mal vor, hab ich gehört... ich kenn' mich da nicht so aus, du kennst mich ja, ich bin viel zu schüchtern für so was ...)(!!!) und du dich nicht nach fremden Kerlen umsehen musst ... Viel Spaß! Meine Lieblingsseite in diesem Heft ist die 63 ... Noch besser wär natürlich die ,69' gewesen, aber da ist bloß 'ne doofe Werbung für ein Fitnessgerät ... Ich denk' an dich - dabei ... dein Nick! P.S.: Geh' pfleglich damit um, damit die Seiten nicht verkleben ...!Es war 'ne Sonderausgabe." In meiner früheren Fußballmannschaft kam ich mit einem Typen besonders gut klar. Er hieß Ingolf und spielte in der Abwehr.
Auf dem Feld hätten wir eigentlich nicht oft miteinander zu tun gehabt, weil ich schon immer Stürmer war, aber irgendwie schanzte er mir immer die Bälle zu. Und wenn ich ein Tor machte, war er sofort da. Ich mochte ihn und ich mochte es auch, mit ihm Arm in Arm vom Platz zu gehen. Wir duschten immer Seite an Seite und hatten auch in der Kabine die Plätze nebeneinander. Bei unseren Feiern saß ich mit ihm zusammen und wir teilten uns oft noch ein Bier. Heute denke ich, dass Ingolf vielleicht mehr gewollt hätte, aber er wusste ja, dass ich Renate hatte. Er selbst war mit niemandem zusammen, fällt mir jetzt ein. Dabei sah er wirklich nicht schlecht aus.
„Ich hatte keine Vorurteile gegen Homosexuelle", versuchte ich zu erklären, „als Nick mir sagte, dass er schwul sei, war ich erst mal nur überrascht, so wie wenn dir einer sagt, dass er keine Äpfel mag ... es war völlig undramatisch." „Und dann?" Ich lag in Andreas Bett, er in meinem Arm und ich

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