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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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den Griff!“ Er streckte seinem Spiegelbild mit einem sarkastischen Grinsen eine Hand hin. „Gestatten, Ondragon Consulting, ich löse Ihre Probleme, schnell, zuverlässig und sauber, aber fragen Sie nicht nach meinen eigenen!“ Er seufzte, nahm sich das Halfter mit der Sig Sauer ab und legte es zu dem Telefon in den Nachttisch. Ein Mann wie er hatte nicht nur Freunde.
    Sein Blick fiel auf einen Stapel mit losen Papieren, der von einer Banderole zusammengehalten wurde. Golden Rules stand auf dem obersten Blatt - offenbar eine spezielle Ausfertigung eigens für ihn. Er schaute auf seine Uhr am Handgelenk. Noch zwanzig Minuten bis zum Abendessen. Er entfernte die Banderole, legte das Deckblatt beiseite und begann zu lesen.

2. Kapitel

    1835, Kabetogama, die Farm der Walcotts

    „Das waren bestimmt die verdammten Rothäute!“
    „Red’ nicht so einen Blödsinn, Hancock!“
    „Aber wer soll das denn sonst getan haben? Sehen Sie sich diese abscheuliche Sauerei doch einmal an, Lieutenant. Jesus, Maria und Joseph! Sogar die Kinder haben sie nicht verschont!“
    „Das sehe ich!“ Mit finsterem Blick stapfte Lieutenant Stafford durch den Schnee vor der Tür des Blockhauses, das den Walcotts gehörte, während sein Sergeant im Innern die Lage begutachtete. Beide hielten sich ein Tuch vor die Nase, da der widerliche Gestank aus der Hütte mittlerweile das ganze Gelände verpestete.
    Alan Parker und seine beiden Begleiter warteten etwas abseits bei ihren Pferden. Sie hatten die Soldaten vom nahegelegenen Fort Frances in einem atemlosen Zweitagesritt hierher geführt. Mittlerweile hatte es Neuschnee gegeben. Einen Fuß hoch lag er auf der Lichtung, dem Dach der Blockhütte und bog die Zweige der Weißkiefern ringsherum gefährlich nach unten. Selbstverständlich war auch von den Spuren nichts mehr zu sehen.
    Nasskalt schnitt den Fallenstellern die Luft in die Lungen, und sie zogen sich die Pelzkrägen ihrer dicken Mäntel enger um den Hals. Ihr Atem stieg als kleine, weiße Wölkchen auf. Es war Ende März und es würde noch dauern, bis der Frühling käme.
    Ein weiterer Fluch drang aus dem Haus.
    Der Lieutenant kam zu ihnen herüber. Seinen Säbel und die goldene Offiziersplakette trug er für jedermann offen sichtbar über dem akkurat zugeknöpften Feldmantel aus grauer Wolle. Sein Blick war ernst und das Gesicht unter dem schwarzen Offiziershut blass. Der Colonel von Fort Frances hatte ihn abgestellt, den Fall zu untersuchen und gegebenenfalls erste Schritte zur Aufklärung der Morde in die Wege zu leiten. Der Lieutenant erweckte den Anschein, ein sehr gewissenhafter Mann zu sein, wenn auch seine Haltung etwas zu arrogant wirkte für die Wildnis, fand Parker.
    „Nun, Mr. Parker?“ Auch sein Akzent war übertrieben aristokratisch. „Erzählen Sie mir doch noch einmal, was geschehen ist und was Sie gesehen haben. Vielleicht fällt Ihnen, jetzt da wir hier vor Ort sind, noch etwas ein.“ Er zückte erneut sein Notizbuch und leckte die Spitze des Bleistiftes an. Seine Zunge war schon ganz schwarz.
    Parker berichtete ihm zum wiederholten Male, dass sie auf dem Weg von ihren Jagdgründen zur Handelsstation gewesen waren und hier eine Rast hatten einlegen wollen. Die Walcotts waren gute Freunde, und umso schockierender war es für sie gewesen, die Farmersfamilie derart fürchterlich zugerichtet vorzufinden.
    In Parkers Kehle bildete sich ein salziger Knoten. Er war ein hartgesottener Kerl, lebte seit seinem zwölften Lebensjahr draußen in den Wäldern, aber was mit den Walcotts geschehen war, hatte selbst ihn verängstigt. Er versuchte den Knoten mitsamt den schlimmen Erinnerungen herunterzuschlucken. Es gelang ihm nicht. Frisch blühten die Bilder vor seinem geistigen Auge auf, als seien sie gerade erst passiert:
    Er hatte die Tür zu der Blockhütte geöffnet und den schlimmsten Alptraum befreit, der auf dieser Erde wandelt. Der zottelige Schatten stand in der Türöffnung. Stehen war eigentlich nicht ganz richtig, hocken war der bessere Ausdruck dafür, denn der Schatten war riesig und hätte gar nicht aufrecht unter dem Türsturz hindurchgepasst. Er wirkte wie eine gewaltige, behaarte Heuschrecke mit zusammengefalteten Beinen, bereit zum Sprung.
    Noch bevor Parker das Ding genauer betrachten konnte, schnellte es auf ihn los. Augenblicklich hüllten ihn graue Fellzotteln und ein bestialischer Gestank ein und drohten ihn zu ersticken. Er spürte einen knochigen Körper mit schmerzhafter Wucht gegen seine Brust

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