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Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles

Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles

Titel: Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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sein.
    Als mein Vater und ich die halbrunde Eingangshalle des Hauses betraten, waren meine Mutter und Tante Batty schon irgendwo verschwunden.
    Die Eingangshalle selbst war mit hellem Marmor ausgelegt und an der Decke prangte in jeder Ecke ein Paar pummeliger Stuckengel, die früher, als man noch an Geister glaubte, wohl einmal alles Dämonische daran hindern sollten, das Haus zu betreten. Ich fand sie ehrlich gesagt ganz furchtbar scheußlich, aber Tante Batty schienen sie zu gefallen. Insgeheim hatte ich den Verdacht, dass sie sie meinetwegen dort oben hängen ließ. Von der Eingangshalle gingen etliche dunkle Holztüren in alle erdenklichen Richtungen ab. Als ich noch kleiner war, hatte ich hier oft Verstecken gespielt und mich dabei immer verlaufen. Ich hatte dann jedes Mal schluchzend und heulend in meinem Versteck gesessen, bis meine Mutter oder meine Tante mich gefunden und aus meiner misslichen Lage befreit hatten.
    Auch heute fand ich mich noch nicht wirklich in den unzähligen langen Fluren zurecht. Bei einem unserer letzten Besuche hatte ich mich nachts auf den Weg zur Toilette gemacht. Allerdings war ich dabei irgendwo falsch abgebogen und stand plötzlich in Tante Battys Abstellkammer. Zum Glück kam gerade in diesem Moment mein Onkel Ray dort vorbei. Er war für einen heimlichen Mitternachtssnack unterwegs in Richtung Küche gewesen. Mit der Heimlichkeit war es jedoch schnell vorbei, als ich gegen einen der Putzeimer stieß und alles in dem kleinen Raum mit großem Getöse in sich zusammenfiel. Keine zwei Minuten später kam Tante Batty auch schon zeternd den Flur entlang und schickte uns wie zwei kleine Kinder zurück ins Bett. Der arme Onkel Ray tat mir wirklich leid, wie sie ihn so herumkommandierte, aber irgendwie hatte uns dieses Erlebnis zu heimlichen Verbündeten gemacht. Ich konnte ihn oft dabei beobachten, wie er ihr hinter seiner Tageszeitung, hinter der er sich die meiste Zeit des Tages verschanzte, Grimassen schnitt oder vielsagend die Augen nach oben rollte. Ich musste dann immer aufpassen, dass ich nicht laut zu lachen begann, damit Tante Batty nichts davon mitbekam.
    Für gewöhnlich befand sich mein Gästezimmer im ersten Stock des Westflügels, das meiner Eltern hingegen im Erdgeschoss. Seit dem Tag, an dem ich meinen Koffer das erste Mal allein die Treppen hinauftragen musste, wusste ich genau, wie viele Stufen die Treppe hatte. Es waren neununddreißig! Da ich meinen Koffer aber jedes Mal, wider besseren Wissens, bis obenhin vollstopfte, fühlten sie sich an wie einhundertneununddreißig. Ich stieg also, den Koffer Stufe um Stufe nach oben wuchtend, die Treppe in den ersten Stock hinauf. Als ich oben ankam, war ich fix und fertig und brauchte erst einmal eine kurze Verschnaufpause. Meine Arme fühlten sich an, als sei ich gerade frisch von der Streckbank gekommen, und mir war unheimlich warm. Schließlich machte ich mich auf den Weg durch den Flur zu meinem Zimmer. Als ich den bronzenen Knauf der wuchtigen Holztür drehte, schnappte das Schloss mit einem satten Schmatzen auf. Tante Batty musste es wohl repariert haben lassen, denn bisher hatte es sich immer nur äußerst widerwillig und mit einem ungesund klingenden Knirschen bewegt. Das war auch der Grund, warum sie mich auf meinen nächtlichen Streifzügen jedes Mal erwischt hatte. Sozusagen eine altertümliche Alarmanlage. Als ich die Tür aufstieß, musste ich jedoch zu meiner Überraschung feststellen, dass das Zimmer bereits belegt war. Die Möbel waren an die Wände gerückt worden und überall standen lange Kleiderstangen, an denen altertümlich anmutende Kleider, Jacken und Hosen hingen. Es sah aus wie im Kostümverleih. Vor lauter Verwunderung bemerkte ich nicht, wie schwer der Koffer in meiner Hand mittlerweile geworden war und wie er sich langsam aus meinen Fingern löste, bis er mir mit einem dumpfen Plumps unsanft auf den Fuß fiel. Ich schrie auf vor Schreck und hüpfte, jaulend und meinen Fuß festhaltend, auf einem Bein den Flur auf und ab. Gleich darauf hörte ich Tante Batty hektisch die Treppe heraufeilen.
    »Was ist los? Ist irgendetwas passiert?«, fragte sie völlig außer Atem. Ein paar Haarsträhnen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst.
    »Mir ist der Koffer auf den Fuß gefallen«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Was machst du denn überhaupt hier oben?«, fragte sie, wobei sie verständnislos den Kopf schüttelte. »Ich habe dir diesmal ein Zimmer im anderen Flügel des Hauses

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