Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
Wenn ich aber hier in Kanada bleiben sollte – und ich möchte auf jeden Fall ins politische Fach – dann ist indianisch unerlässlich!“
„Seltsam! Bei dir verstehe ich das multikulturelle Interesse ja, aber wie ist denn Dan auf die Idee mit der Diplomatie gekommen?“
„Durch meinen Vater natürlich! Die beiden verstehen sich großartig. Mein Vater hält Dan für zielstrebig genug, in dem Job Karriere zu machen und Dan sieht meinen Vater wohl als sein Vorbild an.“
„Und Jeannie? Hält sie mit oder lasst ihr sie allein zurück?“
Sammy seufzte tief.
„Momentan kommt es mir wirklich etwas so vor! Sie ist nicht so wild auf Schulen und Lernen und hat eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau gemacht.
Sie arbeitet als Modeeinkäuferin hier bei Colson, dem Schickimicki-Shoppingcenter. Dafür ist sie wirklich prädestiniert, denn sie hat einen klasse Geschmack, was Mode angeht. Es macht ihr auch sehr viel Spaß und sie ist wirklich hier in Kingston fest verwurzelt. Jeannie kann ich mir woanders einfach nicht vorstellen!“
„Wie geht es bei dir und Dan weiter?“
Sammy warf ihm einen forschenden Blick der Art `was genau meinst du damit´ zu, antwortete aber rein beruflich gesehen:
„Ich bin im Juli hier fertig mit der Uni. Nächste Woche beginnen die ersten Prüfungen, dann habe ich ein Volontariat beim Coursier de Montréal bekommen. Und Dan hat gestern die Zusage bekommen, dass er Assistent bei Senator Ferguson in Ottawa wird. Bei ihm kommen erst mal ein, zwei Jahre Inlandseinsatz, und wenn er sich dabei profiliert, wird ihm normalerweise ein Botschafts-Assistenzposten im unproblematischen Ausland angeboten. Sobald einer frei ist natürlich, und das kann sich ziehen!“
„Das heißt: Eure WG zerfällt noch diesen Sommer! Wie fühlst du dich dabei?“
Sammy schwieg und blickte über das Tal.
Unter großem Geschrei war eine Formation von Kanadagänsen in der Nähe des kleinen Flusses gelandet. Sammy liebte an Kanada neben seiner unendlichen Weite vor allem die Tiervielfalt. Sie hatte von diesem Aussichtspunkt auch schon oft Adler und Reiher gesehen.
In den Wäldern konnte man auch mühelos auf Stinktiere und Stachelschweine treffen. Ausflüge in die Wälder machte sie aber nie alleine. Die Gefahr auf einen, in seiner Ruhe gestörten , Luchs zu treffen, war nicht von der Hand zu weisen.
Nach einer Weile – Larry dachte schon, Sammy hätte seine Frage ignoriert – sagte sie leise, mit Tränen in den Augen:
„Furchtbar! Ich fühle mich, wie wenn mich jemand allein in einer trostlosen Einöde aussetzt. Ich habe immer darauf hin gearbeitet, mal von Kingston wegzugehen.
Aber in meinen Träumen waren Jeannie und Dan bei mir oder auch mein Vater!“
Larry verbiss sich eine Bemerkung darüber, dass sie mit ihrer Ausbildung genau zu Dans Zukunft passen würde. Er war sich sicher, dass das kein unwesentlicher Gedanke bei ihrer Berufswahl gewesen war. Und er konnte es sogar verstehen.
Die beiden würden gut zueinander passen! Sammy würde überall mitgehen und überall zurechtkommen, mit Dan an der Seite. Das Tragische an der Sache war, dass Larry nicht das Gefühl hatte, dass Dan in ihr mehr als eine Kindheitsfreundin sah. Oder auch viel mehr, nämlich eine Schwester, aber auf keinen Fall die zukünftige Mrs. Cameron! Da würde Sammy schon stärkere Geschütze auffahren müssen, als lange sprechende Blicke, damit ihm ihre gänzlich andere Einstellung auffiele.
Larry beschloss den Schritt nach vorne.
„Weiß Dan, dass du ihn liebst?“
Sammy sah ihn kühl an.
„Ich wüsste nicht, dass dich das etwas anginge!“
„Sammy, natürlich geht es mich nichts an! Es kann mir ja eigentlich auch egal sein. Ich bin in ein paar Wochen wieder weg. Aber ich kenne Dan auch ein bisschen und ich denke, du bist für ihn wie eine kleine Schwester. Er kümmert sich um dich, passt auf, wer sich für dich interessiert und ob dir nichts passieren kann. Aber er sieht dich nicht als Frau! Und ohne einen deutlichen Hinweis deinerseits wird er es nicht merken, dass du nicht mehr die kleine Schwester bist, beziehungsweise es nicht mehr sein willst!“
Sammy wollte schon erbost aufbrausen, als sie in seinen sanften Augen das Mitleid sah.
Er meinte es tatsächlich nur gut mit ihr! Kaum zu glauben, dieser Mann kannte sie seit einem halben Tag und erteilte ihr schon Ratschläge in Liebesangelegenheiten.
Andererseits hatte er wahrscheinlich sogar Recht! Aber was sollte sie ändern?
Sie konnte sich nicht Dan an den
Weitere Kostenlose Bücher