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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Müttern Gespräche geführt, hatte er Schwestern von Schülern kennengelernt, aber nur ganz flüchtig und oberflächlich. Doch seit dem Tod seiner jungen Frau vor fünfunddreißig Jahren hatte er weibliche Gesellschaft gemieden. Er wußte, daß moderne junge Frauen seiner Generation in mancher Hinsicht fremd waren, doch wollte er sich, großzügig wie er war, kein vorschnelles Urteil erlauben. Ungeachtet seiner Toleranz hatte er aber nie erwartet, einer Nichte zu begegnen, die Arbeitshosen trug, ein Knabenhemd mit offenem Kragen und weder Handschuhe noch Hut. Im Augenblick fehlten ihm die Worte, obwohl er eigentlich herzlich sein wollte.
    Judy hingegen hatte sich bereits erholt. Mit ihrem freundlichsten Lächeln sagte sie: »Mir tut es schrecklich leid, daß ich mich verspätet habe und in diesem Aufzug daherkomme, aber der Bulle ist uns entlaufen, und ich mußte ihn in seinen Pferch zurückschaffen.«
    Das war ja noch schrecklicher. Robert sah dieses zierliche junge Mädchen vor sich, und es überlief ihn kalt, wenn er sich vorstellte, daß sie sich mit einem wildgewordenen Bullen abmühte. Er versuchte ihr Lächeln zu erwidern. »Das spielt doch wirklich keine Rolle. Ich hoffe sehr, daß es deiner Mutter gut geht. Eigentlich habe ich gehofft, sie würde mich abholen.« Verärgert merkte er, daß das hochtrabend klang.
    »Mutter? Ach, der geht es immer gut, sie fährt aber nicht Auto, deswegen dachte sie, es wäre netter, wenn sie dich zu Hause erwartet.«
    Ohne weitere Worte zu verlieren, packte sie trotz seiner Proteste den schwereren der zwei Koffer und wuchtete ihn auf den Rücksitz. »Es dauert noch eine kleine Minute. Ich muß ein paar Sachen abholen, die aber schon bereit sind. Setz dich hinein, ich bin gleich wieder da.«
    Seit Jahren hatte mit Robert niemand mehr so gesprochen. Müde und ziemlich steif stieg er ein und fragte sich mit ironischem Lächeln, was ihm wohl noch bevorstünde.
    Judy war rasch wieder da, gefolgt von einem beleibten, freundlichen Ladeninhaber, der einige Päckchen in der Hand hielt. »Nicht in den Kofferraum, Harry«, sagte Judy. »Ich habe heute ein krankes Mutterschaf darin transportiert und ihn noch nicht saubergemacht. Stell das Zeug doch auf den Rücksitz, aber weg von den Koffern. Der Zucker rieselt schon heraus, und das Fleisch näßt durch.«
    Ihr Onkel konnte nicht umhin, einen nervösen Blick nach hinten zu werfen. Sein Gepäck war immer makellos. Seine Haushälterin, Mrs. Mills, hatte dafür — wie auch sonst für alles — gesorgt. Das Fleisch da hinten gefiel ihm gar nicht. Harry aber lachte gutgelaunt und sagte: »Judy, bei deinem Fahrtempo hat das Fleisch keine Zeit durchzunässen. Aber halte deine Augen offen. Johnny ist mit seinem Laster unterwegs, er ist in ziemlich guter Stimmung.«
    »Danke, ich passe auf. Wenn er in guter Stimmung ist, möchte er die ganze Straße für sich allein!« Und damit winkte ihm Judy freundlich zu.
    In guter Stimmung? Robert warf seiner Nichte einen unbehaglichen Blick zu. Was sollte das heißen? Zu seinem Unbehagen gesellte sich ein düsterer Verdacht. Der heutige Tag hatte ihm seine erste Bekanntschaft mit Hinterlandstraßen gebracht, und das war wahrlich kein Genuß gewesen. Der Busfahrer, ein fröhlicher Maori, hatte ihn in größtes Erstaunen versetzt, indem er endlos Pakete in Postkästen am Straßenrand warf, unzählige Zeitungen gegen entfernte Tore schleuderte und es trotz allem schaffte, sein unbeholfenes Gefährt um alarmierende Kurven auf steilen und schmalen Straßen zu steuern.
    Diese Straße hier war zwar ebener, aber noch viel schmäler. Man mußte bloß für eines dankbar sein: Judy brauchte keine Zeitungen abzuwerfen und konnte daher ihre Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Straße richten. Er hatte das Gefühl, daß dies dringend nötig war.
    Plötzlich sagte sie: »Bis zu uns geht es ein wenig auf und ab. Der Fluß unter dem Haus ist eine halbe Meile von uns schon von den Gezeiten beeinflußt. Ach, da ist ja Johnny. Ein wahrer Segen.«
    Robert konnte ihr nicht beipflichten. Der riesige, starke Laster fegte um eine Kurve und nahm dabei, wie Judy es vorausgesagt hatte, den Großteil der Straße in Anspruch. Geistesgegenwärtig und schnell gab sie Gas, streifte dabei fast den Rand dessen, was ihrem entsetzten Fahrgast als regelrechter Abgrund erschien, und fuhr mit einem Abstand von vier Zoll am anderen Fahrzeug vorbei. Der heitere Johnny ließ auf seiner Hupe eine Fanfare erklingen, als Tribut an ihre Fahrkünste

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