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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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etwas. Dr. Arthur legt Wert auf eine störungsfreie Atmosphäre in der Lodge. Seine Gäste sollen sich uneingeschränkt entspannen können. Dazu ist es Voraussetzung, dass Sie mir auch Ihr Handy aushändigen, sofern Sie eines mitgebracht haben.“
    Ondragon hob überrascht die Augenbrauen, aber insgeheim hatte er eine solche Maßnahme von Seiten der Klinik geahnt. Mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck griff er in die Innentasche seines Jacketts, zog ein Blackberry heraus und schob es über den Tresen. Sheila sah ihn unverwandt an.
    „Das zweite bitte auch!“, sagte sie im besten Drillsergeant Ton und mit ausgestreckter Hand.
    Mist! Ondragon fischte das iPhone aus seiner Hosentasche.
    „Und ich darf während der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal draufsehen?“
    „So ist es.“ Ihre Augen verrieten eindeutig Befriedigung, auch wenn sie versuchte ernst zu bleiben. Nur widerstrebend überließ er ihr den Sieg und legte das Mobiltelefon in ihre Hand. Die grünen Fingernägel schlossen sich darum wie die Blatthälften einer fleischfressenden Pflanze um eine Fliege.
    „Danke, Mr. Ondragon! Haben Sie einen Computer dabei? Ein Netbook oder Ähnliches? Internet ist nämlich auch tabu.“
    „Nein, ich habe keinen. Ich arbeite ausschließlich über mein iPhone, wenn ich unterwegs bin.“ Ondragon warf ihr einen grimmigen Blick zu.
    „Gut, dann wird Pete Ihnen jetzt Ihr Zimmer zeigen. Dr. Arthur empfängt Sie morgen früh um zehn Uhr in seinem Büro im zweiten Stock. Sie sind bereits bei ihm angemeldet. Um sieben Uhr gibt es Abendessen im Lakeview Salon im hinteren Gebäudeteil. Wenn Sie Fragen haben, dann wenden Sie sich an mich oder Pete. Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt.“
    Ondragon sparte sich seinen bissigen Kommentar, der ihm auf der Zunge lag, und zwinkerte Sheila stattdessen kumpelhaft zu.
    „Na dann, bis später“, sagte er und drehte sich zu dem Kofferjungen um. Mit beschwingtem Schritt ging er davon. Unauffällig strich er dabei, eine Hand in der Hosentasche, über sein drittes Handy.

    Während er Pete die Treppe hinauf in den dritten Stock folgte, musterte er den Hillbilly von hinten. Er mochte so um die fünfundzwanzig sein und hatte die Figur einer Vogelscheuche. Die ausgeleierte Jeans schlabberte um seine Beine, als wären sie aus biegsamem Bambus. Ondragon fragte sich, ob er noch andere Aufgaben hatte, als das Gepäck der Gäste zu tragen.
    „Woher kommen Sie denn, wenn ich fragen darf?“, erkundigte sich Pete und drehte sich im Gehen zu ihm um.
    „Aus L.A.“
    „Da kommen viele unserer Gäste her. California - Home of fruits and nuts !“ Pete kicherte und klang dabei wie eine schnatternde Ente. Ondragon bekam die Assoziation von Duffy Duck und Elmer Fudd, dem Jäger, nicht mehr aus dem Kopf.
    Oben angekommen wandte Pete sich nach links und stakste in seinen ausgelatschten Jagdstiefeln einen langen, mit Teppich ausgelegten Flur entlang, der von geschmackvollen Sitzgruppen aufgelockert wurde. Auch hier bestanden die Wände aus geschälten Baumstämmen, die allerdings in regelmäßigen Abständen von weinroten Türen unterbrochen wurden. Hier und da hingen einige Bilder. Im Vorbeigehen betrachtete Ondragon ein teuer gerahmtes Ölbild, das Indianer zeigte, die sich als Wolf getarnt im Schnee an eine Gruppe Kavallerie-Soldaten heranschlichen. Ein anderes hatte eine wildromantische Blockhütte im Wald als Motiv.
    Eine der Türen öffnete sich, und ein Mann in einem peinlichen Designer-Freizeitanzug trat heraus auf den Flur.
    „Hey, Mr. Shamgood, wie geht’s?“, grüßte Pete ihn im Vorbeigehen und tippte an den Schirm seiner Baseballkappe.
    „Danke, scheint, mein Tag wird immer besser!“ Mr. Shamgood ließ anzüglich die Augenbrauen tanzen und sah dabei Ondragon von unten bis oben an.
    „Na, dann ...“ Pete schlurfte weiter, doch Ondragon konnte deutlich spüren, wie Mr. Shamgood ihm interessiert nachsah. Er meinte sogar ein leises Pfeifen zu hören. Ärgerlich biss er die Zähne zusammen.
    „So, Mr. On Drägn , da wären wir. Das ist Ihr Zimmer, Nummer 6.“ Pete öffnete die Tür, trat ein und stellte die Taschen auf eine große Holztruhe am Fußende des Bettes. Ondragons Blick fiel sofort auf den Balkon und die grandiose Aussicht.
    „Wow!“, sagte er, öffnete die Balkontür und ging hinaus.
    „Nicht schlecht, was? Das ist der Little Moose Lake.“ Pete trat neben ihn und zeigte auf den klaren Bergsee, aus dem rundgeschliffene Felseninseln mit Kiefernbewuchs ragten. Schilf und

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