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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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haben.
    «Lüge.»
    Sie überlegt. Wäre er im schlechten Fall nicht früher gegangen? Wenn sie ihm wichtig ist, wird er sich melden. Und zwar heute noch, alles andere wäre zu spät.
    «Stimmt.»
    «Hummeln im Bauch?»
    Ein bisschen vielleicht, aber in ihrem Alter wirft man nicht alles Hals über Kopf von Bord, sie darf sich ruhig ein bisschen Zeit lassen. Plötzlich zuckt sie zusammen. Neben Dieter ist ein Mann aufgetaucht. Sie sieht ihn nur schräg von der Seite, grau melierte Haare, schmale Adlernase. Ein Name blitzt in ihrem Hirn auf. Vor über vierzig Jahren hat er einen Sommer lang in Oldsum gewohnt. Also, nicht der Mann, der dort steht, sondern der, an den er sie erinnert.
    «Du glaubst es nicht, hier steht ein Typ, der sieht genauso aus wie Harry.»
    «Nicht ablenken, meine Liebe», sagt Carla.
    Harry. Komisch, ewige Zeiten hat sie nicht an ihn gedacht, und ausgerechnet an diesem wundervollen Morgen taucht dieser Doppelgänger von ihm auf und macht alles kaputt.
    «Er sieht wirklich aus wie Harry.»
    «Hallo?»
    «Ich hätte nie damit gerechnet, dass es mit Rainer so schön werden würde.»
    Das ist ihr jetzt einfach so rausgerutscht. Für sie ist es immer noch gewöhnungsbedürftig, dass Rainer und sie sich über den Computer kennengelernt haben, statt in einer Disco oder auf einer Party. Andererseits, in welche Disco sollte sie mit zweiundsechzig wohl gehen, um jemanden kennenzulernen?
    Der Doppelgänger dreht sich nun um und sieht kurz zu ihr hoch. Er hat wohl gespürt, dass sie ihn beobachtet. Maike huscht schnell einen Schritt zurück.
    «Du, das ist tatsächlich Harald Peterson!»
    Ruckartig zieht sie den Griff von ihrem Trolley hoch und eilt in den Salon. Dort sitzt als einziger Gast ihr Patient Dieter und schiebt sich gerade ein zweites Stück Käsekuchen hinein.
    Carla lacht. «Das muss ja phantastisch gewesen sein mit Rainer.»
    «Wieso?»
    «Wenn du so verwirrt bist, dass du in irgendwelchen Typen Harry siehst …»
    Harald betritt nun ebenfalls den Salon. Er ist es. Ohne jeden Zweifel. Natürlich sieht er älter aus, aber er hat sich gut gehalten. Allein die schwarzen Ringe unter den Augen lassen ihn etwas müde wirken. Er trägt ein lässiges Holzfällerhemd, Jeans und graue Basketballschuhe, die einigermaßen ausgelatscht sind: Der kann immer noch kräftig zupacken! Nur seine glatten Hände verraten, dass er kein Holzfäller oder Handwerker ist. Seine kurzen grau melierten Haare erinnern allerdings in keiner Weise an den kalifornischen Hippie von damals, der seine üppige blonde Mähne mit einem roten Stirnband bändigte und in bunten T-Shirts und indischen Pumphosen über die Marschwiesen der Insel lief.
    «Du bist verwirrt», freut sich Carla. «Mehr muss ich gar nicht wissen.»
    «Bis bald.» Gedankenverloren steckt sie ihr Handy ein. Auf keinen Fall darf er sie sehen.
    Sie nimmt ihren Trolley und verzieht sich aufs Autodeck, was sich als fataler Fehler erweist. Es ist nämlich nicht zu überhören, dass ihr jemand folgt.
    Neben ihr steht der riesige Meiereilaster von Dieter Trulsen. Kurzentschlossen stellt sie sich auf die erste Stufe und nimmt den Türgriff in die Hand. Sie hat Glück, der Lkw ist nicht abgeschlossen. Mit einem Ruck reißt sie die Tür auf und wirft ihren Trolley hinein. Dann klettert sie hinterher, zieht die Tür zu und versteckt sich im Fußraum unter dem Lenkrad.
    Rums!, wird die Tür aufgerissen.
    «Harald?», ruft sie erschrocken.
    Doch statt Harald steht Dieter vor ihr und macht große Augen: «Was machst du denn hier, Frau Dokter?»
    In seinem Mundwinkel hängen einige Kuchenkrümel. Sie pult sich aus dem Fußraum und hangelt sich auf den Beifahrersitz.
    «Entspannen.»
    Er schaut sie nachdenklich an. Harald ist nirgendwo auf dem Autodeck zu sehen, stattdessen sieht sie durch die riesige Frontscheibe den Hafen von Wyk auf sich zukommen.Gleich sind sie da. Sie schiebt ihren Trolley auf den Beifahrersitz und klettert hinüber.
    «Kann ich mit dir von Bord fahren?»
    Er verbirgt sein Staunen perfekt.
    «Geit klor.»

    Sie warten stumm, bis die Fähre anlegt, dann rollt sie mit Dieter an Land. Der wird nun auf Föhr herumerzählen, dass sie merkwürdig geworden ist. Aber das ist immer noch besser, als auf Harry zu treffen.

    Nachdem Dieter sie neben ihrem kleinen Toyota abgesetzt hat, fährt sie über die leere Landstraße durch die Marsch in das kleine Bauerndorf Oldsum, wo sie seit einigen Jahren wieder wohnt. Ihr Auto passt genau zwischen die beiden Ulmen vor dem

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