Olympiareife Nummern
erzählte von Nick.
„Dann hab' ich mich plötzlich gefragt, wie er mich findet... und das hat mich irritiert... ich mochte ihn eben von Anfang an. Und die Kinder ihn auch!"
Vor einem Jahr.
„Und wie ist es dann passiert?", fragte er. „Er ist zu uns gezogen, weil sein Zelt kaputtgegangen war und weil der Typ, mit dem er losgefahren war, sich abgesetzt hatte ... wir machten dann auch alles zusammen ... einkaufen, zum Strand gehen, kochen - es war echt schön! An jenem bewussten Abend ... ach, eigentlich ging's schon am Nachmittag los, da zeichnete er mich am Strand und ich wollte wissen, wie er mich findet... und er sagte, das würde er mir nur sagen, wenn er betrunken wäre." „Ich nehme an, ihr habt 'ne Flasche Wein geöffnet an dem Abend?"
„Woher weißt du? Ja, haben wir und als die Kinder im Zelt waren, da machte ich eine Bemerkung ..." Ich machte eine Pause, weil mir die ganze Situation plötzlich wieder lebendig vor Augen stand.
„Komm' schon, sag'! Lass' dir nicht alles aus der Nase ziehen!", sagte Andreas ungeduldig.
„Ich fragte mich, wie es wohl wäre, ihn zu küssen - das dachte ich übrigens schon den ganzen Tag! Und genau in dem Moment fragt er mich, was ich denke!" „Gutes Timing", lobte Andreas. „Ja, nicht? Ich hab's ihm dann gesagt..." Nicks Gesicht, sein fassungsloses und erstauntes (und hübsches) Gesicht...
Andreas seufzte. „Schön ... und dann?"
„Dann sind wir spazieren gegangen ... und da fing's an ..."
„Du und ... Nick", sagte er.
„Ja", sagte ich gedankenverloren, „Nick und ich!"
Und wo war ich? Ich lag mit Andreas im Bett.
Nick
Viertel nach sechs schließe ich auf. Gelächter in der Küche. „Uli hat Dietlinde zu Besuch", denke ich. Höre eine Stimme. Stutze.
Das ist nicht Dietlindes hohe affektierte Stimmlage, das klingt auch nicht wie Ulis Näseln, das ist eine tiefe männliche Stimme ... ich biege um die Ecke und mache die Küchentür auf. Am Tisch sitzen ein Fremder und - Mats! „Mats!", sage ich fassungslos. „Nick!" Er springt auf und wir laufen aufeinander zu. „Ich schwitze! Vorsicht!", sage ich noch, bevor er mich fast erdrückt. Mats!
Er sieht ja schon wieder ganz anders aus! Letztes Jahr trug er die Haare schulterlang, jetzt sind sie kürzer und strubbeliger (Mats hat total schöne Haare!), aber noch lang genug, dass ihm der Pony in die Augen fällt ... ach, er sieht zum Anbeißen aus - er kann einfach alles tragen!
„Nick", flüstert er, „Mensch, es ist so schön, dich wiederzusehen!" Er riecht verdammt gut - im Gegensatz zu mir - und ich mache mich vorsichtig los.
„Wo warst du?", frage ich, „ich wollte dich doch abholen!" „Ich hab' dir doch gemailt, dass ich ein Zug früher komme", sagt er, „hast du's nicht gelesen?" Ich Idiot hab' natürlich heute Morgen nicht mehr nachgesehen. „Du hättest mich doch auch anrufen können", sage ich und er legt den Kopf schief.
„Du hattest tatsächlich mal dein Handy dabei?", fragt er grinsend. Er kennt mich.
„Und wie bist du überhaupt hier reingekommen?", frage ich, „Uli ist doch nicht da, oder?"
Der würde sich doch nicht in seinem Zimmer herumdrücken, wenn so ein Testosteron-Kaliber wie Mats hier in der Wohnung ist!
„Ich hab' angerufen und dein Mitbewohner hat gesagt, dass er uns den Schlüssel unter die Matte legt", sagt Mats. Uns? Ach ja, da war ja noch wer. Ich sehe an ihm vorbei zum Tisch.
Der blonde Typ, der da sitzt, sieht mich abschätzend an und lächelt etwas gekünstelt. Ich bilde mir ein, dass er mir auf die Schwitzflecken starrt, die den Großteil meines T-Shirts ausmachen. Selbst meine Unterhose ist nass und die Jeans klebt an meinen Schenkeln.
„Das ist Arne", sagt Mats, „mein Freund." Ach so.
Ich weiß nicht warum, aber plötzlich fühl' ich mich elend.
Der ganze Stress heute, die Hetzerei... war wohl 'n bisschen viel.
„Ich bin gleich wieder fit", bringe ich gerade noch heraus, „aber ich muss erst mal unter die Dusche ... wenn ihr was essen wollt - plündert hemmungslos den Kühlschrank!" Bloß raus. In mein Zimmer. Ich werfe mich auf 's Bett. Mir ist zum Heulen zumute. Was will ich hier eigentlich? Ist doch bescheuert. Ich sollte nach Hause fahren, mich vor's Fernsehen pflanzen und Schokolade fressen! Ist doch egal, auch wenn man davon Pickel bekommt ... mich guckt sowieso keiner an!
Es klopft. Hastig setze ich mich auf. „Ja!", rufe ich. Mats steckt seinen Kopf zur Tür herein. „Arne will essen gehen", sagt er, „wir sind ja auch schon 'ne ganze
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