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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Testament meines Großvaters. Es hat da einen Formfehler gegeben, ich weiß nicht genau, was für einen. Großvater wollte das Testament noch ändern, als seine Söhne einberufen wurden, hat es dann aber doch nicht getan. Als mein Vater fiel, erlitt Großvater einen Schlaganfall und war binnen einer Woche tot. Im Testament war nun für mögliche Enkelkinder nicht vorgesorgt. Bei der Abfassung hat mein Großvater wohl nicht damit gerechnet, daß einer seiner Söhne vor ihm sterben könnte.«
    Dennis hatte einen Pfiff ausgestoßen. »Dumm, daß er es nicht sofort geändert hat, als seine Söhne eingezogen wurden oder als dein Vater heiratete. Dein Onkel hat also alles geerbt und hat jetzt das Gefühl, daß er uns etwas schuldet. Eigentlich sehr anständig. Diesmal müßte uns das wirklich auf die Beine helfen.«
    Was jedoch nicht der Fall war. Wahrscheinlich gab es nichts, was Dennis auf eigene Füße gestellt hätte. Seine Beinverletzung machte ihm arg zu schaffen. Die Farm war sehr groß, das Land rauh, schwierig zu bebauen und überreich an steilen, in Höhen über tausend Fuß reichenden Geröllhängen. Ständig waren Reparaturen und Verbesserungen nötig, die Kosten stiegen mit jedem Jahr, und aus einem Grund, den nur Judy zu verstehen schien, konnten ihre Einnahmen mit den Ausgaben nicht Schritt halten. Aber Dennis hatte natürlich sein Bestes getan.
    Vor drei Jahren war er dann plötzlich an einer Lungenentzündung gestorben. »Sein Gesundheitszustand ist durch Überarbeitung und sein Leiden ständig geschwächt worden«, hatte der Arzt damals gesagt und insgeheim hinzugefügt: »Und durch reichlichen Alkoholgenuß nicht eben günstig beeinflußt worden.«
    Vielleicht war es ein Glück, daß sie nur ein einziges Kind bekommen hatten. Judy hatte mit sechzehn die Schule verlassen müssen, da Begräbniskosten und Löhne ihnen kein Geld für den weiteren Schulbesuch gelassen hatten. Seit damals hatte Judy ihr Bestes gegeben. Sie liebte und verstand dieses Land, wie Dora es nie fertigbrachte, und packte überall wie ein Mann zu. Trotzdem war es mit der Farm bergab gegangen. Die Diebereien eines unehrlichen Verwalters hatten ihnen endgültig den Rest gegeben, so daß sie trotz günstiger landwirtschaftlicher Preise ihren verschiedenen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnten.
    Armer Onkel Robert, dachte Dora. Das mußte ein harter Schlag für ihn sein, so kurze Zeit nachdem er in den Ruhestand getreten war. Und jetzt hatte Judy sich auch noch verspätet und war in ihrer Arbeitskluft zur Bushaltestelle gefahren. Das war kein sehr guter Anfang.
    Robert Macalister hing unterdessen ähnlichen Gedanken nach. Da stand er nun, eine große, hagere Gestalt, und wartete auf der Veranda des rohgezimmerten Dorfladens, vor dem der Linienbus ihn abgesetzt hatte. Der Bus war diesmal überpünktlich gewesen, und Robert wartete bereits seit einer knappen halben Stunde. Es war heiß, und die lange Fahrt — zunächst per Schiff, dann im Zug und schließlich in diesem unbequemen, rumpelnden Bus — hatte ihn geradezu erschöpft. Dora hätte wirklich pünktlicher sein können.
    Einige Minuten später fuhr ein alter schäbiger Wagen unter Bremsenquietschen vor. Mr. Macalister beobachtete ihn gleichgültig. Der Wagen war uralt und sah aus, als wäre er noch nie gewaschen worden. Ein Mädchen sprang heraus, eine kleine knabenhafte Figur mit wirrem Haar und großen grauen Augen. Sie wirkte ärmlich und nicht sonderlich sauber. Und was noch ärger war, sie steckte in Hosen, eine Mode, die Robert mißbilligte. Anmut und Weiblichkeit waren Eigenschaften, die er bei Frauen sehr schätzte, und diesem Mädchen fehlte beides. Er sah auf die Uhr und seufzte verärgert. Würde denn Dora überhaupt nicht kommen?
    Da ließ ihn eine Stimme neben sich erschrocken zusammenfahren. »Onkel Robert? Natürlich mußt du es sein, obwohl du nicht...« Judy war sehr nervös. Zu ihrem Entsetzen merkte sie, daß ihr fast herausgerutscht wäre: »... obwohl du nicht fett bist und rund wie ein Faß, wie Terry behauptet hat.« Sie streckte Robert ihre grobe kleine Hand entgegen und korrigierte eilig ihren Satz: »Du bist ja gar nicht mein Onkel, sondern mein Großonkel, aber dabei bricht man sich ja die Zunge, nicht wahr?« Ganz überflüssigerweise — denn Robert war klar geworden, wer sie war — fügte sie hinzu: »Ich bin Judy.«
    Das war ein Schlag. Robert wußte von Frauen nur wenig. In seiner Stellung als Hauspräfekt hatte er natürlich gelegentlich mit

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