Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
in mir wieder der Wunsch wach, sie umzubringen. Wir hielten an einer Tür und die Vampirin kramte nach einem Schlüssel. »Ich finde sie schuldet Euch etwas.«
Ja, zumindest eine Entschuldigung! Aber die sollte ich nicht bekommen, nicht ein Wort sprach sie mit mir. Sie saß nur da und sprach kein Wort. Ungefähr zwei Stunden lang redete ich auf sie ein, flehte sie an mir zu sagen, wer alles eine Kopie dieses Videos besaß und warum sie uns das angetan hatte. Schließlich erhob ich mich und seufzte genervt. Gwendolin machte ein Gesicht, als wollte sie die Frau am liebsten solange würgen, bis sie mit der Sprache herausrückte.
»Nun gut, dann müssen wir Sie eben hier behalten, bis Sie mit uns reden wollen – wir haben Zeit«, sagte ich schließlich. Gwendolin nickte und zückte ein Handy. Hatte man hier überhaupt empfang?
An der Anmeldung warteten Vicky bereits sehnsüchtig auf mich. Neben ihr stand eine Menschenfrau und sah mich erwartungsvoll an.
»Sie hat nichts gesagt«, klärte ich die beiden auf.
»Eure Majestät, es wurde ein Paket für Euch abgegeben. Der Kurier wartete nebenan, er hat den Auftrag, es nur in Eure Hände zu geben.« Vicky drückte einen Knopf und faselte etwas in ihr Headset, was viel zu schnell für meine Ohren war. Aber ich wurde auch abgelenkt, denn die Menschenfrau kam auf mich zu und machte einen Knicks.
»Mein Name ist Yelina, Eure Majestät. Ich hatte bisher nie die Gelegenheit, Euch für das zu danken, was Ihr für mich und meinen Ilian getan habt.«
Was? Wer? Wo? Wovon sprach sie?
»Äh, kein Problem. Gern geschehen!« Notiz an mich: Elias nach Yelina fragen. Moment mal, das war ja jetzt schon die zweite in kürzester Zeit. Herrje, ich sollte mal meinen geistigen To-Do-Stapel abarbeiten!
»Eure Majestät?«, hörte ich eine dunkle Stimme von der Seite. Ich schrak zusammen und sah in verwunderte rote Augen.
»Dieses Paket kommt von meinem Herrn und ist für Euch alleine bestimmt.«
»Hey, Sie gehören bestimmt zu Merkutio, oder?« Niemand sonst schickte mir strenggeheime Nachrichten. Der Vampir nickte und schien sich zu freuen.
»Ihr erinnert Euch an mich.« Es war eher eine Aussage als eine Frage.
»Ja, na klar.« Keine Ahnung, ob ich ihn schon einmal gesehen hatte, aber wenn er es sagte, dann wird es wohl so gewesen sein. Langsam wollte ich wirklich heim, bevor ich in noch ein Fettnäpfchen trat. Es war in braunes Packpapier gewickelt und mit einer hellbraunen Schnur zugebunden. Wie herrlich altmodisch …
Ich fuhr mit zwei Wachvampiren zurück. Auf der Rückbank zog ich vorsichtig die Schnur von Merkutios Paket und wickelte den Inhalt aus. Ein Paar weißer, langer Satinhandschuhe fiel mir zusammen mit einem Umschlag in den Schoss. Ich nahm die Handschuhe und sah sie mir genauer an. Blassrosafarbene Knöpfe in Form von Rosen zierten den Saum. Ich nahm den Umschlag und öffnete ihn vorsichtig. Als ich die vertraute Schrift sah, musste ich lächeln.
Geliebte Königin,
sicherlich wunderst du dich bereits, warum ich dir alte, gebrauchte Handschuhe schicke.
Sie gehörten einst meiner wunderschönen Lilian und nun möchte ich sie dir schenken. Ich selbst habe keine Verwendung dafür und meine Tochter darf sie nicht tragen, worüber sie nicht allzu traurig ist, denn … nun ja, du kennst sie ja. Sie kommt eben doch nach mir.
Du hast mich einmal gefragt, wie es dazu gekommen ist, dass mir mein Leben, mein Ein und Alles, meine Lilian genommen wurde und heute bin ich bereit, es dir zumindest schriftlich zu erzählen.
Es war im Jahre des Herrn 1656. Es war Mai und Russland hatte Schweden den Krieg erklärt. Wir Ältesten machten uns auf den Weg in die jeweiligen Länder, um die dort ansässigen Vampire in Sicherheit zu bringen. Kriege drohten stets, unsere Verstecke offenzulegen und so ließ ich meine geliebte Lilian alleine zu Hause zurück.
Ich war vier Woche fort gewesen und als ich heimkehrte, empfing mich meine Frau unter Tränen. Der Grund, warum sie weinte, war leider nicht die Freude über meine Heimkehr. Lilian war schwanger, aber nicht von mir. Ein fruchtbarer Vampir war während meiner Abwesenheit über meine geliebte Frau hergefallen und hatte sie geschwängert. Lilian schämte sich zu Tode, doch ich versicherte ihr, dass sie keinen Grund dazu habe. Schließlich war sie das Opfer und nicht der Täter.
Du musst wissen, dass das Vampirgesetz in solch einem Fall vorsieht, dass der Vergewaltiger und seine Frucht getötet werden. Lilian brachte es aber nicht übers
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