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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Odysseus und D i omedes in der ersten Reihe der achäischen Delegation von He l den, die sich zum Bestattungsritual innerhalb der Mauern Il i ums versammelt hatten, um seinen frauenraubenden Feind zu ehren, den Sohn des Priamos, diesen scheißefressenden Schweinehund Paris. Während er schweigend und aufrecht dort stand, sann Menelaos unablässig darüber nach, wie und wann er Helena töten würde.
    Eigentlich sollte ihm das keine größeren Schwierigkeiten bere i ten. Sie war keine fünfzehn Meter entfernt, gleich jenseits der bre i ten Gasse, gegenüber der achäischen Delegation auf dem riesigen Marktplatz von Troja, oben auf der königlichen Ehre n tribüne bei dem alten Priamos. Mit etwas Glück würde er so schnell dort sein, dass niemand ihn aufhalten konnte. Und wenn er Pech hatte und die Trojaner es doch noch schafften, sich zwischen ihn und seine Gemahlin zu stellen, würde er sie wie Unkraut niedermähen.
    Menelaos war kein hoch gewachsener Mann, weder ein edler Riese wie sein abwesender Bruder, Agamemnon, noch ein u n edler Riese wie dieser Ameisenpimmel Achilles. Er wusste, dass es ihm niemals gelingen würde, auf den Tribünenrand zu springen, so n dern dass er sich mit Ellbogen, Schultern und Schwert einen Weg durch die dicht gedrängten Trojaner auf der Treppe bahnen mus s te. Aber das störte ihn nicht weiter.
    Helena konnte ihm nicht entkommen. Von der Zuschauertrib ü ne an der Mauer des Zeustempels führte nur diese eine Treppe zum Marktplatz herab. Sie konnte in den Zeustempel fliehen, aber er würde ihr dorthin folgen und sie stellen. Menelaos wusste, er würde sie töten, bevor er von Dutzenden empörter Trojaner übermannt wurde – unter ihnen auch He k tor, der den gerade in Sicht kommenden Trauerzug anführte –, und dann würden die Achäer und Trojaner wieder gegene i nander kämpfen und ihren aberwitzigen Krieg gegen die Götter aufg e ben. Natürlich wäre Menelaos ’ Leben zweifellos verwirkt, wenn der trojanische Krieg hier und heute von neuem entbrannte – ebenso wie das von Odysseus und Diomedes, ja, vielleicht sogar das Leben des u n verwundbaren Achilles –, denn an der Bestattung dieses Schweins nahmen nur dreißig Achäer teil, während sich überall auf dem Platz, auf den Ma u ern und erst recht zwischen den Achäern und dem skäischen Tor hinter ihnen Tausende von Trojanern drän g ten.
    Das ist es wert.
    Dieser Gedanke schoss Menelaos wie eine Lanzenspitze durch den Kopf. Das ist es wert – kein Preis wäre zu hoch, um diese treul o se Hündin zu töten. Trotz des Wetters – es war ein kühler, grauer Wintertag – lief ihm der Schweiß in Strömen unter dem Helm herab, rann durch seinen kurzen, roten Bart, tropfte ihm vom Kinn und klatschte auf seinen bronzenen Brustharnisch. Dieses Klatschen von Tropfen auf Metall hatte er natürlich schon oft g e hört, aber es war immer das Blut seiner Feinde gewesen, das auf ihre Rüstung troff. Menelaos ’ rechte Hand, die leicht an se i nem mit Silber verzierten Schwert lag, schloss sich mit ingri m miger Wildheit um das Heft.
    Jetzt?
    Nicht jetzt.
    Wieso nicht? Wenn nicht jetzt, wann dann?
    Nicht jetzt.
    Die beiden widerstreitenden Stimmen in seinem schmerze n den Schädel – beides seine eigenen Stimmen, denn die Götter sprachen ja nicht mehr mit ihm – machten Menelaos verrückt.
    Warte, bis Hekto r den Scheiterhaufen anzündet. Dann handle.
    Menelaos blinzelte sich den Schweiß aus den Augen. Er wus s te nicht, welche Stimme das war – diejenige, die ihn zum Ha n deln drängte, oder die feige, die ihn zur Zurückhaltung mahnte –, aber er war mit dem Vorschlag einverstanden. Der Traue r zug hatte das riesige skäische Tor passiert und brachte Paris ’ verbrannten Leichnam – der nun unter einem seidenen Leiche n tuch verborgen lag – auf der Hauptstraße zum Marktplatz von Troja, wo zahllose Würdenträger und Helden warteten, während die Frauen – d a runter Helena – von der erhöhten Maue r tribüne aus zuschauten. Nur noch ein paar Minuten, dann würde der ältere Bruder des Toten, Hektor, den Scheite r haufen entzünden, und aller Augen würden auf die Flammen gerichtet sein, die den bereits verbran n ten Körper verzehrten. Genau der richtige Moment, um zu handeln – niemand wird mich bemerken, bis meine Klinge fünfundzwanzig Zent i meter tief in Helenas verräter i scher Brust steckt.
     
    Traditionell dauerten die Bestattungsfeierlichkeiten für Verblich e ne königlichen Geblüts wie Paris, Sohn des

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